Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)

Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)

Titel: Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kelly
Vom Netzwerk:
uns sehen würden. Wir sahen aus wie ein Paar, aber nicht, wie ich es erwartet hätte, wie eins von der furchtbaren Sorte, die ins Restaurant geht und stumm isst, sondern wie ein etabliertes Paar, dem das gemeinsame Schweigen behaglich ist. Erst als ich sah, dass sein Arm auf meiner Rückenlehne lag, wurde mir klar, dass er so dicht neben mir saß.
    » Wenn B Arbeit als Schauspielerin hat«, sagte er, » werden wir mit dem Geld, das sie verdient, die Zimmer so umbauen, dass wir sie an andere Schauspieler vermieten können, wenn sie auf einer Tournee in London sind.«
    » Heißt das, ich muss Schauspielunterricht nehmen, wenn ich weiter bei euch wohnen möchte?«, fragte ich.
    » Bitte tu das nicht. Ich werde deine Normalität als Gegenmittel gegen den Irrsinn eines Hauses voll verrückter Theaterleute brauchen. Ich will die Wände richtig verputzen lassen, zwei weitere Badezimmer einbauen, und man kriegt diesen Laminatboden, der aussieht wie echtes Holz. Gar nicht zu reden von den elektrischen Leitungen, die erneuert werden müssen.«
    » Es wäre nicht mehr das Gleiche, wenn es den Gesundheits- und Sicherheitsbestimmungen entspräche. Ich frage dich: Wie viele solche Häuser gibt es denn noch in London?«
    » Glaub mir, dieser Reiz verliert sich, vor allem im Winter«, sagte er. » Was ich wirklich gern hätte, ist eine Fußbodenheizung im ganzen Haus. Aber Biba muss eine große Rolle bekommen, bevor wir uns so eine Modernisierung leisten können.«
    Oder du müsstest dir einen Job suchen, dachte ich, aber was ich sagte, war: » Versteh mich nicht falsch, Rex, aber warum arbeitest du nicht?«
    » Als was denn?«, fragte er. » Ich habe kein Talent. Ich habe keine Qualifikation.«
    » Überhaupt keine?«
    » Ich habe mit fünfzehn die Schule abgebrochen, um auf Biba aufzupassen.«
    » Bedauerst du das nie?«, fragte ich. Es erklärte zum Teil, weshalb ihm Bibas Karriere so wichtig war. Wenn sie es als Schauspielerin nicht schaffte, wäre nicht nur sie gescheitert, sondern auch er. Der Wert einer formalen Ausbildung war mir so sehr eingeschärft worden, dass ich mir nicht vorstellen konnte, ich hätte die meine für irgendjemanden aufgegeben, ganz gleich, wie sehr ich ihn geliebt hätte.
    » Was soll ich bedauern? Nein. Ich habe die Schule gehasst«, sagte er. » Na ja, meine Mum hat mir irgendwie den Floh ins Ohr gesetzt, ein Abschluss sei nicht so wichtig, weil ich sowieso nicht zu arbeiten brauchte, wenn ich nicht wollte. Mein Dad würde immer für uns sorgen. Tatsächlich hatte ich gar nicht so viel gegen das Akademische einzuwenden. Ich bin ganz gern in den Unterricht gegangen, aber man legte so viel Gewicht auf Sport, und die anderen Jungs… Ich hatte nicht gerade besonders viele Kumpel.« Hatte Rex jemals eigene Freunde gehabt? Alle, die ich bisher kennengelernt hatte, sogar Nina, seine Geliebte, waren über Biba ins Haus gekommen. Vielleicht betrachtete auch er die Tristesse seiner gesellschaftlichen Situation, denn nach einer kurzen Pause kehrte er zu seinem Standardthema zurück, der Hausrenovierung. » Natürlich haben wir insofern Glück, als eigentlich keine wesentlichen strukturellen Arbeiten notwendig sind. Das Erdgeschoss zu entkernen und eine kombinierte Esszimmer-Küche daraus zu machen, ist das größte Projekt, und die tragende Wand ist bereits verstärkt worden. Die einzige echte Herausforderung besteht in der Frage, wie wir im Dachgeschoss, wo dein Zimmer ist, ein Bad unterbringen. Ehrlich gesagt, dazu würde ich gern deine Meinung hören. Glaubst du, ein Zimmer mit Bad…«
    » Okay, das war’s«, sagte ich, um seinen Monolog zu beenden. » Wir gehen sie suchen.«
    In den Backstagebereich gelangte man durch eine schwarze Tür mit einer Stahlklinke in einem Korridor neben dem Foyer, zwischen der Herren- und der Damentoilette. Er roch dort wie im Umkleideraum einer Schulturnhalle, und man kam direkt auf die Bühne. Ich schaute hinaus in den halbdunklen Zuschauerraum und versuchte zu ergründen, was das Gesichtermeer an sich hatte, dass Schauspieler es so sehr begehrten. Obwohl der Saal leer war, fühlte ich mich zur Schau gestellt und entblößt, als würde ich gleich eines Verbrechens überführt werden, das ich nicht benennen konnte, dessen ich aber schuldig war. Ich habe einmal gehört, jeder lebe in der Angst, » erwischt« zu werden; man brauche einem Menschen nur oft genug zu sagen, man kenne sein Geheimnis, und irgendwann werde die Paranoia ihn zu einem Geständnis zwingen. Ich habe es

Weitere Kostenlose Bücher