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Das gläserne Paradies

Das gläserne Paradies

Titel: Das gläserne Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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für ein Glück, daß ich gerade auf dem Bahnhof war! Ich will gar nicht daran denken, was geschehen wäre, wenn –« Er sprang auf, war im nächsten Moment bei der Tür. »Ich habe Tee aufgesetzt. Kamillentee, der wird Ihnen guttun.«
    Kamillentee. Wanda nickte.
    Der Bahnhof. Blätter, die müde über den Bahnsteig tanzten. Die Gleise, das schreckliche Schrillen in ihrenOhren. Alles nur ein Traum, ein schrecklicher Traum. Oder?
    Sie wollte die Augen schließen, nicht denken, nicht fühlen. Statt dessen wanderte ihr Blick durch den Raum, der vollgestopft war mit Büchern, in Regalen, auf Hockern, auf dem Boden. Dazwischen standen Möbel, was eigenartig war. Eine Frisierkommode mit Rasierzeug darauf, ein stummer Diener, auf dem Mantel, Hut und Schal hingen, und gegenüber der Chaiselongue, auf der sie lag, stand in einem schmalen Alkoven ein Bett, abgedeckt mit einer braunen Decke.
    Es dauerte einen Moment, bis Wanda klar wurde, daß sie sich in Alois Sawatzkys privaten Räumen befand und nicht in seinem Laden. Bis auf die wenigen Möbelstücke war allerdings kein großer Unterschied zu erkennen.
    So viele Schicksale, verpackt zwischen zwei Buchdeckeln, fuhr es ihr durch den Kopf. Wie wohl der Titel des Buches lauten würde, das ihr Leben beschrieb?
    Keine Chance mehr, den Gedanken, der Wirklichkeit zu entkommen. Das hier war kein böser Traum, sondern die Wahrheit!
    Wanda stöhnte auf, zog die Knie an, umfasste sie mit den Armen und legte ihren Kopf darauf. Wiegte sich vor und zurück, wartete auf Tränen, die nicht kamen.
    Mit einem Schlag war alles wieder da.
    David und sie in seinem Büro. David, der dasaß wie ein geprügelter Hund, der sich die Haare raufte. Der immer wieder rief: »Wie kann das sein?« und: »Ich habe die Papiere doch geprüft! Sie waren einwandfrei!«
    Ihre Fassungslosigkeit. »Was ist? Was ist denn los?«
    Â»Die Aktien sind Fälschungen! Wertlos! Null und nichtig!«
    Sie hatte die Stirn gerunzelt und gelacht. »Machen Sie doch keine dummen Scherze!«
    Â»Das ist kein Scherz, ich meine es bitterernst! Strobel, er –« Vor lauter Aufregung hatte sich David an seiner eigenen Spucke verschluckt, mußte husten, bevor er weiterreden konnte. »Friedhelm Strobel! Ich muß zu ihm! Er ist der Verleger, von dem ich den Tip bekommen habe! Er hat ebenfalls von dem dubiosen Wertpapierhändler gekauft. Vielleicht hat er eine Erklärung, wie …« David unterbrach sich, starrte vor sich hin, ehe er leise wiederholte: »Fälschungen …«
    Â»Aber das kann doch nicht sein! Das glaube ich nicht!«
    David hatte ihr zeigen wollen, was nicht stimmte mit den Papieren, aber Wanda hatte die Hände vor die Augen geschlagen. Details! Wen interessierten die noch?
    Alles war vorüber. Sie waren einem Betrüger aufgesessen. Sie waren ruiniert. Das Geld der Lauschaer war fort – bei manchem die Ersparnisse eines ganzen Lebens! Bald würde die Gründler-Hütte jemand anderem gehören. Und alles nur, weil sie, Wanda, die Leute zu diesem Geschäft überredet hatte. Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich so elend gefühlt.
    Ihr Körper hatte sich in einer Art versteift, daß ihr jeder Knochen, jede Muskelfaser weh tat. Wie eine schlecht geführte Marionette war sie aufgestanden, hatte David verlassen. Vergeblich hatte er ihr nachgerufen, doch noch zu bleiben, sich zu beruhigen.
    Dann, draußen vor der Bank, ein kurzes Aufwallen von Widerstand. Mit einer Stimme, die ihr nicht gehörte, hatte sie sich zu Friedhelm Strobels Laden durchgefragt. Jeder Schritt eine Qual.
    Sie hatte mit dem Mann sprechen wollen. Er war ebenfalls hereingelegt worden. Ein Opfer wie sie – hatte David das nicht gesagt?
    Worauf hatte sie gehofft? Daß er sagte, es ist allesgut, kein Grund zur Sorge? Alles war nur ein schlechter Scherz?
    Doch der Mann war kein Opfer. Er war widerlich. Schrecklich. Ekelig. Er hatte ihr angst gemacht mit seinem gierigen Blick. Wie er sich die Lippen geleckt hatte! Und dann diese Hände! Wenn es ihr nicht gelungen wäre, den Riegel der Tür zu öffnen und zu rennen, rennen, rennen –
    Â»Kindchen, Wanda, nicht weinen. Alles wird wieder gut.«
    Der Geruch von Kamille stieg in Wandas Nase. Sie öffnete die Augen, nahm die Tasse Tee, die Sawatzky ihr entgegenhielt. Ihre Hand zitterte. Die Tasse war heiß.
    Sie setzte die Lippen

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