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Das Gift der Engel

Das Gift der Engel

Titel: Das Gift der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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erahnen konnte.
    »Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass diese Bruchbude ein Laden sein soll«, sagte Simone. »Und wenn der jetzt besoffen irgendwo liegt, wird er kaum kommen, um aufzumachen. Abgesehen davon, dass er ja offiziell geschlossen hat.«
    »Wir gehen mal um das Haus herum. Gestern habe ich hinten ein Fenster gesehen, das zu einer kleinen Küche gehört. Vielleicht ist da was zu erkennen.«
    Alban ging los. Eine Sekunde später hörte er Simones Stimme hinter sich.
    »Bleib hier. Ist schon alles geregelt.«
    Er drehte sich um. Die Eingangstür stand sperrangelweit offen. »Es war gar nicht abgeschlossen«, sagte Simone.
    »Herr Dennekamp?«, rief Alban in die Dunkelheit hinein. »Sind Sie da?«
    Aus dem Raum drang der strenge Geruch, den Alban schon kannte. Schimmel, Staub, Alkohol, Fäulnis.
    »Was für ein Sauhaufen«, stellte Simone fest.
    Alban suchte auf der Innenseite neben der Eingangstür nach einem Lichtschalter, fand aber keinen. Im trüben Licht konnte er die Treppe erkennen, die im hinteren Bereich nach oben führte.
    »Herr Dennekamp?«, rief Alban wieder.
    Tapsige Schritte kamen die Treppe herunter.
    Dennekamp war kaum in der Lage, das Gleichgewicht zu halten. Er stützte sich am Geländer ab, und als er endlich unten angekommen war, ließ er sich mit Wucht in einen Stuhl fallen.
    Simone sprang hinzu. »Hey, geht’s Ihnen gut?«
    Dennekamp blickte erst sie mit großen Augen an, dann Alban.
    »Wer … ist … das?«, brachte er hervor. Eine Fahne aus Schnaps und Bier wehte Alban an.
    »Eine Bekannte.«
    Dennekamp nickte und hielt die rechte Hand hoch. Sie umschloss das Telefon.
    Licht flammte aus den Neonröhren auf und beleuchtete das Szenario aus Bücherbergen und sich biegenden Regalen. Simone hatte den Lichtschalter gefunden.
    »Wir brauchen die Adressen«, sagte Alban. »Die Ihrer Frau in Erpel und die der Schreibgruppe.«
    Dennekamp nickte. »Hab ich …« Er grinste und öffnete die linke Hand. Ein zusammengeknülltes Papier fiel auf den Boden. Alban hob es auf und faltete es auseinander. Dennekamp gab ein Seufzen von sich. Dann stemmte er sich nach oben und schleppte sich der Treppe entgegen. Es dauerte lange, aber schließlich gelang es ihm, hinaufzukommen. Alban und Simone sahen ihm schweigend nach.
    »Ob wir ihn hier allein lassen können?«, fragte Simone leise.
    »Was sollen wir denn tun? Ich nehme an, er hat dort oben ein Bett und schläft seinen Rausch aus. Immerhin hat er vorhin am Telefon offenbar verstanden, was ich von ihm wollte.«
    Simone blickte auf den Zettel, den Alban in der Hand hielt. »Bahnhofstraße in Erpel. Das ist die Adresse seiner Frau. Das andere ist schwer zu erkennen …« Sie runzelte die Stirn.
    Auch Alban hatte Mühe, das Gekrakel zu entziffern.
    »Irgendwas mit Weg«, sagte er.
    Sie hoben die Köpfe, als von oben ein rumpelndes Geräusch ertönte, gefolgt von einem Klirren, als wäre eine ganze Batterie Flaschen umgefallen.
    »Herr Dennekamp?«, rief Alban nach oben. Es kam keine Antwort. Er eilte die Treppe hinauf in das kleine Büro, in dem er gestern mit dem Antiquar gesessen hatte. Dennekamp war nicht darin. Er ging weiter den schmalen Flur entlang. Eine Tür dahinter führte in ein weiteres fensterloses Kämmerchen. In der Ecke lag, auf einer Matratze hingekauert, Dennekamp. Der Geruch, der Alban schon beim Betreten des Hauses in die Nase gestiegen war, verstärkte sich. Jetzt kam noch die säuerliche Note von Erbrochenem hinzu. An der Wand reihten sich Flaschen.
    Alban fand einen Lichtschalter. Im Schein einer verstaubten Deckenleuchte konnte er erkennen, dass dieses Zimmer nicht mit Büchern, sondern mit Kleidern vollgestopft war. Pullover, Hosen, Mäntel und Jacken häuften sich. Der Antiquar wohnte hier. Die Haufen waren sein Kleiderschrank, die Matratze sein Bett.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Alban.
    Dennekamp, der beim Aufflammen des Lichts die Augen geschlossen hatte, blinzelte jetzt und nickte. »Komm schon klar.«
    »Machen Sie’s gut«, sagte Alban und tastete sich durch den engen Flur zur Treppe.
    Simone stand draußen auf dem Hof und hielt den Zettel in der Hand. »Ich weiß jetzt, was das heißen soll«, sagte sie. »Es ist der Talweg. Ganz einfach.« Sie sah Alban an. »Wenn sich diese Gruppe noch trifft, könnten wir großes Glück haben.«
    »Wie meinst du das?«
    »Hat Dennekamp nicht gesagt, dass sich die Dichterinnen immer am ersten Sonntag im Monat treffen?«
    »Ja, und was …« Alban verstummte. Plötzlich

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