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Das Gift der Engel

Das Gift der Engel

Titel: Das Gift der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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und drehte sich um. »Darum geht es nicht mehr? Nikolaus, ich hatte dich gewarnt!«
    »Ja, ja, ich weiß. Aber wir hatten vereinbart, dass ich dich, wenn sich etwas ergibt, was … sagen wir mal … dem Fall eine neue Wendung geben könnte …«
    »Ich wüsste nicht, was das sein sollte. Jedenfalls wirst du in Jochs Wohnung nichts Derartiges gefunden haben. Wir haben alles ganz genau untersucht.«
    Sie standen jetzt an der Straße. An der Bahnhaltestelle drängten sich die Fahrgäste.
    »Das sehe ich anders.«
    Alban sah nur Kesslers Rücken und dahinter die Straße mit dem endlosen Strom vorbeifahrender Wagen.
    »Kannst du einem armen Beamten nicht mal den Feierabend gönnen?«, sagte Kessler, ohne Alban anzusehen. »Vor allem, wenn es ins Wochenende geht? Ich hatte heute eigentlich um zwei Uhr Dienstschluss. Und wie spät ist es jetzt? Ich habe dieses Jahr Überstunden in dreistelliger Höhe gemacht. Eigentlich könnte ich ein paar Wochen zu Hause bleiben, ohne Urlaub zu nehmen. Und da kommt so eine Nervensäge wie du und hält mich auch noch auf.«
    »Machen wir es wie neulich«, schlug Alban vor. »Ich fahre dich im Wagen nach Hause und erzähle dir auf der Fahrt, was ich herausgefunden habe.«
    Kessler drehte sich um. Ein paar Sekunden des Schweigens vergingen.
    »Also gut.«
    Ohne etwas zu sagen, gingen sie zum Parkplatz. »Fang schon an«, sagte Kessler, als er sich angeschnallt hatte.
    Alban berichtete von dem Lyrikband, der ihm in Jochs Regal aufgefallen war, und von dem Zeitungsartikel.
    »Was sagst du dazu?«, fragte er.
    »Was soll ich dazu schon sagen? Joch hat von dieser Dichterin ein Buch besessen. Und er hat sich dafür interessiert, wie sie umkam. Vielleicht kannte er sie. Ich verstehe nicht, was das mit …«
    »Die Frau, die damals am Rhein gefunden wurde, ist also diese Dagmar Dennekamp gewesen?«, fragte Alban.
    »Stand das nicht in dem Artikel?«
    »Nein.«
    »Dann war der Bericht noch aus der Anfangszeit, als wir noch nicht wussten, wer sie war. Wir haben es danach herausgefunden – und noch einiges mehr.«
    »Und was war das genau?«
    »Sie wurde erschlagen und ins Wasser geworfen. Irgendwo in der Gegend von Bonn oder oberhalb. Vor dem Kemper Werth macht der Rhein eine Kurve. Dort ist sie angeschwemmt worden.«
    »Und wer war es?«
    »Was?«
    »Wer hat sie umgebracht? Wer hat Dagmar Dennekamp ermordet?«
    »Wir haben den Ehemann verdächtigt. Das passte alles zusammen. Sie hatten sich kurz vorher getrennt, und der Ehemann war mit seinem Geschäft in die Miesen geraten. Er hat einen Buchladen und eine Druckerei oder so was in der Bonner Altstadt. Meine Güte, Alban, warum willst du das eigentlich alles so genau wissen?«
    Alban konzentrierte sich auf die roten Rücklichter vor ihm. Stop-and-go-Verkehr. Mit Bahn und Bus wäre Kessler wahrscheinlich schneller zu Hause gewesen.
    »Joch ist erschlagen worden. Diese Dagmar Dennekamp ist ebenfalls erschlagen worden. Joch hat Informationen über Dagmar Dennekamp gesammelt, und er besaß ein Buch von ihr.«
    »Nikolaus, ich glaube, du siehst Gespenster. Einige Leute besitzen ihre Bücher, denke ich mal.«
    »Wisst ihr mittlerweile, wer die Dichterin auf dem Gewissen hat?«
    Kessler schwieg.
    »Ihr wisst es nicht. Bei Joch vermutet ihr es nur und glaubt, sein Freund sei es gewesen. Und bei Dagmar Dennekamp habt ihr auch erst den Falschen am Wickel gehabt.«
    »Moment, Moment, Moment. Die beiden Fälle haben absolut nichts miteinander zu tun. Joch hat sich vermutlich für den Fall interessiert, weil er die Gedichte der Frau mochte. Vielleicht hat er später erfahren, dass die Tote Frau Dennekamp war. Er hat den Artikel aus der Zeitung ausgeschnitten und ihn dann in das Buch gelegt. Zur Erinnerung.«
    Alban griff, ohne den Verkehr, der jetzt wieder rollte, aus den Augen zu verlieren, in die Tasche, holte die Zeitungsseite hervor und hielt sie Kessler hin. Er schaltete das Leselicht am Wagenhimmel ein, damit Kessler bei dem trüben herbstlichen Licht etwas erkennen konnte.
    »Kommt es dir denn nicht komisch vor, dass er den Artikel aufgehoben hat, in dem noch gar nicht zur Sprache gekommen ist, dass es sich um Dagmar Dennekamp handelt? Für mich sieht das so aus, als hätte er schon gewusst oder geahnt, wer die Tote ist, als die Zeitung erschien.«
    Kessler entzifferte unter der schwachen Lampe den Artikel. »Vielleicht ist ihm die Zeitung mit der Meldung später noch einmal in die Hände gefallen, und er hat sie aufgehoben?«
    »Und die anderen

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