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Das Gift der alten Heimat

Das Gift der alten Heimat

Titel: Das Gift der alten Heimat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Polizeichef klammerte sich an einen Strohhalm.
    »Ist das absolut sicher, daß der das auch ist?« krächzte er schließlich.
    »Laut Aussage des diensttuenden Revierleiters absolut!« antwortete Wachtmeister Porten.
    »Wer ist der diensttuende Revierleiter?«
    »Hauptwachtmeister Schäfer.«
    »Auch das noch!« stöhnte der Polizeichef. Ihm war bekannt, wie Schäfer herumzubrüllen pflegte. Bis zu dieser Stunde war das dessen dienstlicher Qualifikation nur förderlich gewesen. Aber jetzt …
    »Schäfer?« sagte der Sparkassendirektor zum Polizeichef. »Ist das nicht dein schärfster Hund?«
    »Der macht den restlos fertig«, stöhnte der Polizeichef.
    »Nein, Herr Polizeirat«, ließ sich da Wachtmeister Porten vernehmen. »Ich soll Ihnen melden, daß er ihn bewirtet.«
    »Bewirtet?«
    »Mit Alkohol.«
    Ein Silberstreif am Horizont zeigte sich dem Polizeichef, leider nur einen kurzen Moment, denn auf die Frage, worin das Angebot Schäfers bestünde – ob in Wein, Bier oder Schnaps? –, erwiderte Porten: »Zur Verfügung stand nur ein Magenbitter.«
    Am liebsten wäre der große, mächtige Chef seinem kleinen Untergebenen ins Gesicht gesprungen, als er das hörte.
    »Ihr baut doch alle nur Scheiße!« fing er an zu toben. »Laßt euch von Negern fertigmachen! Erkennt nicht, wen ihr vor euch habt! Seid blind!« Er sprang vom Stuhl hoch, baute sich vor Porten auf. »Haben Sie nicht gesehen, was der Mann hier getrunken hat? Den besten Wein des Hauses? Die Flasche zu fünfzig Mark? Haben Sie das nicht gesehen?«
    »Nein, Herr Polizeirat«, antwortete Porten unbedacht.
    »Waaas?!« schrie der Polizeirat. »Sie haben nicht die Flaschen auf dem Tisch gesehen?!«
    »Doch, die Flaschen schon – aber nicht die Qualität und die Preise.«
    »Die Flaschen hätten Ihnen genügen müssen!«
    »Das hätten sie, jawohl«, nickte Porten, um den Chef nicht noch mehr zu reizen.
    »Wie konnten Sie es dann auf dem Revier zulassen, daß dieser Mann mit Magenbitter traktiert wird?«
    Wachtmeister Porten verstummte. Was hätte er auch sagen sollen? Der Vorwurf war zu gewaltig. Die wegwerfende Handbewegung, die der Chef machte, sagte alles.
    »Gehen wir!« entschied er und ließ sich vom Wachtmeister mit Blaulicht zum Revier fahren.
    Hauptwachtmeister Schäfer sprach mit Johnny Miller schon seit einiger Zeit über menschliche Irrtümer, die unvermeidlich seien, als die Tür des Reviers aufflog und der Polizeichef hereinstürmte.
    »Schäfer!«
    »Herr Polizeirat?«
    »Verschwinden Sie!«
    Dagegen hatte der Hauptwachtmeister nichts einzuwenden. Geschwind schlüpfte er in den Nebenraum. Er fühlte längst, daß ihm die Aufgabe hier über den Kopf gewachsen war.
    »Schäfer!« rief ihn der Chef zurück.
    »Herr Polizeirat?«
    »Nehmen Sie dieses Zeug mit!« Der Chef zeigte auf die Flasche auf dem Tisch. »Die Gläser auch!«
    Erstaunlicherweise befand sich in der Flasche nur noch ein kleiner Rest. Der Polizeichef war aber zu aufgeregt, um sich darüber Gedanken zu machen. Dann ließ er sich auf Schäfers Stuhl nieder, betrachtete mit den Augen eines anhänglichen, treuen Bernhardiners John Miller, der ihm auf der anderen Seite des Schreibtisches gegenübersaß, hob hilflos die ausgestreckten, halb ausgebreiteten Hände, ließ sie auf die Tischplatte fallen und seufzte: »Mister Miller … was soll ich sagen … ich bin ratlos … die Situation –«
    »Woher kennen Sie mich plötzlich?« unterbrach ironisch Johnny.
    Das schockte den Polizeichef ein bißchen.
    »Sie sind doch Mister Miller aus Chicago?«
    »Ja, bin ich«, nickte Johnny. »Aber überzeugt habt ihr euch davon immer noch nicht …«
    »Wieso nicht?«
    »Mein Ausweis liegt nach wie vor im Haus meines Neffen Paul Müller.«
    Darauf lächelte der Polizeichef sonnig.
    »Ich kenne Ihren Neffen sehr gut, Mister Miller. Ein prima Mann. Wir sind Schützenbrüder …«
    »Er ist geschäftlich verreist. Seine Frau würde sich Sorgen machen, wenn plötzlich einer von der Polizei vor ihrer Tür stünde.«
    »Aber nein, Mister Miller, das ist doch erledigt. Wir brauchen Ihren Ausweis nicht mehr. Jeder sieht, daß Sie die Wahrheit sprechen.«
    »Haben Sie Ihr Wort gehalten?«
    »Welches Wort?«
    »Daß keine Fahndung nach meinen drei Freunden ausgelöst wird?«
    »Das lag doch im beiderseitigem Interesse, Mister Miller.«
    »Und was ist mit der Anzeige gegen mich wegen Beleidigung?«
    »Was soll mit der noch sein – nichts!«
    »Ich hätte aber gar nichts dagegen, wenn die nicht unter den

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