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Das Gift der Schmetterlinge (German Edition)

Das Gift der Schmetterlinge (German Edition)

Titel: Das Gift der Schmetterlinge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.E. Higgins
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ich damals empfunden habe und was mich gedrängt hat.
    Bevor Papa starb, hat er mir davon abgeraten, Rache zu üben. Ich weiß, dass Du das genauso tun würdest, wenn Du könntest. Das war schon damals, in jener Nacht in der Küche, Dein Rat gewesen. Aber ich kann dem nicht zustimmen. Baron Bovrik de Vandolin ist ein Monster, egal, in welcher Verkleidung und unter welchem Namen er auftritt. Wenn er auch nicht mit eigener Hand Papa den tödlichen Schlag versetzt hat, so werde ich ihn trotzdem immer für den Tod meines Vaters verantwortlich machen. Wie viele Leute werden für geringfügigere Verbrechen gehängt.
    Aber genug davon! Es gibt anderes zu erzählen.
    Als die Kutsche repariert war, war es schon spät, und so beschloss Solomon, in Pagus Parvus zu übernachten und früh am nächsten Tag weiterzufahren.
    Die alte Frau mit dem Zwinkertick, Perigoe hieß sie, sah mich an. »Wenn du morgen nach Withypitts fährst«, sagte sie, »bitte ich dich um einen Gefallen. Ich bin nämlich Buchhändlerin und habe Bücher da liegen, die für Lady Mandible bestellt wurden. Aber seit der junge Sourdough, mein Botenjunge, Oscars Geschichte gehört hat, weigert er sich strikt, noch einmal seinen Fuß in dieses Haus zu setzen.«
    Ich sagte bereitwillig zu und als Gegenleistung bot sie mir ein Zimmer für die Nacht an.
    Trotz meines Wagemuts und meiner Entschlossenheit muss ich zugeben, dass auch mich Oscars Geschichte verunsichert hatte, und so war ich über den Aufschub unserer Fahrt nicht unglücklich. Ich folgte Perigoe hinaus auf die Straße. Ihr Buchladen war nicht weit, und ich war froh, wieder ins Warme zu kommen. Doch als ich die Tür hinter mir schloss, war mir, als hätte ich auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine Bewegung gesehen. Beobachtete mich jemand?
    »Was ist?«, fragte Perigoe.
    Ich sah noch einmal hinüber, aber da war nichts. »Nur ein Schatten«, sagte ich, aber sicher war ich mir nicht.
    Perigoes Gastfreundschaft war erstklassig, und hätten mich nicht meine Träume mit den Bildern dieses Tieres aus Oscars Geschichte geplagt, ich hätte eine sehr angenehme Nacht in ihrem Dachzimmer verbracht.
    Das Glück war gegen mich. Den ganzen nächsten Tag herrschte ein schrecklicher Sturm. Solomon schickte mir aus der
Blauen Forelle
, wo er übernachtet hatte, eine Nachricht, dass wir erst aufbrechen würden, sobald der Sturm nachließe. Der heulende Wind und der peitschende Regen setzten dem Ort bis zum späten Nachmittag zu. Es war deprimierend, aber Perigoe kümmerte sich um mich. Und ich nahm die Gelegenheit wahr, in ihren Büchern zu stöbern. In einem Regal sah ich viele der Bücher, die auch ich früher in meiner Bibliothek besessen hatte. Zweifellos waren inzwischen alle verkauft – dank Badlesmire und seines grobknochigen Partners –, und das machte mich traurig. Meine Stimmung hob sich jedoch, als ich einen schmalen Gedichtband von Beag Hickory entdeckte. Auch ein anderes Buch fiel mir ins Auge:
Mythen und Folklore, Flora und Fauna des alten Eichenwalds
. Ich kaufte es und Perigoe ließ es mir freundlicherweise für einen ermäßigten Preis. Irgendwie hatte ich das Gefühl, ich könnte es vielleicht gut gebrauchen.
    Am frühen Abend flaute der Sturm ab und Solomon fuhr mit der reparierten Kutsche vor. Er war ungeduldig und wollte losfahren – nicht so sehr, um meinen Bestimmungsort zu erreichen, sondern um schnell in die Stadt zurückkehren zu können. Perigoe drückte mich herzlich und übergab mir das in Öltuch gewickelte und verschnürte Bücherpaket für Lady Mandible. (Die Lady, so erzählte sie mir, bestellte immer ziemlich sonderbare Titel.) Zum Abschied schenkte mir Perigoe den Band mit Beag Hickorys Gedichten. Ihre Liebenswürdigkeit ließ mich meine düstere Stimmung vergessen, für einen Augenblick wenigstens.
    »Pass gut auf dich auf«, ermahnte mich Perigoe. »Mit Lady Mandible sollte man sich lieber nicht anlegen. Sie hat ein silberhelles Lachen, sagt man, aber eine Hand aus Stahl, die in einem Samthandschuh steckt.«
    Doch Lady Mandible interessierte mich nicht, nur Baron Bovrik. Ich stieg in die Kutsche und Solomon öffnete die Luke im Dach und sah mit trüben, blutunterlaufenen Augen zu mir herunter. »Bist du sicher, dass du weiterfahren willst?«, fragte er umständlich. »Ich kann dich jederzeit in die Stadt zurückbringen.«
    Ich dachte an Papa in dem flachen Armengrab.
    »Ja«, sagte ich. »Ich bin sicher.«
    Solomon hatte mir versichert, dass wir Withypitts Hall in einigen

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