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Das Gift der alten Heimat

Das Gift der alten Heimat

Titel: Das Gift der alten Heimat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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–«
    »Keine Widerrede!« schnitt sie ihm das Wort ab.
    »Bitte«, kapitulierte er. »Ich wollte dir das ja nur abnehmen.«
    »Möchtest du mit deinem Onkel noch einmal sprechen?«
    »Nicht nötig«, erwiderte Huldrich. »Was macht ihr denn zusammen?«
    »Wir unterhalten uns.«
    Huldrich dämpfte seine Stimme.
    »Ihr seid euch ja schon ganz schön nahegekommen.«
    »Wieso?«
    »Na ja«, meinte er mit gezwungenem, gedämpften Lachen, »John … Evy …«
    »Sei nicht albern, Huldrich!«
    »Gib acht, daß er dich nicht anpumpt.«
    Eine steile Falte erschien über Evys Nasenwurzel. Das war ein Zeichen aufkommenden Unmuts bei ihr.
    »Ich mache jetzt Schluß, Huldrich. Gute Nacht!« Und sie legte auf.
    »Hat er Sie geärgert?« fragte John Miller sie.
    »Nein«, log sie.
    »Doch«, grinste er. »Ich kann mir auch denken, womit.«
    »Sie irren sich, er hat mich nicht geärgert.«
    »Doch«, wiederholte er. »Soll ich es Ihnen sagen, womit?«
    Evy wurde unsicher.
    »Haben Sie mitgehört?«
    »Nein, so gut sind meine Ohren nicht mehr, aber trotzdem weiß ich es.«
    »Sie haben eine rege Fantasie, scheint mir.«
    »Und die sagt mir«, grinste er, »daß er Sie vor mir gewarnt hat.«
    »Nein, keinesfalls!« beteuerte Evy, errötete aber dabei. »Wie kommen Sie darauf?«
    »Sie sollen sich von mir nicht finanziell schädigen lassen«, sagte, unaufhörlich grinsend, Miller.
    Und überrumpelt stotterte Evy: »Er … er hat sicher nur gescherzt.«
    »Nein«, schüttelte Miller den Kopf, »das hat er nicht. Ihre Interessen sind ihm nämlich wichtig. Und wissen Sie, warum?«
    »Warum?«
    »Weil er Sie liebt.«
    Abermals war die steile Falte über Evys Nasenwurzel da.
    »Sehen Sie, John, das macht mich immer wieder so wütend auf ihn. Diskretion ist ein Fremdwort für ihn.«
    »Wenn Sie damit sagen wollen, daß Sie glauben, daß er mir gegenüber von seinen Gefühlen zu Ihnen gesprochen hat, so irren Sie. Das hat er nicht!«
    »Nicht?« antwortete Evy ungläubig.
    »Er hat Sie ein paarmal erwähnt, und das genügte mir. Ich habe ihn mir dabei angesehen und, was noch aufschlußreicher ist, angehört. Damit war für mich der Fall klar. Schon, wie er Ihren Namen ausspricht!«
    »Ach was!« meinte Evy dazu. »Meinen Namen spricht er aus wie jeden anderen auch!«
    »Irrtum, mein liebes Kind!« John Miller liebte den Spott, auch wenn er selbst davon betroffen war. »Dann hören Sie sich mal an«, fuhr er fort, »wie er den meinen ausspricht, besonders seit er weiß, daß seine Erwartungen, die er mit meinem Besuch verknüpft hat, Illusionen waren.«
    »Es ist eine Schande, daß es soweit kommen mußte mit ihm!« sagte Evy bitter.
    Miller nickte.
    »Sie verurteilen ihn völlig zu Recht, Evy. Von einer Frau wie Ihnen kann ein Mann wie er gar nichts anderes erwarten, das ist klar. Deshalb sollte er einsehen, daß er sich mit seinen Gefühlen bei Ihnen nur lächerlich macht.«
    »Lächerlich«, erhob die Baroneß einen leichten Widerspruch, »will ich nicht sagen.«
    »Was dann?«
    Evy sah die Gefahr vor sich, schon zuviel gesagt zu haben. Sie meinte deshalb rasch: »Ich denke an Waldfels. Was er damit macht, kann man nicht gutheißen.«
    »Nein.«
    »Das schreit zum Himmel!«
    »Bald nicht mehr, dann ist alles vorbei«, sagte Miller mit unbewegter Miene. »Der Versteigerungstermin steht vor der Tür.«
    Evy v. Eibenhain schien plötzlich Mühe zu haben, die Tränen zu unterdrücken.
    »Dieses herrliche Besitztum!« weinte sie fast. »Und was tut er dann?«
    »Wer?«
    »Ihr Neffe?«
    John Miller zuckte scheinbar gleichgültig die Achseln.
    »Dann wird er sich erschießen.«
    Evy starrte ihn an. Es verging eine Weile tödlicher Stille, bis Evy sich dazu zwingen konnte, zu sagen: »Das glauben Sie doch selbst nicht?«
    »Doch.«
    Obwohl die Baroneß schon von derselben Ahnung beim Anruf Huldrichs beschlichen worden war, sträubte sie sich nun dagegen, die Gewißheit zu akzeptieren.
    »Das glaube ich nicht!« sagte sie.
    »Ich schon.«
    »Aber das können Sie doch nicht zulassen – als sein Verwandter!«
    »Wie soll ich's denn verhindern?«
    »Indem Sie ihn mit nach Amerika nehmen.«
    Miller lachte kurz auf.
    »Dieselbe Idee hatte auch schon der Verwalter Trenkler.«
    »Das liegt ja auch nahe.«
    »Hat Huldrich Ihnen denn nicht gesagt, daß Amerika für mich derzeit ein heißes Pflaster ist?«
    »Doch, aber könnten Sie ihn nicht erstmal allein rüberschicken?«
    »Zu wem?«
    »Zu Ihrer Familie.«
    Miller zerstörte auch diese Hoffnung der

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