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Das Gift der Schmetterlinge (German Edition)

Das Gift der Schmetterlinge (German Edition)

Titel: Das Gift der Schmetterlinge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.E. Higgins
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riskieren, zu warten, bis die Wachtmeister eintreffen würden. Ich war ein armer Mann, mein Schwiegervater war reich. Welche Aussicht hätte für mich bestanden, meine Unschuld zu beweisen? Ich machte mich also davon, ließ meinen Sohn Pin allein zurück und kam nach Pagus Parvus. Sobald ich es wagen konnte, kehrte ich zurück, um meinen Jungen zu suchen, aber da war er nicht mehr in unserer ehemaligen Wohnung. Ich habe ihn immer noch nicht gefunden.
    Und was Withypitts Hall angeht, so zieht mich dort erst recht nichts mehr hin. Wir Dorfbewohner achten wenig darauf, was da oben so vor sich geht. Aber wir hatten gehört, dass Lord Mandibles Sohn heiraten wollte, und nicht lange danach, dass der alte Lord gestorben sei. Vor Kurzem erreichten uns dann Gerüchte über einen einäugigen Mann, der von Lady Mandible angestellt worden war. Und als vor ein paar Wochen eine schwarz glänzende Kutsche mit scharlachroten Jalousien und drei berittenen Bediensteten in unser Dorf kam, wussten wir, dass dies der berüchtigte Baron Bovrik de Vandolin sein musste.
    Er war auf der Suche nach einem Tischler, und weil das mein Gewerbe ist, ging ich mit nach Withypitts. Das Herrenhaus ist bizarr anzuschauen, aus riesigen dunklen Steinquadern aus den Bergen erbaut und mit reichlich Steinmetzarbeiten verziert. Wenn man lange genug hinsieht, erkennt man überall in den gemeißelten Ornamenten und Wasserspeiern schauerliche Wesen: wilde Greife und abscheuliche Monster. In den Pfeilern des Vordachs verbergen sich Eidechsen und Schlangen zwischen den gemeißelten Blütenschnörkeln der Kapitelle. Man hat das Gefühl, als ob man ständig beobachtet wird.
    Ich fing mit meiner Arbeit gleich im großen Speisesaal an und richtete ihn für das Mittwinterfest her. Meine Aufgaben waren unkompliziert: die holzgetäfelten Wände reparieren, lockere Dielenbretter befestigen, wackelnde Stühle standfest machen. In der Zeit, die ich dort verbrachte, habe ich kaum eine Menschenseele gesehen, aber oft hörte ich über dem Lärm von Drehbank und Hammer Lord Mandible am Cembalo spielen und seine zwei Katzen dazu miauen.
    Eines Abends, kurz nach dem zehnten Schlag, hörte ich ein großes Spektakel von irgendwo aus dem Haus. Ich bin so neugierig wie andere auch, also legte ich mein Werkzeug weg und ging dem Lärm nach bis in die Eingangshalle, wo sich mir ein ganz und gar befremdlicher Anblick bot. Eine Gruppe von Männern, der Kleidung nach Jäger, stand über irgendein Tier gebeugt, das auf dem Marmorboden lag. Es war groß und dunkelhaarig, hatte vier Gliedmaßen – meiner Ansicht nach Beine und Arme, ähnlich wie ein Affe – und einen enorm großen Schädel. Es verströmte einen beißenden Geruch nach verwesendem Fleisch, als ob es schon tot wäre. Aber während ich so hinsah, merkte ich, dass sich seine Brust hob und senkte. Plötzlich bewegte es sich und da stach ihm einer der Jäger einen Dolch bis zum Griff in die Seite. Das Tier stöhnte auf und drehte den Kopf – und ich schwöre, dass es mir in diesem Moment direkt in die Augen sah! Was das für ein Gefühl war, kann ich dir noch heute nicht beschreiben.
    Aus der Unterhaltung schloss ich, dass man das Tier im nahen Eichenwald gefangen hatte. Die Männer dachten erst, sie wären hinter einem Borstenrückenschwein her. Erst als sie darauf geschossen und es verletzt hatten, erkannten sie, dass sie etwas ganz anderes vor sich hatten. Ich wollte gerade hingehen und dem Tier zu einer bequemeren Lage verhelfen, da tauchten plötzlich Bovrik und Lady Mandible auf.
    ›Es könnte von wissenschaftlichem Interesse sein‹, sagte einer der Jäger.
    ›Wir sollten es am Leben lassen‹, meinte ein anderer, ›und zur Untersuchung in die Stadt bringen.‹
    ›Oder an eine Monsterschau verkaufen‹, schlug ein dritter vor.
    Lady Mandibles Miene schien auszudrücken, dass sie nicht viel von all diesen Vorschlägen hielt. ›Wenn es im Wald gefangen wurde, gehört es mir‹, sagte sie. ›Also werde ich über sein Schicksal entscheiden.‹ Und etwas in ihrem Ton und in der Art, wie Bovrik die Lippen zu einem höhnischen Lächeln verzog, jagte mir einen Schauder über den Rücken. Und bevor man mich entdecken konnte, schlich ich davon.
    Ich beendete meine Arbeit so schnell wie möglich. Ich wollte jetzt nur noch weg und eine Woche später holte ich mir mein Geld und verabschiedete mich. Auf dem Nachhauseweg kam mir ein großer Wagen entgegen, der eine Holzkiste auf seiner Ladefläche transportierte. Als er über

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