Das Gift von Argus
Kommando.«
»Boß«, sagte der Schwarze fast flehend. »Ich glaub’, ich weiß, was Sie vorhaben. Bitte, tun Sie es nicht wieder auf die harte Weise und spielen Kamikaze. Leutnant Smith stampft mich als Biodünger in Grund und Boden, wenn sie erfährt, daß ich nichts unternommen habe, Sie zurückzuhalten.«
»Leutnant Smith wird erst morgen von dieser Aktion erfahren«, erwiderte Conrad trocken. »Sie schläft tief und fest, denn ich ließ Matthew etwas in ihren Schlaftrunk geben. Sie wird zwölf Stunden friedlich schlummern.«
Fast unverschämt schob Mirlena Robinson ihren aufreizenden Busen vor. »Commander, Sie mahnen uns ständig zur Vorsicht, und Sie selbst planen ein potentielles Selbstmordunternehmen. Der Sumpf ist trügerisch, die Piranhalibellen sind tödlich. Haben Sie doch die Geduld und warten Sie, bis wir das Mittel für ihre absolute Ausrottung …«
»Sie reden zu viel, Robinson«, sagte Conrad barsch. »Ich habe keine Zeit für Argumente und Ihre wissenschaftlichen Erörterungen. Sie haben wohl schon vergessen, daß Ihre Dummheit Sie fast das Leben gekostet hat? Außerdem habe ich zweierlei, was Sie nicht haben: professionelle Überlebenserfahrung und das«, er tupfte auf seine silberne Augenbinde. »Mit meiner Infrarotsicht und dem Radarsystem der Roboter kommen wir schon zurecht … Noch irgendwelche Fragen?«
»Ja, Commander.« Das war Maeve O’Brien. »Wie wollen Sie hundertneunzehn Stöcke und die gesamten Larven in Millionen Liter Sumpfwasser vernichten?«
Da kam Matthews Stimme über das Interkom. »Commander, die benötigte Ausrüstung steht in der Luftschleuse, und Mark und ich sind bereit.«
»Gut, ich komme sofort.« Conrad wandte sich an Maeve. »Ich habe leider keine Zeit mehr, Ihre Frage zu beantworten. Wenden Sie sich an den Dorftrottel.«
21.
Conrad gab die Binde erst im Freien aufs andere Auge. Nun, da sein Bioauge bedeckt war, mußte sein Gehirn sich erst auf die andersartigen Daten umstellen, die sein Infrarotauge lieferte. Er brauchte immer eine Weile für diese Umstellung. Zwar hatte er seine unmittelbare Reaktion inzwischen schon besser im Griff, aber seltsamerweise empfand er immer noch ein leichtes Schwindelgefühl.
Es war eine dunkle Nacht, doch Conrad empfing nun weder Licht noch Dunkelheit. Dunkelheit war für ihn jetzt das totale Fehlen von Wärme, und Licht kam von Wärmequellen.
Er betrachtete seine Hände. Sie glühten auf geradezu gespenstische Weise. Er blickte auf den Boden, auch er glühte stellenweise, dort, wo noch Gras wuchs. Wo das Gras von den schweren Exoskeletten zertreten und abgestorben war, war der Boden dunkler. Die gesamte, säulenartig aufgerichtete Santa Maria glühte von der Wärme ihrer Lebenserhaltungssysteme, und am hellsten war sie in der Höhe des Maschinenraums, wo die Strahlungsschilde und Kühlsysteme die gewaltige Kernenergie abschirmten.
Matthew meldete: »Die dreißig seismischen Ladungen sind eingestellt. Sie werden genau in sechs Stunden, vierzig Minuten und fünfunddreißig Sekunden, von jetzt an gerechnet, detonieren. Sie wurden in dem Stahlnetz untergebracht, das Luke nach Ihren Anweisungen herstellte. Mark und ich haben voll geladene Lasergewehre. Ihr Exoskelett wurde überprüft.«
Conrad sah Matthews verschwommene Umrisse und das hellere, aber etwas dunstig wirkende Netzwerk seiner Kontrollschaltkreise, und die Strahlung, die von der abgeschirmten Energiequelle des Roboters ausging.
»Gut, Matthew. Ich steige jetzt ins Geschirr.« Er freute sich, daß er Kwango einmal zuvorgekommen war. Des armen Tibors seismische Sprengladungen zu benutzen, war ein Geistesblitz gewesen. Sicher, Maeve O’Brien hatte angeboten, Sprengladungen herzustellen, aber das war nicht ihr Fach. Sie war darin nicht spezialisiert, wie Tibor es gewesen war.
Jede der dreißig seismischen Ladungen bestand aus vier Kilo verfestigtem Nitroglyzerin in einem erschütterungsfesten und wasserdichten Kanister mit sowohl Fern- als auch Zeitzündungssystemen. Tibor hatte beabsichtigt gehabt, mit ihnen künstliche Erdbeben zu erzeugen, um so seine Suche nach Erdöl und anderen Bodenschätzen zu erleichtern.
Nun sollten sie für etwas Wichtigeres eingesetzt werden.
Conrad richtete sein Exo auf und hob das Stahlnetz mit den Kanistern auf seine Exoschulter.
»Paßt auf, wenn ihr mit euren fünfundvierzig Stundenkilometern dahinsaust, daß ihr nicht irgendwo in ein Loch fallt oder über etwas stolpert«, mahnte er seine Roboter.
»Wir sind
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