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Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)

Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)

Titel: Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kelly
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darüber lesen.
    Unter der Babynahrung lagen zwei schmutzige T-Shirts von Rex und das zerknüllte rote Kleid. Sie hielt die Sachen mit spitzen Fingern hoch und betrachtete sie mit wortloser Verwunderung, bevor sie sie zur Seite legte. Ich hörte Dads Schlüssel in der Tür. Mum hatte ihn offensichtlich schon informiert, aber er fuhr trotzdem überrascht zurück, als er sah, dass ich vor einem neugeborenen Baby kauerte. Enttäuschung lag in seinem Blick, in dem ich sonst immer nur Stolz gesehen hatte. Tränen, die über ein halbes Jahr aufgestaut worden waren, flossen jetzt beinahe stündlich.
    » Es tut mir so leid«, sagte ich und hob das Baby vor meine Brust. Ich schämte mich, weil ich sie benutzte, um ihn in seinem Zorn zu entwaffnen, aber ich war zu müde, um ihn auszuhalten. » Ich habe euch enttäuscht. Ich habe alles versaut. Fang schon an. Sag mir, was für eine Enttäuschung ich bin.«
    Sie setzten sich nebeneinander auf das Sofa, sodass meine Augen auf einer Höhe mit ihren Knien waren. Ich kam mir vor wie eine Fünfjährige, nicht wie eine Collegeabsolventin und junge Mutter.
    » Wir werden nicht mit dir schimpfen«, sagte Mum. » Ich kann nicht so tun, als wären wir nicht schockiert, und die Umstände sind nicht gerade ideal… Rex ist doch der Vater, oder?«
    » Linda!«, ermahnte mein Vater sie.
    » Na, fragen müssen wir schon«, sagte sie. » Ich kann mir vorstellen, dass du es wirklich schwer hattest. Wir wären für dich da gewesen, weißt du. Wir hätten es verstanden.«
    » Ich hab alles versaut«, sagte ich. » Ich hab das College versaut, ich hab mein ganzes Leben versaut.«
    » Das Leben ist nicht zu Ende, nur weil du ein Kind hast, weißt du«, sagte Dad. » Du bist erst einundzwanzig, und du hast immer noch deine Ausbildung. Wir können dir helfen.«
    » Aber schämt ihr euch denn nicht für mich?«, fragte ich. Eigentlich redete ich überhaupt nicht von Alice, sondern benutzte sie, um meine eigene Beichte abzulegen. Mum beugte sich herunter und nahm mir Alice aus den Armen.
    » So laufen die Dinge nicht. Weißt du, du bist immer noch mein Kind, und ich fühle für dich immer noch das, was du für sie fühlst«, sagte sie. » Hilft dir das, uns zu verstehen?«
    » Ja«, log ich. Alice drehte sich um und richtete ihren vagen Blick auf meinen Dad. Er streckte ihr einen Finger entgegen, und sie umklammerte ihn.
    » Können wir hierbleiben?«, fragte ich.
    » Als müsstest du danach fragen«, sagte er. Seine Stirn war immer noch gerunzelt, aber was ich für Zorn gehalten hatte, erkannte ich plötzlich als Verletzung. Ich hatte nicht gewusst, dass ich die Macht hatte, ihn zu verletzen. » Als müsstest du danach fragen«, wiederholte er und schüttelte den Kopf. Er nahm mir die Kleine ab und setzte sie auf seinen Schoß, und seine große, fähige Hand stützte ihren Kopf. Er schaute zwischen Alice, mir und meiner Mutter hin und her, und sein Blick wurde sanfter. » Sie sieht genauso aus wie Karen, als sie so klein war, nicht, Linda?« Und er drückte einen Kuss auf die weiche, flaumige Stirn.
    Ich sah ihn, bevor er mich sah. Er hatte das Gesicht nicht erwartungsvoll zur Tür gewandt, sondern schaute zu Boden und zur Seite, als habe er Angst vor dem, was er sehen würde. Der Wärter am Eingang hatte mir gesagt, er wisse, dass er Besuch habe, aber nicht, wer es sei. Er schaute zu Boden mit der beherrschten Erwartung eines Menschen, der immer wieder enttäuscht worden ist und sich nicht mehr viel länger an Hoffnungen klammern kann. Sein Haar war bis auf den Kragen heruntergewachsen; die Konturen seines Gesichts hatten sich zwar nicht verändert, aber Farbe und Textur seiner Haut waren nicht mehr wie früher. Er sah aus, als habe jemand die Vertiefungen an seinen Wangen und Augenhöhlen mit einem weichen Bleistift schattiert. Alice hatte der Schock über die demütigende Durchsuchung ihrer Windel durch einen kaugummikauenden Wärter die Stimme verschlagen, und jetzt schlief sie in ihrem Tragetuch. Ihr Haar wurde dichter, und sie sah jeden Tag mehr aus wie eine Capel. Wie ihre Mutter und ihr Onkel vor ihr hatte auch sie nicht die Spur einer Ähnlichkeit mit ihrem Vater, als sei sie nicht aus der Vereinigung zweier Eltern entstanden, sondern allein ihrer Mutter entsprossen.
    Das Knistern der Bedrohlichkeit im Innern des Gefängnisses hatte ich erwartet, und in dieser und in anderer Hinsicht fühlte ich mich an meine Gesamtschule erinnert. Die orangegelben Stapelstühle an den schlichten Tischen waren

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