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Das gläserne Paradies

Das gläserne Paradies

Titel: Das gläserne Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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»Damals habe ich auch gedacht, mein Leben wäre zu Ende! Meine Träume, meine Hoffnungen – Strobel hat alles mit Füßen getreten. Ich war nur noch ein jämmerliches Häufchen Elend. Seine Augen haben mich verfolgt, Tag und Nacht. Diese Gier! Diese Erregung angesichts meiner Erniedrigung!« Sie zuckte hilflos mit den Schultern. »Griseldis und Magnus mußten mir versprechen, niemandem etwas von meiner Schande zu erzählen, und daran haben sie sich auch gehalten. Außer den beiden wußten nur Ruth und Marie Bescheid. Ich wollte nicht einmal, daß Peter etwas erfährt, das wäre mir peinlich gewesen. Wir waren zu diesem Zeitpunkt Nachbarn, gute Freunde, mehr nicht. Aber eines Tages, als Marie nicht mehr weiterwußte, hat sie ihn doch eingeweiht. Und dann …« Ein kleines Lächeln, fast unmerklich, huschte über Johannas Gesicht.
    Â»Vater hat das Schwein verprügelt, nicht wahr?« fragte Anna grimmig.
    Johanna schaute ihre Tochter an. »Woher weißt du das? Ja, Peter ist nach Sonneberg gefahren und hat Strobel eine Abreibung verpaßt. Ich habe erst anschließend davon erfahren. Als Peter Strobel zur Rede stellte, stritt dieser nicht einmal etwas ab, sondern sagte nur, daß sein Wort gegen meines stünde.« Sie schüttelte den Kopf. »Es war so schrecklich! Und als ob das alles noch nicht gereicht hätte, hat Strobel in ganz Sonneberg herumerzählt, ich hätte ihn beklaut, woraufhin er mich hinausgeworfen habe! So mußte ich nicht nur das Gerede hier im Dorf ertragen – auch meinen guten Ruf in Sonneberg hatte der Mann ruiniert! Es hat Jahre gedauert, bis endlich Gras darüber gewachsen war.«
    Anna schaute ihre Mutter eindringlich an. »Wie kann es sein, daß so ein Mann ungeschoren davonkommt? Ich meine, hättest du ihn nicht anzeigen können?«
    Johanna lachte auf. »Ich hätte mich nie getraut, einfach auf die Wache zu gehen und ihn anzuzeigen. Diese Schmach! Und was hätte es mir gebracht? Es hätte tatsächlich sein Wort gegen meines gestanden. Selbst wenn man mir geglaubt hätte – Unzucht ist in den Augen der meisten Männer doch nur ein Kavaliersdelikt. Wahrscheinlichhätten sie gesagt, ich sei selbst schuld gewesen. Aber noch heute bereue ich, daß ich damals so feige war!« Sie spuckte die letzten Worte geradezu aus.
    Â»Ein paar Jahre später kam eine junge Frau zu mir, sie war die neue Assistentin von Strobel. Schön war sie, hochgewachsen und mit einer beeindruckenden Ausstrahlung, aber gleichzeitig so niedergeschlagen! Ihr rechtes Augenlid zuckte so nervös, daß ich gar nicht lange hinschauen konnte. Sie stellte mir seltsame Fragen, druckste herum … Schließlich rückte sie mit der Sprache heraus: Strobel hatte sich auch an ihr vergangen. Bis heute frage ich mich, ob ich das hätte verhindern können …«
    Â»Bei mir hat er es auch versucht«, sagte Wanda tonlos.
    Â»Was?« schrieen Mutter und Tochter gleichzeitig auf.
    Â»Ich war bei ihm, direkt nach meinem Besuch in der Bank habe ich ihn aufgesucht! Wollte mit ihm reden, ihn um Hilfe bitten wegen der Aktien. Er und die Glasbläser – wir saßen doch alle im selben Boot! Ich meine, er ist doch ebenfalls von diesem Aktienhändler reingelegt worden! Aber Strobel hat nur gelacht. Und dann …« Ein Schauer fuhr durch Wandas Körper. Sie kniff die Augen zusammen, als werde sie von schrecklichen Bildern verfolgt.
    Â»Was hat er dir angetan? Sag!« Johanna packte Wandas Arm so fest, daß diese leise aufschrie.
    Â»Nichts! Es ist nichts passiert, ich bin davongerannt, so schnell ich konnte. Aua, du tust mir weh.« Mit schmerzverzerrtem Gesicht zog sie ihren Arm weg.
    Johanna war kreidebleich geworden. »Dieses Schwein! Der ist heute noch so verdorben wie damals! Ich fasse es nicht – er hat es tatsächlich wieder geschafft, eine von uns fertigzumachen!«
    Für einen langen Moment schwiegen alle drei. Anna war die erste, die das Schweigen brach.
    Â»Aber warum? Ich meine – warum tut ein Mann so was?«
    Johanna schnaubte. »Weil er starke Frauen haßt. Weil er Befriedigung empfindet, wenn er eine unterwürfige Frau vor sich hat. Weil wir Steinmänner sind. Sucht euch einen Grund aus!« Ihre Gesichtsmuskeln waren so verkrampft, daß ihr das Weitersprechen schwerfiel.
    Â»Friedhelm Strobel hat mir nie verziehen, daß aus

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