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Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)

Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)

Titel: Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kelly
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hellgrauen Hemd und einer verblichenen Jeans erschien er in der Tür. Die Griffe von kornblumenblauen Plastiktüten aus dem Laden an der Ecke schnitten sich in seine Hände.
    » Was habe ich über die Haustür gesagt?«, fragte er alle im Raum. » Sie stand weit offen, als ich nach Hause kam. Jemand hätte einfach hereinspazieren können.«
    » Hat auch jemand getan.« Biba deutete mit dem Kopf auf mich.
    » Hallo, Karen.« Rex stellte seine Tüten auf die einzige freie Stelle auf der Arbeitsplatte und streckte und krümmte die Finger. » Schön, dich wiederzusehen.«
    Er ging durch die Küche und fing an, die Sachen abzuwaschen, die Nina gebraucht hatte; er türmte Geschirr und Besteck, lauter Teile, die nicht zusammenpassten, in eine weiße Spüle, die groß genug war, um ein Kleinkind darin zu baden, und lädiert genug, um schon wieder schick auszusehen. Hin und wieder angelte er ein funkelndes Mineral aus dem Spülwasser und warf es in die Kiste mit Ninas Schmuckwerkzeug.
    Biba durchwühlte die Einkaufstüten, öffnete eine runde Packung Ziegenkäse und aß ihn direkt aus dem Papier. Rex langte herüber und gab ihr einen Klaps auf das Handgelenk, als wäre sie eins von Ninas Kindern. Sie grinste und räumte seine Einkäufe – Wein, Milch, Oliven und Butter – in den Kühlschrank. Sie hatte einen weißen Käsekrümel mitten auf der Unterlippe. Ich sah zu, wie sie an dem antiken Pye-R adi o herumfummelte, einem schwarzen Klotz mit einer perforierten hölzernen Front, bekleckert mit Farbspritzern von einer jahrzehntelang zurückliegenden Renovierung. Die Antenne ließ sich schon lange nicht mehr ganz herausziehen. Sie jagte durch sämtliche Sender und fand schließlich Radio One, flüchtig und verrauscht. Als der Soundtrack für den Abend sichergestellt war, nahm sie eine Zitrone aus der Obstschale und warf sie über meinen Kopf hinweg quer durch den Raum. Ich folgte dem Bogen ihrer Flugbahn mit meinem Blick. Tris kam zur Tür herein und fing die Zitrone mit einer Hand auf. » Zwei für einen Fünfer!«, verkündete Jo und überreichte Nina, die offenbar nicht nur für das Essen, sondern auch für die Getränke zuständig war, zwei billig aussehende Flaschen Merlot mit Schraubverschlüssen. » Er wird schmecken wie Pisse, aber er bringt dich dahin, wo du hinwillst. Carrie, nicht wahr? Nett, dich wiederzusehen.«
    » Karen«, korrigierte ich, aber sie hatte sich schon zu Rex umgedreht.
    » Übrigens war die Haustür schon wieder offen«, sagte sie zu ihm. » Du musst das wirklich mal in Ordnung bringen lassen.« Rex ließ den Kopf unter der schweren Last dieser häuslichen Aufgabe in die Hände sinken.
    Tris stand mitten in der Küche wie ein verirrter Baum, massiv und von der Sonnenglut knorrig, und die Kinder benutzten ihn als Kletterturm. Er grinste, als eine Sandale an seine Schläfe klatschte, und stemmte Inigo hoch über den Kopf, bevor er den kleinen Jungen auf den Tisch setzte. Im nüchternen Licht des frühen Abends sah ich, dass die beiden einander nicht so ähnlich waren, wie ich gedacht hatte: Jos Gesichtszüge waren feiner als seine, und ihre Hautfarbe war ein gleichmäßiges blasses Gold. Die Haare, die nicht zusammengebunden und zu Dreadlocks verfilzt waren, waren fein und blond. Tris hatte einen rötlichen Teint, und seine Sonnenbräune war eigentlich keine Sonnenbräune, sondern bestand aus Tausenden von miteinander verbundenen Sommersprossen, und sein rötliches Haar war von den Wurzeln an lockig. Identisch waren ihre Kleider und ihre Eigenarten, und das machte sie zu einem so außergewöhnlichen Paar. Einer vollendete die Sätze des anderen, als wären sie Zwillinge, und ihre Gebärden spiegelten sich ineinander. Ständig berührten und küssten sie sich, als könnte eine unsichtbare Sauerstoffzufuhr unterbrochen werden, wenn der Kontakt zwischen Händen oder Lippen abreißen sollte. Aber daran war nichts Demonstratives oder Peinliches. Man konnte stundenlang mit ihnen zusammensitzen, ihnen zusehen und zuhören, ohne sich wie ein Voyeur zu fühlen.
    » Das wären dann alle.« Biba ließ den Blick um den Tisch herumwandern und sah mich dabei länger an als alle anderen. » Unsere ganze Menagerie.« Nina reichte Rex hinter uns eine hölzerne Salatschüssel, und er stellte sie mitten auf den Tisch, ohne sie anzusehen. Das ehemalige Liebespaar kommunizierte mit der gleichen intimen, entspannten, absolut sehnsuchtsfreien Körpersprache wie meine Eltern. Ich spähte in die Schüssel und entfernte

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