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Das Gift der Drachen Drachen3

Das Gift der Drachen Drachen3

Titel: Das Gift der Drachen Drachen3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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einen Speer in der Hand. Die Escoas scheuten. Der Baumstamm, eine Frau, hob eine Hand und sang in schmeichelnden Djimbiworten zu ihnen. Die Worte wirkten beruhigend wie warmes Paak in einem leeren Magen, entfalteten sich wie eine daunengefüllte Decke in einer kalten Nacht. Ich hörte nicht die Worte, sondern sah Bilder zu Geräuschen: ein Baby, das an einer Brust saugte; Sonnenlicht, das auf den Tautropfen eines Spinnennetzes funkelte; einen tiefgrünen See, von einem Regenbogen aus Gischt überspannt, die ein schmaler, von einer dreihundert Meter hohen Klippe herabstürzender Wasserfall erzeugte. Die Escoas beruhigten sich nicht nur sofort, nein, sie wirkten wie verzaubert. Ich sage die Wahrheit. Ihre Augen wurden glasig, und sie wirkten so hirnlos und ohnmächtig wie die glupschäugigen Pyumar-Vögel. Die Sprecherin schnalzte dreimal mit der Zunge, darauf blinzelten die Escoas und suchten weiter nach Schnecken, als wären die Fremden, die mit Waffen in den Händen aus dem Farn und der Erde aufgetaucht waren, ebenso unbedeutend wie die Kriechpflanzen und die Lianen.
    Ich lag immer noch auf dem Boden, dort, wo ich gelandet war, nachdem ich auf den Giftpilzen ausgerutscht war. Müde stand ich auf.
    Es waren sechs, soweit ich sehen konnte. Aber ich traute meinen Augen nicht so ganz; es hätten auch mehr sein können, die ich nur nicht von Wurzeln oder Baumstämmen unterscheiden konnte. Und es waren Djimbi. Freigeborene Djimbi. Reinrassige Djimbi.
    Mit ihren Flecken passten sie sich perfekt ihrer Umgebung an. Schattierungen von Moosgrün und vom Smaragdgrün der Palmblätter wechselten sich mit dem leuchtenden, feuchten Braun der Erde und dem Graubraun von Baumrinde ab. Die Frauen trugen nur primitive Lendenschurze, die ebenso wie die der Männer aus ungegerbtem Leder gefertigt waren. Ihre Brüste waren klein und fest, ihre Brustwarzen und Warzenhöfe dunkelgrün. Ihre Mähnen hatten dieselbe Farbe wie das hängende Moos und reichten ihnen bis zu ihren Taillen. Die Männer waren haarlos und ihre Schädel so glatt wie die Baumwurzeln, die uns umgaben. Sie alle waren schlank und sehnig und hatten lange Arme und Beine. Ihre ungegerbten Lendenschurze waren kaum mehr als ein Hüftband aus rauem Leder mit einer Lasche vorn und einer hinten, die ihre festen, harten Pobacken freiließ.
    Zwei Männer und eine Frau waren mit Speeren bewaffnet, die anderen trugen in kleinen Köchern Blaspfeile auf dem Rücken. Eine Frau mit Augen wie Jadekugeln war mit einem gefährlich aussehenden Messer bewaffnet, das sie in ihren Lendenschurz gesteckt hatte. Die Männer trugen neben den Speeren auch feuchte Ledersäcke, die von Fliegen umsummt wurden und den Geruch von frischem Blut ausstrahlten.
    Jäger.
    Die Djimbi, die zu den Escoas gesungen hatte, sprach jetzt zu mir. Sie wirkte arrogant und bedrohlich. Ihr Speer war spitz, ihre Augen so scharf wie die eines Falken, und sie hatte eine Adlernase. Ihre langen Arme waren sehnig und muskulös. In diesem Moment erinnerte ich mich an alle Geschichten, die ich je über Djimbi gehört hatte. Sie entführten Babys aus den Brutstätten und verfütterten sie bei lebendigem Leib an Jungdrachen, Glied um Glied. Es waren Kannibalen, die menschliche Schädel als Näpfe und Schalen verwendeten. Sie verkehrten mit Drachen in der verachtenswertesten und widerlichsten Weise, schoben Finger und Zungen und Schwänze in deren ledrige Körperöffnungen.
    Ich verstand kein Wort von dem, was die Frau sagte. Ich konnte zwar an ihren Zungenschnalzern und dem Singsang ihrer Worte erkennen, dass sie einen Djimbi-Dialekt sprach, die Worte selbst waren mir jedoch unbekannt.
    »Ich verstehe nicht«, erwiderte ich heiser in der vereinfachten Mischsprache, die für gewöhnlich in Malacar benutzt wird. Ich erklärte es noch einmal in der Sprache des Imperators. Vergeblich. Die Djimbi wiederholte einfach nur, was sie gesagt hatte. Ihre lyrischen Worte klangen am Ende scharf wie Dornen.
    Ich wollte Wasser. Nein. Ich wollte Maska-Schnaps.
    Die Djimbi drehte sich zu ihren Gefährten um. Sie berieten sich kurz, deuteten von den Drachen auf mich. Schließlich trafen sie eine Entscheidung. Die Djimbi wandte sich wieder an mich.
    Ich verstand ihre Worte zwar nicht, aber ihre Gesten waren unmissverständlich. Sammle deine Drachen ein, und folge uns!
    Es ist nicht leicht, zu widersprechen, wenn man keine gemeinsame Sprache hat, und der Anblick der Speere und Blasrohre war zudem eine recht nachdrückliche Aufforderung, ihrem Befehl

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