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Das Gift der Engel

Das Gift der Engel

Titel: Das Gift der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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dachte einige Sekunden nach. »Wenn du wirklich überzeugt bist, dass das Stück was mit Schaumburg zu tun hat, dann gibt es nur eine Lösung. Er produziert eine neue Sängerin. Eine neue Bartoli oder eine neue Netrebko.«
    »Aber wer soll diese Sängerin sein? Die erschafft man doch nicht aus dem Nichts.«
    »Er muss irgendwelche Kontakte haben. Oder er muss sich einbilden , sie zu haben. Du weißt ja, wie das ist. Bevor mich dieser von Schaumburg nicht davon überzeugt hat, dass er was auf dem Kasten hat, gehe ich erst mal davon aus, dass alles heiße Luft ist. Oder Schaum. Der sollte nicht Schaumburg, sondern Schaumschläger heißen.« Sie grinste vor sich hin.
    »Und was wäre, wenn er doch eine unbekannte Komposition entdeckt hätte?«, überlegte Alban. »Eine bisher unbekannte Oper zum Beispiel? Und er sucht gerade Sänger dafür?«
    Marlene Babenberg wischte sich mit einer Serviette den Mund ab. »Aber das macht doch nicht der PR-Manager. Normalerweise sind die Dirigenten oder Musikwissenschaftler die großen Entdecker. Und dann suchen sie sich Sponsoren, um das Projekt zu realisieren. Aber so was wird von Jahr zu Jahr schwieriger. Gefragt sind Hits für die breite Masse. Keine unbekannten Opern. Ich kann das letztlich nicht entscheiden, aber wenn wir da mitmachen sollen, muss das ein sehr bekannter Komponist und ein sehr unbekanntes Stück sein.«
    Alban kaute nachdenklich auf seinem Brot herum. Marlene Babenberg nutzte die Pause, um sich eine neue Zigarette anzuzünden. Das Handy meldete sich wieder. Diesmal mit der Melodie aus »Love Story«. Die Managerin fixierte das Display und tippte etwas in die Tastatur. »Diesmal von meinem Schatz«, sagte sie.
    »Womit genau könnte man denn heutzutage bei einer Klassik-Plattenfirma ankommen?«, meldete sich Simone zu Wort. »Ich meine, was wäre denn geeignet, dass darin Geld investiert wird?«
    Die PR-Managerin zuckte mit den Schultern. »Es gibt kein Patentrezept. Eine Harry-Potter-Oper? Madonna singt Klassik? So was vielleicht. Es muss ein Projekt sein, bei dem man auf einen bereits fahrenden Erfolgszug aufspringen kann.«
    »Danach sieht die Partitur nicht aus«, sagte Alban. »Ich glaube nicht, dass Madonna dieses Stück singen könnte.«
    »Mal im Ernst«, fuhr Marlene Babenberg fort. »Wenn man sich nicht an einen bestehenden Erfolg dranhängen kann, dann muss es irgendeine Story haben, die die Leute interessiert.«
    »Eine Story?«, fragte Simone. »Ich denke, die Musik muss gut sein. Oder zumindest den Leuten gefallen. Seit ich Nikolaus kenne, weiß ich, dass es da ja einen Unterschied gibt …«
    Marlene Babenberg fiel ihr ins Wort. »Natürlich muss die Musik gut sein und den Leuten gefallen. Am besten beides. Aber es muss mit irgendwas zusammenhängen, was die Leute interessiert. Vor ein paar Jahren hat es eine CD gegeben, auf der der Papst singt. Oder zur Musik spricht. So was zum Beispiel. Ich habe gehört, Benedikt XVI. spielt ganz gut Klavier …«
    »Eine CD, auf der Bin Laden singt?«, schlug Simone vor.
    Marlene Babenberg schüttelte den Kopf. »Das ist geschmacklos. Und damit würde man sich Ärger einhandeln. Schlechten Ärger. Das sollte man lassen.«
    »Gibt es guten und schlechten Ärger?«, fragte Alban.
    »Klar. Es gibt Kampagnen oder Produkte, die Ärger verursachen, weil sich die Leute daran stoßen, aber doch innerlich damit sympathisieren. Das ist für eine Firma nicht schlecht, weil man damit massiv in die Medien kommt.«
    »Das ist also guter Ärger«, sagte Simone.
    »Genau. Schlechter Ärger schreckt die Leute ab und schadet dem Image. Wenn man eine CD aufnehmen würde, auf der zum Beispiel eine dieser Videodrohungen mit Musik untermalt wird, dann würde man als Plattenfirma in den Verdacht kommen, den Islamisten Propagandamaterial zu liefern. Und dann könnte man die Bude wohl dichtmachen. Obwohl sich diese eine CD trotzdem sicher gut verkaufen würde, wenn die Leute neugierig genug wären.«
    »Das ist aber nicht, was dieser Guido von Schaumburg vorhat«, sagte Alban.
    »Kaum. Wenn das stimmt, was du sagst, will er irgendwas mit einer Sängerin machen. Vielleicht mit einem Wunderkind. Genau! Ein Gesangswunderkind.« Sie drückte die Zigarette aus. »Das könnte es ein. Ein Mädchen, das schön singt. Man kann es im Fernsehen auftreten lassen. Die Journalisten schreiben über seine glockenhelle Stimme … Man macht Homestorys, in denen man darüber berichtet, dass das Mädchen trotz seiner gigantischen Begabung mit Puppen

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