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Das Gift der Schmetterlinge (German Edition)

Das Gift der Schmetterlinge (German Edition)

Titel: Das Gift der Schmetterlinge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.E. Higgins
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ein Schlagloch rumpelte, konnte er ein Umkippen zwar gerade noch verhindern, aber die Kiste kam ins Rutschen, und dabei brach eine Seitenwand auf. Der Fahrer fluchte lautstark und sprang ab, um seine Ladung wieder zu befestigen.
    ›Für das Herrenhaus?‹, fragte ich, während ich hinging, um zu helfen.
    ›Ja‹, antwortete er. ›Und Lady Mandible wird ganz schön wütend sein, falls was kaputtgegangen ist.‹
    Nach allem, was ich von der Dame gehört und gesehen hatte, war ich neugierig geworden auf den Inhalt der Kiste und zog das zerbrochene Seitenteil vollends weg, um einen Blick hineinzuwerfen. Hätte ich gewusst, was ich darin sehen würde, hätte ich darauf verzichtet.
    Auf den ersten Blick konnte ich nur einen Sessel erkennen. Aber ich merkte schnell, dass es kein gewöhnlicher Sessel war.
    Es war dieses sonderbare Tier – verarbeitet zu einem Sessel!
    Die Armlehnen bestanden aus den Armen des Tieres, seine Hände – denn Pranken waren es nicht – krümmten sich um die Enden. Die Beine des Tieres bildeten die Sesselbeine und seine Füße die Sesselfüße. Die Haut des Tieres spannte sich über die Sitzfläche, die Rückenlehne hinauf und auf der anderen Seite wieder hinab. Das schwarze Fell glänzte und war nach einer Richtung gebürstet. Als ich schließlich sogar den Dolcheinschnitt erkannte, war auch mein letzter Zweifel zerstreut. Vor Schreck und Abscheu konnte ich kaum atmen, und im Stillen dankte ich dem Herrn, dass wenigstens der Kopf nicht dabei war, denn das hätte mein revoltierender Magen nicht mitgemacht. Später erfuhr ich, dass man den Schädel als Trophäe aufgehängt hatte.
    Ich werde nie vergessen, wie mich dieses Tier angeblickt hat, als es sterbend auf dem Boden lag. Denn wenn es auch nicht das Gesicht eines Menschen war, so war sein Blick doch auch nicht der eines Tieres, das schwöre ich.«

Zweiter Teil

    Das Borstenrückenschwein

 
    Das Borstenrückenschwein hat seinen Namen nach dem rauen schwarzen Borstenkamm, der sich über seinen gesamten Rücken längs der Wirbelsäule hinzieht. Die Legende sagt, dass eines Tages der Teufel aus der Hölle kam und nach einem Schwein zum Braten Ausschau hielt. Er streifte durch die endlosen Eichenwälder, die das Land bedeckten, und als der Abend hereinbrach, stieß er auf ein großes Schwein, das nach Nüssen wühlte. Da er keinen Jagdspeer bei sich hatte, warf der Teufel seine weiß glühende Gabel nach dem Schwein, um es auf diese Weise zu töten. Seine erwählte Beute reagierte nicht schnell genug, und als die Gabel geflogen kam, streifte ein Zinken den Rücken des Schweins und setzte ihn in Brand. Quiekend lief das Schwein zum Fluss und tauchte unter, weil aber das Wasser nicht so tief war, um das Tier vollständig zu bedecken, wurde der oberste Fellstreifen auf dem Rücken versengt.
    Als das Haar nachwuchs, war es borstig und schwarz und zog sich vom Nacken des Schweins bis zu seinem Schwanz. So ist es seitdem geblieben.
    Das Borstenrückenschwein ist ausschließlich in den alten Eichenwäldern an der Südostseite der Moira-Berge zu finden. Diese wilden Tiere schließen lebenslange Partnerschaften und gehen sehr fürsorglich miteinander um. Das Schwein ernährt sich im Spätsommer und Herbst von Eicheln und ergänzt diese Nahrung im Winter mit dem unter der Erde gedeihenden Pilz Stipitis longi , den es mit seiner speziell zum Wühlen geformten Nase aufspüren kann.
    Beachtenswert ist, dass das Schwein nur die harmlosen Pilzköpfe frisst, die tödlich giftigen Stiele jedoch in der Erde stecken lässt.
    Aus Mythen und Folklore, Flora und Fauna
des alten Eichenwalds
    Verschiedene Autoren, ca. 1652

Kapitel 14

    Aus einem
    Brief an Polly
    Withypitts Hall
    Liebe Polly,
    wenn ich meine täglichen Streifzüge durch die labyrinthischen Gänge von Withypitts Hall mache, weht mich von überall her der überwältigende Geruch nach Geld an. Der Überfluss, in dem ich hier lebe, übertrifft bei Weitem alles, was ich in Urbs Umida gekannt habe – man muss es gesehen haben, um es glauben zu können.
    Ich habe ständig Gewissensbisse, weil ich aus dem Waisenhaus weg bin, ohne mich von Dir oder den andern zu verabschieden. Aber mich hat meine Wut getrieben. Ich weiß nicht, ob Du diese Briefe je lesen wirst. Ich adressiere sie an Dich, aber in gewissem Sinne schreibe ich sie für mich selbst. Es hilft mir, wenn ich diese Zeilen schwarz auf weiß vor mir sehe. Es ist mein Bericht, und wenn ich einmal auf all das zurückblicke, werde ich wissen, was

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