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Das Gift der Engel

Das Gift der Engel

Titel: Das Gift der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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älter, Alban schätzte sie auf Anfang vierzig, und wirkte streng, was vielleicht an ihrer schwarz gerandeten Brille lag. »Aber du machst genau dieselben Fehler wie beim letzten Mal. Du solltest darauf achten, was die Worte bedeuten.« Sie tippte auf eine bestimmte Stelle auf dem Blatt. »Du benutzt das Wort ›gerinnt‹, du meinst aber ›rinnt‹. Blut, das rinnt, fließt, aber Blut, das ge rinnt, verklumpt. Ich glaube, dass du hier rinnen meinst, und …«
    »Nein«, rief die junge Dichterin dazwischen, und sie musste ihre schwache Stimme deutlich anstrengen, »ich wollte, dass sich die beiden Begriffe überlagern. Sie sollen changieren. Stockendes Blut. Liebe, die das Blut zum Stocken bringt …« Sie verstummte.
    Die Kritikerin blickte in die Runde. »Was haltet ihr davon?« Sie sah jede einzelne Frau an, drehte dabei den Kopf und bekam das Fenster in den Blick, hinter dem Simone und Alban zuhörten.
    Die Frau erhob sich so schnell, als hätte sie etwas ins Hinterteil gestochen.
    »Was soll denn das?«, rief sie, und ihre Augen funkelten wütend hinter den Brillengläsern. »Ich glaube es ja nicht. Spanner!«
    Auch die anderen waren aufmerksam geworden und wandten ihre Köpfe, zum Teil neugierig, zum Teil erschrocken.
    »Was machen Sie da?«, schrie die Frau mit der Brille.
    Alban hob beschwichtigend die Hände. »Es tut mir leid …«
    Die Frau schloss das gekippte Fenster. Alban wich einen Schritt zurück.
    Simone ging zu der Tür, die gleich neben dem Fenster in das Hinterhaus führte. Sie ließ sich öffnen. Ohne Zögern betrat sie das Haus. Alban stoppte seine hilflosen Versuche, sich zu entschuldigen, und folgte. Nach ein paar Metern machte der Gang einen Knick nach rechts, und sie trafen auf eine weitere Tür. Simone riss sie auf, und schon standen sie mitten in dem Dichterinnentreffen.
    »Das ist ja jetzt wohl die Höhe!« Die Stimme der Frau überschlug sich.
    »Entschuldigen Sie die Störung, meine Damen«, rief Alban. »Aber ich muss Sie einen Moment sprechen. Wer von Ihnen kannte Dagmar Dennekamp?«
    »Lassen Sie uns in Ruhe.« Die Frau strich sich ihr kastanienbraunes Haar aus dem Gesicht.
    »Kannten Sie sie oder nicht?«
    »Warum wollen Sie das wissen? Wer sind Sie überhaupt?«
    Alban suchte nach Worten, wollte etwas sagen, aber Simone kam ihm zuvor.
    »Wir ermitteln die Umstände ihres Todes«, sagte sie in die Runde.
    Im Raum entstand Stille. Die halten uns wahrscheinlich für Polizisten, dachte Alban.
    Die Frau seufzte und schüttelte den Kopf. »Macht einen Moment allein weiter«, sagte sie schließlich. Sie stand auf und wandte sich Alban und Simone zu. »Gehen wir rüber in den Laden.«
    Nach ein paar Schritten über den Gang gelangten sie in das Ladenlokal, das sie von draußen gesehen hatten. Auf der rechten Seite standen ein paar Stühle; die Wartezone, die von außen nicht einzusehen gewesen war. Alban stieg ein süßlicher Duft in die Nase – offenbar das Gemisch von Shampoos und Haarspray, von Haarkuren und sonstigen Mittelchen, mit denen die Woche über hier gearbeitet wurde.
    Die Frau kramte in ihrer Jeans, zog eine zerdrückte Schachtel Marlboro hervor und ließ sich nieder. Alban und Simone setzten sich ebenfalls.
    »Ich möchte noch einmal betonen, wie leid es mir tut, dass wir hier einfach so eindringen. Aber wie gesagt, wir sind auf der Suche nach Informationen über Dagmar Dennekamp. Sie war doch in Ihrer Gruppe, oder?«
    Die Frau zündete sich eine Zigarette an. »Sagen Sie mir endlich mal, wer Sie sind?«
    »Entschuldigen Sie, dass wir uns noch nicht vorgestellt haben«, sagte Alban. Er erklärte ihr, dass er Bonner Musikkritiker sei, der zusammen mit einer Bekannten ein musikalisches Rätsel lösen wollte.
    »Na, das klang eben aber ganz anders. Man hätte meinen können, ein Sondereinsatzkommando stürmt das Haus.«
    »Wenn sich das so anhörte, bedaure ich das sehr. Aber es hat durchaus etwas mit Dagmar Dennekamps Tod zu tun … Und mit wem habe ich die Ehre?«, fragte er.
    »Was?« Sie pustete Rauch aus.
    »Wie heißen Sie?«
    »Delia.«
    »Frau Delia …«
    »Nicht Frau. Nur Delia. Ohne Nachname.«
    »Ein Pseudonym?«
    »Ein Künstlername. Als Dichterin und als Poesiepädagogin.«
    »Sie sind keine Friseurin?«
    »Nicht als Delia.«
    Alban beließ es dabei. »Hat Frau Dennekamp jemals den Namen Wolfgang Joch erwähnt?«, fragte er.
    »Joch … Den Namen höre ich jetzt zum ersten Mal.«
    »Sind Sie ganz sicher?«
    Delia zuckte mit den Achseln. »So sicher, wie

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