Das Gift der Drachen Drachen3
ließ, wuchs unser Drachenhort. Im Lauf der Jahre schlüpften noch mehr Drachenbullen, und die, die wir entbehren konnten, gaben wir fort, aber sehr wohlüberlegt: an zwei kleinere Brutstätten, die sich gewissen radikalen Ideen gegenüber aufgeschlossen zeigten. Zum Beispiel verzichteten sie darauf, die Schwingen von Brutdrachen zu amputieren, und ketteten sie auch nicht in Stallungen an, damit sie ihr Leben lang als Eierproduzenten dahinvegetierten. Oder sie übernahmen zum Beispiel die Idee, so barbarische Gesetze wie das Verbot von Paarungen zwischen Djimbi zu kippen. Und auch die Idee, Rishi, Frauen wie Männer, Djimbi und andere, lesen und schreiben zu lehren.
Ich hatte gehofft, eine Nation verändern zu können. So mancher würde behaupten, ich wäre damit gescheitert. Mag sein. Aber ich habe gewisse Praktiken in drei Brutstätten verändert, in Xxamer Zu, Diri und Pera, und vielleicht werden die Samen, die ich während meiner Vorträge als die Einohrige Radikale säte, eines Tages Wurzeln treiben und sich in Malacar verbreiten. Wer weiß? Wir leben in einer Epoche, in welcher der sichere Boden von Traditionen und Vorurteilen täglich unter unseren Füßen bebt, und das ist vielleicht auch ganz gut so.
Sind Drachen göttliche Wesen? Die meisten Djimbi behaupten es. Rishi glauben es. Jotan Bri war fest davon überzeugt, dass sie es nicht waren, und Sak Chidil ist immer noch erpicht darauf, zu beweisen, dass Drachen nicht göttlicher sind als jede andere Echse oder geflügelte Kreatur auf der Erde.
Was mich angeht … nun, ich glaube, dass sowohl Sak Chidils Ansicht als auch die der Djimbi richtig ist. Ich glaube, nein, ich weiß, dass in allen lebendigen Wesen etwas Göttliches lebt. Das Leben selbst ist heilig und göttlich, und wir leben. Ergo, wir alle sind heilig und göttlich.
Selbst die Kreatur, die in mir gefangen ist.
Mir ist die Ironie nicht entgangen, dass ich in dem Moment, in dem ich die Kraft und die Überzeugung fand, mich für immer von meiner Mutter zu verabschieden, herausfand, dass ich bis zu meinem eigenen Tod nicht von der Wesenheit frei sein würde, die aus der Besessenheit meiner Mutter in Bezug auf Waivia entstanden war. Mittels der geheimen Mächte, die meine Mutter zu ihren Lebzeiten beherrschte, hat sie durch mich im irdischen Reich Wurzeln geschlagen, als sie im Konvent von Tieron starb, damals, als ich erst neun Jahre alt war. Jetzt ist diese wütende, trauernde, machtlose Wesenheit in mir gefangen, bis ich selbst sterbe.
Aber irgendwo unter dieser Wut und dem Gram, tief unter den süßen und bitteren Erinnerungen, die zu durchleben sie mich in manchen Nächten zwingt, ist meine Mutter. Die Mutter, die das Blut ihres Körpers in Milch verwandelte, damit ich sie als Säugling trinken konnte. Die Mutter, die mit ihrer Macht und ihrer Kunst das weiche, sehnsüchtige Herz eines Kindes formte, eines Kindes, das zu einer Frau wurde, die eine ganze Nation zu erschüttern vermochte.
Eine Mutter, die mich lehrte, dass es nicht Scheitern bedeutet, wenn man hinfällt, sondern wenn man liegen bleibt.
Auf meiner Reise über diese fremden Meere hoffe ich, dass wir beide, Mutter und Tochter, endlich Frieden miteinander schließen können. Ich weiß, dass dies nicht leicht wird; einfach ist nur wenig zwischen einer Mutter und ihrem Kind. Aber das Band zwischen uns existiert. In Fleisch geschmiedet, durch den Geist gesichert und tief in unserer Existenz vergraben, wird dieses Band immer fortbestehen.
Uns bleibt jetzt nur noch eines zu tun: dieses Band gemeinsam freizulegen und uns zu heilen.
DANKSAGUNG
F ür ihre grenzenlose Unterstützung danke ich vor allem Linda DeMeulemeester. Ebenso aufrichtig danke ich meiner Lektorin Liz und meiner Agentin Caitlin für ihre Einsicht und Geduld. Mein Dank gilt auch den Leuten von SF Canada; Claire Eddy, weil sie mich ermuntert und herausfordert, schon immer; John D., meinem Computer-Guru; Sean Kerr, der mir einige zweckdienliche Fragen gestellt hat, als ich mich festgefahren hatte, und mir so die Möglichkeit eröffnete, mich weiterzubewegen. Und wie immer geht mein Dank an die Fee und die Bohne – für all die Magie, die sie regelmäßig wirken.
Titel der amerikanischen Originalausgabe
THE DRAGON TEMPLE SAGA 3:
FORGED BY FIRE
Deutsche Übersetzung von Wolfgang Thon
Verlagsgruppe Random House
Deutsche Erstausgabe 04/2009
Redaktion: Uta Dahnke
Copyright © 2007 by Janine Cross Copyright © 2009 der
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