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Das Gift der Engel

Das Gift der Engel

Titel: Das Gift der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Sie, aber ich bin Publikumsverkehr in meinem Büro nicht gewohnt. Normalerweise läuft alles über Telefon oder E-Mail. Aber kommen Sie doch bitte herein.«
    Er führte sie in ein hohes Altbauzimmer mit knarrendem Holzfußboden und einem riesigen Fenster. Davor stand ein dunkelbrauner alter Schreibtisch, auf dessen Arbeitsfläche ein aufgeklappter Laptop wartete. Neben dem Computer stapelte sich Papier. Auf manchen Blättern waren Logos großer Plattenfirmen zu erkennen.
    Guido von Schaumburg schaffte von irgendwoher zwei Stühle heran. Er selbst ließ sich in seinem Bürosessel nieder.
    »Von hier aus bewegen Sie also Ihre PR-Maschinerie«, sagte Alban.
    »Ich stehe noch am Anfang. Ich suche interessante Künstler, die man an Plattenfirmen vermitteln könnte. Vielleicht können Sie mir ja dabei behilflich sein?«
    Alban schwieg und ließ ihn weiterreden.
    »Ich kann Ihnen im Moment noch keine konkreten Projekte nennen. Ich verschicke erst demnächst mein erstes Mailing. Sie sind sicher im Verteiler. Ich frage mich, wie Sie mich überhaupt gefunden haben.«
    »Ihre Tante hat mich auf Sie gebracht. Sie sind doch der Neffe von Therese von Schaumburg? Wir haben sie heute in Siegburg besucht.«
    Von Schaumburg zog die Augenbrauen hoch. »Wie geht es ihr? Ich habe sie selbst eine Weile nicht gesehen. Die Arbeit mit der Firma …«
    »Den Umständen entsprechend«, sagte Alban. »Ich habe in Siegburg etwas Interessantes erfahren und wollte Sie fragen, ob Sie etwas darüber wissen. Ihre Tante bekam manchmal CDs geschickt. Sie wird sie aber kaum selbst gehört haben. Wissen Sie etwas davon?«
    Von Schaumburg sah ihn verständnislos an. »Was meinen Sie? Was für CDs?«
    »Vertreten Sie jemanden, der Barockmusik macht? Vielleicht einen Sänger? Jemanden, der CDs zum Üben braucht?«
    Von Schaumburg schüttelte den Kopf. »Was für eine seltsame Frage. Normalerweise üben Musiker mit einem Instrument, oder?«
    »Ich erkläre es mal anders. In Bonn wurden zwei Menschen ermordet. Vor ein paar Monaten eine junge Frau, die eine interessante CD besaß, auf der sich die Begleitung einer Arie im Barockstil befand – nur die Begleitung. Die Solostimme fehlt, verstehen Sie?«
    »Ich kann Ihnen folgen.«
    »Vor einer Woche kam ein Bonner Musikliebhaber ums Leben, der im Besitz der handschriftlichen Partitur dieses Stückes war. Ihre Tante kannte ihn gut. Ich vermute da einen Zusammenhang.«
    »Sind Sie wirklich Nikolaus Alban? Jetzt kommen Sie mir eher vor wie ein Polizist.«
    Er hat meinen Vornamen genannt, dachte Alban. Er kennt mich also.
    »Herr von Schaumburg, verstehen Sie mich nicht falsch. Ich bin kein Polizist und auch kein Detektiv. Mich interessiert das Musikstück. Ich möchte herausfinden, woher es stammt und wer es komponiert hat.«
    »Warum sollte gerade ich das wissen?«
    »Wie ich schon sagte: Ihre Tante hat eine Aufnahme davon erhalten. Zusammen mit anderen CDs. Und ich frage mich, ob sie nicht für Sie bestimmt waren.«
    »So ein Unsinn. Warum denn dieser Umweg? Ich habe hier einen Briefkasten. Man kann mir Dinge auch direkt zuschicken.«
    »Schade. Ich war mir sicher, Sie wüssten etwas darüber.«
    Von Schaumburg schüttelte den Kopf. »Seltsame Geschichte. Ich werde meine Tante gelegentlich danach fragen. Hat sie Ihnen denn nichts dazu gesagt?«
    »Ich glaube, sie wollte nicht. Gibt es noch andere Menschen, die Ihre Tante regelmäßig besuchen? Leute aus der Musikbranche?«
    »Möglich. Sie hat in ihrem langen Leben eine Menge Menschen kennengelernt. Aber ich kann Ihnen da beim besten Willen nicht helfen.« Von Schaumburg erhob sich.
    »Ein paar Freunde Ihrer Tante können Sie mir doch vielleicht nennen. Auf dem hundertsten Geburtstag waren etliche.«
    »Ich muss Sie bitten zu gehen. Ich habe noch eine Menge zu tun.«
    »Aber …«
    »Bitte!«, rief von Schaumburg und funkelte Alban böse an. »Muss ich noch deutlicher werden?«
    Alban stand auf. »Ich hatte den Eindruck, dass Ihre Tante etwas dazu hätte sagen können. Sie wollte nur einfach nicht.«
    »Das mag sein. Aber ich habe jetzt leider andere Probleme zu lösen.«
    Auf der Straße nahm Simone wortlos ihr Handy und drückte auf einen Knopf.
    »Was machst du da?«, fragte Alban.
    »Ich wähle noch mal die Nummer von diesem Lackel. – Aha, dachte ich mir. Besetzt. Der telefoniert gerade. Offenbar muss er unbedingt mit jemandem über unseren Besuch sprechen.«
    Alban nickte nachdenklich. »Da stimmt was nicht.«
    »Und jetzt?«
    »Wir müssen mehr über

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