Das Gift von Argus
schreckliche Verheerung anrichtete.
Hastig hob die Wolke sich höher und brachte sich eilig nordwärts in Sicherheit.
20.
Der Hubschrauber war unterwegs. Mirlena Robinson hatte Maeve O’Brien bereits am verlassenen Hovercraft abgesetzt, nachdem Matthew ihnen die Richtung gewiesen hatte. Und nun flog der Hubschrauber südwärts, um Leutnant Smith zurück zur Santa Maria zu bringen.
Ein paar Minuten lang stampfte Conrad wild auf der Bodendecke aus Piranhalibellen herum. Keine dieser Bestien sollte am Leben bleiben. Erst als er Rache geübt hatte, kehrte er zu Indira zurück. Er legte das Exo nieder, schnallte sich aus dem Geschirr und stieg mit dem Erste-Hilfe-Kasten aus der Maschine.
Leutnant Smith kam gerade zur Besinnung. Ihr Gesicht war blut-, schmutz- und schweißverschmiert, ihr Overall blutbefleckt, und ihr weißes Haar zerzaust und verklebt. Aber für Conrad war sie wunderschön.
Zittrig setzte sie sich auf und starrte ihn verwundert an. Sie wußte, daß sie eigentlich tot sein müßte.
»James, was ist passiert? Ein Wunder?«
Er kniete sich neben sie und strich ihr zärtlich übers Haar. »Zwei Wunder, Schatz. Du und ich.« Er holte den kleinen Flachmann aus dem Erste-Hilfe-Kasten und flößte ihr ein wenig Kognak ein. »Der Hubschrauber ist schon unterwegs, um dich zurückzubringen.«
»Aber wie hast du diese grauenvollen Bestien aufgehalten? Sie hatten mich doch schon fast erreicht?«
»Kwango wäre stolz auf mich gewesen, wenn er mich so im Exo gesehen hätte«, antwortete Conrad. »Ich habe es ihnen gegeben!« Er deutete auf den dicken Teppich aus toten Piranhalibellen. Indira schauderte.
Da erinnerte sie sich. Sie vergaß ihre Verletzungen und setzte sich auf. »Diese schrecklichen Beleidigungen, die du mir an den Kopf geworfen hast …«
Conrad küßte sie. »Aber Kleines. Du warst wie erstarrt, ich mußte etwas tun, um dich aufzurütteln. Und nur Wut konnte dich wieder in Fahrt bringen.«
»Du hast das also gar nicht wirklich gemeint?«
»Natürlich nicht, Liebling. Ich mußte etwas tun. Natürlich hätte es schiefgehen können. Du hättest dich niedersetzen und weinen können, dann wärst du ein Opfer der Mordinsekten geworden. Aber ich rechnete mit deinem Stolz.«
Indira legte die Arme um seinen Hals. »James Conrad, du bist ein Teufelskerl, und ich liebe dich.«
Der Hubschrauber kreiste kurz über den beiden und landete schließlich in angemessenem Abstand. Mirlena sprang heraus und rannte zu den zweien.
»Ist es schlimm, Commander?«
»Sie wird es überleben«, antwortete Conrad lakonisch. Er hob Indira auf die Arme. »Sehen wir zu, daß wir es ihr im Hubschrauber möglichst bequem machen. Hat O’Brien das Hovercraft schon geholt?«
»Ja, Commander.«
»Gut. Bringen Sie Leutnant Smith umgehend in die Krankenstation. Geben Sie unterwegs Matthew Bescheid. Sagen Sie ihm, daß ich mir mit dem Rückweg Zeit lasse.«
»Ja, Commander … Wie ist es Ihnen gelungen, sie zu retten?«
Conrad setzte Indira vorsichtig in den Hubschrauber, ehe er sich Mirlena zuwandte. »Mit einem Anflug männlichen Chauvinismus, Robinson. Das kann nämlich manchmal recht nützlich sein.«
Mirlena blickte ihn verständnislos an, schwieg jedoch.
»Übrigens, Leutnant Smith«, sagte Conrad. »Wegen Ihres unverantwortlichen Leichtsinns und Ihrer Pflichtvergessenheit entziehe ich Ihnen eine Schnapsration. Und bis auf weiteres wird Mr. Kwango Ihre Pflichten als mein Stellvertreter übernehmen.«
»James Conrad, Sie sind wirklich gemein«, stöhnte Indira, aber ihr Blick sagte: Ich liebe dich.
»Leutnant!« Conrads Stimme klang scharf. »Diese Beleidigung eines Vorgesetzten in Anwesenheit eines anderen ENTS kostet Sie eine weitere Schnapsration und bringt Ihnen einen Logvermerk ein … Robinson, starten Sie!«
Mirlena tat es ganz schnell, in der Hoffnung, Conrad von den Füßen zu werfen. Es gelang ihr nicht, denn er hatte es vorhergesehen und sich dagegen gewappnet.
»Dieser Mann ist unausstehlich«, brummelte Mirlena.
»Dieser Mann«, sagte Indira glücklich, »ist ein Teufelskerl!«
Leutnant Smith hatte Glück gehabt. Sie hatte nur zwei tiefere Fleischwunden davongetragen, die genäht werden mußten, und Abschürfungen, und sie hatte ziemlich viel Blut verloren.
Matthew, der voll dafür programmiert war, verarztete sie geschickt. Die Anästhetika hatten Indira schmerzfrei gemacht, und so lag sie völlig entspannt auf dem Behandlungstisch, während Matthew die Wunden auswusch und
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