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Das gläserne Paradies

Das gläserne Paradies

Titel: Das gläserne Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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den Kopf und dachte: Das war’s! Bankgeschäfte adieu! Zurück geht’s ins Wirtshaus vom Vater. Zitternd zeigte er auf die aufgedruckten Guillochen, begann seine Litanei von Erklärungsversuchen, die Wanda nicht hatte hören wollen. Die Papiere, die er gesehen hatte, seien einwandfrei gewesen! fügte er hinzu. Und natürlich tat er auch seine Befürchtung kund, daß Friedhelm Strobel ebenfalls einem Betrüger aufgesessen sei.
    Dann Gerhard Grosses Lachen. Wie hatte der Mann gelacht! »Machen Sie nicht so ein Gesicht!« sagte er, als er sich wieder gefaßt hatte. »Die Bank trägt keinen Schaden davon, das ist das Wichtigste. Da sehen Sie, wie klug es war, diese Transaktion nicht über unser Haus abzuwickeln. Ha, das wird gewisse Leute lehren, sich zukünftig wieder auf unsere Expertise zu verlassen, statt irgendwelchen dubiosen Wertpapierhändlern hinterherzurennen … Gut gemacht, junger Mann!«
    David war vor dem Lachen geflüchtet. Vor Grosses Kaltschnäuzigkeit. Kein Wort über den Verlust der Lauschaer. Kein Wort über die Tragik, die hinter allem steckte. Hätte es sich um echte Aktien gehandelt – die Leute wären mit einem Schlag reich gewesen! Das machte in Davids Augen den Betrug noch schlimmer.
    Er hatte seine Jacke geschnappt und war aus der Bank gerannt.
    Er war noch nie in Strobels Geschäft gewesen.
    Â»Sieh an, schon der zweite Besucher an diesem Vormittag, mit dem kein Geld zu verdienen ist« – mit diesen Worten hatte Strobel ihn begrüßt. Dann war er zu einer Anrichte gegangen und hatte sich aus einer silbernen Kanne Kaffee eingeschenkt, ohne David eine Tasse anzubieten. Nicht, daß ihm der Sinn danach gestanden hätte!
    Â»Die Aktien …«
    Â»â€¦ sind Fälschungen, ich weiß«, beendete Strobel seinen Satz, bevor David richtig zum Sprechen angehoben hatte. Seelenruhig rührte er mehrere Löffel Zucker in seinen Kaffee. Dann ging er zu dem großen Tisch, der in der Mitte des Raumes stand, und setzte sich.
    Â»Ich habe die Papiere letzte Woche nach Hamburg geschickt, meine Bank sollte sie für mich weiterverkaufen, und da kam der Schwindel heraus.« Er machte eine weit ausholende Handbewegung. »C’est la vie!«
    Â»Sie wissen seit einer Woche Bescheid? Warum sind Sie nicht gleich zu mir gekommen?« rief David. »Da sitzen Sie hier und trinken seelenruhig Kaffee, während …« Vor lauter Aufregung verschluckte er sich und mußte husten.
    Strobel sah ihn mit gerunzelter Stirn an. »Glauben Sie mir – ich war in der Zwischenzeit gewiß nicht untätig! Natürlich habe ich schon letzte Woche meine sämtlichen Kontakte spielen lassen. Ich habe nach dem Mann gesucht, aber all meine Bemühungen, den Berliner Privatier zu kontaktieren, waren vergeblich. Der Vogel ist ausgeflogen! Spurlos verschwunden! Dann habe ich versucht, eine Spur der gefälschten Papiere aufzunehmen. Irgendwo müssen sie ja herkommen. Irgend jemand muß sie gedruckt haben. Aber auch hier: Kein Erfolg!« Strobels Stimme klang beiläufig, er hörte sich nicht an wie jemand, dereinen schweren Verlust zu verkraften hatte und deshalb zutiefst geknickt war.
    Â»Aber Sie sagten doch, daß Sie schon früher Geschäfte mit dem Mann gemacht haben … Da müssen Sie doch seine Adresse kennen und so …« Wie ein Schuljunge, der mitten im Aufsagen eines Gedichtes nicht mehr weiterweiß, stand David da.
    Â»Tja, früher einmal. Aber die Not treibt manche Menschen sogar zu arglistigem Betrug und Täuschung!« Friedhelm Strobel lachte. »Wahrscheinlich baut sich der Kerl längst mit unserem Geld anderswo ein neues Nest! Wenn so einer in der Lage ist, Aktien zu fälschen, dann ist es doch ein leichtes für ihn, auch an gefälschte Papiere für sich selbst zu kommen – in dieser Hinsicht sollten wir uns keine Illusionen machen.«
    Â»Aber …« So einen Betrüger mußte man doch dingfest machen! Regreß einfordern, der Polizei übergeben. Urkundenfälschung war doch ein schweres Verbrechen!
    Â»Es tut mir leid«, sagte Strobel so kühl, daß es David fröstelte. »Ich habe es nur gut gemeint mit den Lauschaer Glasbläsern – immerhin mache ich seit Jahrzehnten Geschäfte mit ihnen und lebe nicht schlecht davon. Falls es Sie beruhigt, junger Freund: Ich werde die Leute auch jetzt nicht

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