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Das Gift der Schmetterlinge (German Edition)

Das Gift der Schmetterlinge (German Edition)

Titel: Das Gift der Schmetterlinge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.E. Higgins
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betrügerische Erpresser Gulliver Truepin war (wenn auch immer eine Ähnlichkeit bestehen würde, speziell die vorspringende Nase). Nein! Seine äußere Erscheinung hatte Gulliver Truepin zusammen mit seinen Lumpen abgelegt und an seiner Stelle stand nun ein Mann von adeliger Herkunft.
    Die Metamorphose war perfekt.
    Es war eine arbeitsreiche Woche für Hectors Feind gewesen. Unmittelbar nachdem er Fitzbaudlys Geld eingesteckt hatte (die dreifache Summe, er konnte es kaum glauben!), war er noch einmal in den Flinken Finger gegangen, wo er im Tausch gegen einen ordentlichen Batzen dieses Geldes ein ansehnliches Bündel leicht vergilbter Abstammungsdokumente und Ausweispapiere erhalten hatte. Bei Prüfung besagter Papiere stellte er befriedigt fest, dass alle fehlerlos und im vorgeschriebenen Stil verfasst waren, mit verschnörkelter Schrift in roter und schwarzer Tinte und mit dem amtlich anerkannten hellrosa Band zusammengebunden. Einige der Dokumente waren mit leuchtend rotem Wachs versiegelt. Niemand konnte dem Besitzer solcher Papiere misstrauen.
    Der nächste Schritt war gewesen, eine seinem neuen Status entsprechende Bleibe zu finden. Jemand von so hoher Abstammung würde niemals einen Fuß in den südlichen Stadtteil setzen, und so hatte unser Neu-Adeliger sein Gepäck genommen, sich aus der billigen Absteige davongestohlen und war in eine eben vorüberfahrende Kutsche gesprungen. Und auf der kurzen Strecke über die Brücke zur anderen Flussseite ließ er nicht nur Gulliver Truepin zurück – samt einem Schauspieler, der in vielen Verkleidungen agieren konnte –, sondern auch seine Schulden in der Pension, denn getreu seinem Charakter hatte er die Rechnung nicht beglichen.
    Nun, eine Woche später, genoss der Betrüger seine vornehme Identität und die komfortable Ausstattung seiner Zimmer. Er war höchst erfreut über seine Verwandlung und konnte den Blick kaum von seinem Spiegelbild wenden.
    »Aber welchen Akzent soll ich mir zulegen?«, überlegte er laut, während er sich mit seinem neuen teuren Zitrusduft einsprühte. Er fand, es müsste etwas Exotischeres sein als sonst. Vielleicht sollte er in bestimmten Wörtern das E ein wenig dähnen? Ab und zu vielleicht mal einen Vokal anders aussprechen?
    Ein leichter Akzent sollte ja lediglich seine fremdländische Herkunft andeuten, nicht aber ihn irgendwie festlegen. Er besaß andere Eigenschaften, mit denen er die Damenwelt faszinieren würde – und reiche Damen sollten seine bevorzugte Beute werden. (Langeweile und viel Geld waren üblicherweise eine gute Kombination für die Arbeit eines erfahrenen Hochstaplers.) Seine Nase schien im Profil wohl etwas lang, doch von vorn betrachtet war er zweifellos ein ansehnlicher Mann. Und sein fehlendes Auge erregte ohnehin immer viel Mitgefühl.
    »Oh nein!«, flötete er mit piepsiger Stimme seinem Spiegelbild entgegen. »Erzählt mir doch, wie es dazu kam!«
    Er richtete sich zu voller Größe auf (wobei er von speziell angefertigten Ferseneinlagen unterstützt wurde). Wegen der Narbe über dem einen Auge bewegte sich nur die andere Braue, doch in diesem Fall machte deren Bewegung die Schwäche mehr als wett und strahlte zusammen mit der gerunzelten Stirn Aufrichtigkeit mit einer Spur von Tragik aus.
    »Nun, meine Liebe«, sagte er bedeutungsvoll, trat einen Schritt zurück und legte anmutig die Hand an die Hüfte, »das ist eine Geschichte, über die zu sprechen ich zögere … doch wenn Ihr darauf bestäht … Aber sagt sofort, wenn Euch die besonders schrecklichen Stellen meiner Erzählung ängstigen sollten.«
    Und wieder probte er seine Geschichte von dem langwierigen Duell wegen eines Ehrenhandels. Ein Duell, aus dem er natürlich als Sieger hervorgegangen war.
    Wie so oft war die Wahrheit sehr viel weniger aufregend: Als Bauernjunge, damals noch unter seinem ursprünglichen Namen Jereome bekannt, hatte er es fertiggebracht, über seine Schnürbänder zu stolpern und auf den Stoßzähnen eines wilden Keilers zu landen. Dieser Unglücksfall hatte ihm seine irreparable Augenverletzung eingebracht. Doch eine derart simple Geschichte erschien ihm hier nicht ausreichend. Außerdem, ein Mann, wie er einer zu sein vorgab, würde nie etwas so Gewöhnliches wie Schnürbänder tragen!
    Mit einem herzhaften Gähnen streckte sich der gerissene Betrüger, und während er sich auskleidete und dann seine Sachen sorgsam zusammenfaltete und aufräumte, genoss er noch einmal die Berührung jedes einzelnen Teiles. Er zog

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