Das Gift der Drachen Drachen3
als wäre er eine Titte.
Der Geschmack des Giftes explodierte in meinem Mund. Langbein sprang zu mir und bellte mich an. Ich sah zu ihr hoch; mir schillerte alles vor Augen. Ihr verschwommenes Bild deutete wütend auf die Escoas. Sie wollte, dass ich das Gift für sie verwendete.
»Du verstehst das nicht«, erwiderte ich heiser. »Ich brauche dieses Gift, ich!«
Ihre Miene verriet abgrundtiefe Verachtung.
Keine Halbheiten.
Ich brüllte vor Frustration. Ich spie Beleidigungen aus, zuckte wie eine Irre und rappelte mich mühsam hoch. Einen Moment stand ich schwankend da, während die wenigen, kostbaren Tropfen des Giftes, die ich getrunken hatte, wie schwache Kerzenflammen mein Blut erwärmten. Ich hasste Langbein, ihren so verächtlichen Blick.
»Ich muss einen Breiumschlag zubereiten«, stieß ich hervor. »Ich brauche … Brallosh-Blätter oder Getreideschleim oder so etwas.«
Ich fuchtelte wütend mit den Händen herum. Sie verstand mich.
Ich weiß nicht, woraus der Brei bestand. In meinem Gedächtnis gibt es einen leeren Fleck, ausgelöst durch den Anfall, durch die Entzugserscheinungen. Vielleicht nahmen meine Häscher Knollen aus meinen Satteltaschen oder gruben sie aus dem Boden und zerquetschten sie zu einem Brei. Vielleicht ernteten sie auch das Schlangenbannmoos, das wie winzige, umgestülpte orangefarbene Becher unter toten Baumstämmen wächst und das sich in Wasser zu einem spermaartigen Brei auflöst, der ein Gegengift gegen die Bisse gewisser Schlangen darstellt. Ich weiß wirklich nicht, was sie mir brachten.
Ich weiß nur, dass der mit Drachengift gefüllte Trinkbeutel von einer der Djimbi mit Klumpen eines gelatineartigen Breis vollgestopft wurde. Die Frau mit Augen wie Jade zog die Schnüre des Beutels zu und knetete ihn mit ihren muskulösen Händen. Dann musste ich den Brei mit dem kostbaren Drachengift auf die Nüstern der Escoas streichen.
Ich tat es mit bloßen Händen. Die Paste quoll zwischen meinen Fingern hervor und duftete – ach so gesegnet – nach Drachengift. Ich genoss es, den Brei über die schuppigen Drachenschnauzen zu verteilen, aalte mich in dem Kribbeln des Giftes auf meiner Haut. Ich arbeitete mit geschlossenen Augen, voller Sehnsucht nach dem Lied der Drachen, und stellte mir vor, wie sich Tansan nackt und lüstern unter mir wand.
Die Djimbi trieben mich nicht zur Eile an, oh nein. Sie sahen mir zu, sichtlich fasziniert. Fast eine Stunde verstrich, bevor ich mich von den Drachen abwandte, die jetzt mit teiggelben Masken über ihren von faustgroßen Knoten verunstalteten Nüstern dastanden. Ihre weit aufgerissenen Reptilienaugen strahlten, als wären sie überrascht, wüssten aber nicht mehr, worüber.
Langbein sprach mich an. Sie baute sich vor mir auf, während ihr Körper eine glühende Hitze ausstrahlte. Ihre efeugrünen Brustwarzen waren so hart wie Knospen im Frühling. Sie legte eine gespreizte Hand auf meine Brüste und dann auf meine Lenden. Sie sprach wieder. Ihre Stimme klang heiser, und der Blick ihrer serumfarbenen Augen, die wie verwässerter Bernstein, wie goldene Brühe wirkten, brannte sich in meinen. Dann zog sie die Hand zurück, hob eine Locke meines Haares und trennte sie mit einem kurzen Hieb ihrer Speerspitze ab. Anschließend flocht sie sie in ihre moosgrüne Mähne.
Ich wusste nicht, was ihre Reaktion bedeutete, wusste nicht, wie ich reagieren sollte, ja, wusste nicht einmal, ob eine Reaktion überhaupt nötig war. Doch, sie war nötig. Langbein wartete offensichtlich darauf.
Ich zuckte mit den Schultern. »Ich verstehe nicht.« Zweimal wiederholte ich diesen Satz, einmal in dem vereinfachten Malacarit-Sprachengemisch und einmal in der Zunge des Imperators.
Das Schweigen, das meinen Worten folgte, zog sich hin, es zog sich zu lange. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Meine Unsicherheit steigerte sich zu lähmender Angst.
Schließlich richtete sich Langbein zu ihrer beeindruckenden Größe auf, und in ihre Arroganz mischte sich Wut, die ihre Wangen rötete. Sie fuhr mich an, fuchtelte mit einem Finger vor meiner Nase herum. Die Djimbi diskutierten kurz, und einer der Jäger richtete eine Frage an Langbein. Sie drehte sich um und antwortete knapp. Die Jäger sahen mich an, als sie mit Langbein sprachen. Ein Mann mit einem flachen Mondgesicht und schweren Augenlidern schien eine bissige Bemerkung gemacht zu haben, denn die anderen Djimbi sahen von ihm weg. Langbein blähte die Nasenflügel, brüllte ihn an und hob die Hand, als wollte
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