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Das gläserne Paradies

Das gläserne Paradies

Titel: Das gläserne Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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dessen starrte er fassungslos auf den Stapel Aktien, den Wanda aus ihrer Tasche zog und schwungvoll vor ihn legte.
    Immer und immer wieder blätterte er die Papiere durch. Das … das gab es doch nicht! Das konnte nicht sein! Immer und immer wieder glitten seine Finger über die Ränder der Aktien. Aber er konnte noch so viel tasten, er konnte die Bögen noch so oft gegen das Licht halten, um nach Erhebungen zu fahnden – es war vergeblich. Die Guillochen, die vielfach nach geometrischen Gesetzen verschlungenen Schutzlinien rund um den Rand der Papiere, waren aufgedruckt! Und nicht mit einer speziellen Maschine angefertigt, wie es üblich war. EinerMaschine, die nur ganz besonderen Druckereien zur Verfügung stand, nämlich jenen, die autorisiert waren, Aktienpapiere zu drucken. Druckereien, die sich außerdem am Fuß des Aktienmantels verewigen mußten, so daß für jedermann ersichtlich war, welche die ausführende Wertpapierdruckerei gewesen war. Die vor David liegenden Papiere wiesen an der entsprechenden Stelle lediglich ein verwischtes Karo auf.
    Das hier waren Fälschungen! Gut gemachte Fälschungen.
    Vor ihm lag wertloses Papier.
    Natürlich spürte er Wandas fragenden Blick, vielleicht hatte sie ihn sogar tatsächlich etwas gefragt.
    Wie um alles in der Welt …
    Die Fassungslosigkeit traf ihn mit solcher Wucht, daß ihm fast die Luft wegblieb.
    Er hatte die Aktien des Berliner Privatiers doch mit eigenen Augen geprüft! Sie waren in Ordnung gewesen – angefangen beim Papier bis zum Wasserzeichen, den Stücknummern und den Guillochen. Es waren Originale! Daran hatte es keinen Zweifel gegeben. Fälschungen wären ihm sofort aufgefallen. So, wie sie ihm auch jetzt auffielen.
    David schluckte und kämpfte gegen das Schwindelgefühl in seinem Kopf an. Die Aktien mußten irgendwo ausgetauscht worden sein. Aber wann? Von wem? Und wo?
    Der »Berliner Privatier«, wie Strobel ihn genannt hatte! Der Mann war ihm gleich seltsam vorgekommen, aber Strobel hatte gemeint, er solle sich nicht von dem grobschlächtigen Aussehen täuschen lassen, in Wahrheit sei er ein gewiefter und fähiger Wertpapierhändler.
    Strobel! Was war mit ihm? War er demselben Betrug aufgesessen? Er kannte den Berliner doch seit längerem, hatte schon öfter Geschäfte mit ihm abgewickelt. Das hatte Strobel zumindest behauptet. Und nun das …
    Â»Was ist? David … Herr Wagner!« Wandas Blick, fragend, verwundert.
    Tausend Gedanken waren David durch den Kopf geschossen, während er Wanda anstarrte und krampfhaft überlegte, wie er ihr erklären sollte, was für ihn selbst unerklärlich war.
    Â»Es gibt da ein kleines Problem …«
    Wanda lachte nervös auf – zumindest hörte es sich in Davids Ohren nervös an – und sagte: »Aber doch nur ein ganz kleines, hoffe ich?« Ihr Blick! O Gott, ihr Blick …
    Sag, daß alles gut ist, flehte dieser Blick. Sag, daß wir uns gleich feiern werden! Uns, unsere Jugend und unseren Mut! Und unsere Klugheit.
    Und was tat er? Er schüttelte den Kopf, faselte etwas von Erkennungsmerkmalen, anhand derer man die Echtheit von Wertpapieren feststellen konnte.
    Verflixt noch mal, warum war er bei der Übergabe der Aktien nicht dabeigewesen? Warum hatte er sich die Papiere in all den Wochen nicht noch einmal zeigen lassen? Warum hatte er sie nicht hier in der Bank aufbewahrt?
    Warum, warum, warum …
    Wanda war aufgestanden und gegangen. Ohne Wehklagen, ohne Schreie und Toben. »Das kann nicht sein«, hatte sie nur vor sich hin gemurmelt, ganz leise, fast nicht zu hören.
    Er hatte sie aufhalten wollen, hatte ihren Namen gerufen, sich gewünscht, sie würde ihn anschreien. Alles wäre besser gewesen als ihren so mühsam aufgerichteten Rücken von hinten zu sehen.
    Er konnte ihr nicht nachlaufen, der Angstschweiß, die Panik und der Schock ließen ihn wie angeklebt auf seinem Stuhl verharren.
    Im nachhinein wußte er nicht mehr, wie lange esgedauert hatte, bis er wieder zur Besinnung gekommen war. Eine viertel Stunde? Eine halbe?
    Irgendwann stand er auf, schnappte die Papiere, die Wanda wie Abfall bei ihm hatte liegenlassen, und ging zu Gerhard Grosse.
    Natürlich traf er auch bei seinem Chef auf Ungläubigkeit. Es handele sich doch garantiert um einen schlechten Scherz, oder? wollte Grosse wissen. David schüttelte nur

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