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Das gläserne Paradies

Das gläserne Paradies

Titel: Das gläserne Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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allerdings noch eine Kleinigkeit erledigen.« Mit einem Nicken machte sie sich auf den Weg zum Stammtisch.
    Benommen schaute David hinter ihr her.
    Seit einer Stunde saß er nun schon im »Schwarzen Adler«. Als er eintraf, waren die meisten Tische frei gewesen, inzwischen war fast jeder belegt. Erst nach einer Weile hatte er gemerkt, wie angespannt er war. Wie eine Katze in fremden Gefilden, die hinter jeder Hecke Rivalen erwartet … Aber alles war friedlich geblieben, manch einer hatte grüßend genickt, Gustav Müller Sohn und Christoph Stanzer hatten sogar einen Moment bei ihm gestanden und ein paar Worte mit ihm gewechselt, bevor sie sicham Stammtisch niederließen. Ganz allmählich hatte sich David entspannt, sich seine Suppe schmecken lassen und ein Bier noch dazu. Doch richtig zur Ruhe war er nicht gekommen, ganz im Gegenteil: Je länger er untätig herumsaß, desto nervöser wurde er. Er war nach Lauscha gekommen, weil er vor Neuigkeiten fast platzte! Doch statt diese loszuwerden, saß er hier untätig herum …
    Und nun tauchte ausgerechnet Wanda auf! In spätestens einer halben Stunde hätte er abermals bei ihr zu Hause vorgesprochen.

    Â»Sie ist nicht da«, hatte der alte Drachen zu ihm gesagt, als er am Vormittag bei der Familie Heimer geklopft hatte. Kein Wort darüber, wo Wanda war und wann sie zurückkommen würde, geschweige denn eine Aufforderung, im Haus auf sie zu warten. Was habe ich der alten Frau eigentlich getan, daß sie jedesmal so unfreundlich zu mir ist? fragte sich David. Doch es blieb ihm nichts anderes übrig, als anzukündigen, daß er später noch einmal wiederkommen werde.
    Eine Zeitlang war David spazierengegangen. Das Laub zerbröselte unter seinen Füßen. Es war ein klarer Tag, in der Nacht hatte es offenbar den ersten Frost gegeben. Für Mitte Oktober war das nichts Ungewöhnliches. Keine Spur von dem Nebel, der sich sonst so gern in dem hochgelegenen Tal breitmachte. Unsichtbare Spinnweben hingen in der Luft und legten sich alle paar Schritte auf sein Gesicht, so daß er ständig mit der Hand darüberfuhr. Nachdem er die steile Hauptstraße bis zum Bahnhof hinuntergegangen war, kehrte er wieder um und marschierte den Berg erneut hoch.
    Und wenn er bis in die Nacht hinein auf Wandas Rückkehr warten mußte – er würde nicht nach Sonnebergzurückfahren, ohne ihr von seinen Neuigkeiten berichtet zu haben! Doch hatte es Sinn, sich dabei den Hintern abzufrieren? Mit diesem Gedanken war David in Richtung »Schwarzer Adler« gestapft. Eine warme Suppe und ein Bier – danach würde er sich gestärkt genug fühlen, dem alten Drachen erneut die Stirn zu bieten.

    Nervös schob David nun den leergegessenen Suppenteller weg. Warum kam der Wirt nicht und räumte ab? Und was machte Wanda so lange am Stammtisch? Mindestens zehn Minuten stand sie nun schon bei den Männern herum. War das ein Brief, den sie Gustav Müller Sohn übergab? Was stand darin, was sie ihm nicht persönlich sagen konnte? Seiner verdutzten Miene nach zu urteilen schien der alte Glasbläser selbst auch nichts zu verstehen. Und da! Jetzt nahm Christoph Stanzer sie in den Arm – ging das nicht ein wenig zu weit? So etwas schickte sich doch nicht!
    Wenn sie doch endlich zu ihm kommen würde! Er hatte sie so lange nicht mehr gesehen, und nun, da sie so nah war, mußte er wieder warten. David kaute so fest auf seiner Unterlippe, daß es weh tat.
    Gut sah sie aus. Ein wenig blaß vielleicht und schmal. Aber sie hielt sich aufrecht und nicht wie jemand, der vor Wochen noch sein Leben hatte wegwerfen wollen.
    Endlich kam sie auf ihn zu. Eilig stand David auf, um ihr den Stuhl zurechtzurücken, und warf diesen dabei fast um.
    Â»Puh, das wäre geschafft!« Mit einem Lächeln stellte Wanda ihr Körbchen auf den Tisch und setzte sich. »Das war der letzte!«
    Der letzte was? wollte David fragen, doch er schwieg. Von nahem betrachtet, sah sie doch nicht ganz so gut aus.

    Oder war es der Hut, der den dunklen Schatten auf ihr Gesicht warf?
    Â»Darf ich Sie zum Essen einladen?« Seine Stimme klang blechern. Er räusperte sich. »Die Kartoffelsuppe ist sehr empfehlenswert.« Er hatte noch nicht ausgesprochen, als Benno, der Wirt, neben ihnen stand.
    Â»Wanda! Was für eine Freude, dich nach so langer Zeit wiederzusehen! Wir haben schon fast geglaubt, du wärst

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