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Das gläserne Paradies

Das gläserne Paradies

Titel: Das gläserne Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Richard zur Hochzeit ein Haus versprochen. Dieses Geld hier stellt sozusagen die Anzahlung dar … Ruth meinte allerdings, du könntest es auch anderweitig verwenden. Im schlimmsten Fall müßtet ihr dann noch ein paar Jahre in Richards alter Hütte leben.«
    Wanda schaute von dem Geld zu Johanna.
    Â»Ich werde nicht bei Richard wohnen«, sagte sie tonlos.»Er … wir haben die Verlobung aufgelöst. Alles ist vorbei.«
    Johanna wurde blaß. Auch das noch! Schlagartig wurde ihr klar, woher Annas strahlende Miene rührte …
    Wanda hingegen sah aus, als würde sie im nächsten Moment losheulen.
    Â»Hat Mutter wirklich gesagt, ich dürfe mit dem Geld tun, was ich will?«
    Johanna nickte stumm. Von den stundenlangen Diskussionen, die Ruth, Peter, Steven und sie geführt hatten, brauchte Wanda nichts zu wissen. In Ruths Augen war Wanda an allem selbst schuld.
    Â»Dann ist ja wohl klar, was ich tun werde …« Noch während Wanda sprach, begann sie die Scheine zu zählen. »So, wie es aussieht, reicht es gerade aus, um den Leuten das zurückzugeben, was sie durch mich verloren haben.«
    Â» Du hast doch niemanden betrogen, wie redest du denn daher?« sagte Johanna unwirsch. Und als von Wanda keine Antwort kam, fuhr sie fort: »Seltsam … Deine Mutter war sich ziemlich sicher, daß du genau das tun würdest! Danach könne dich niemand mehr zum Sündenbock abstempeln, sagte sie. Die Steinmänner sind noch nie jemandem etwas schuldig geblieben. Schließlich haben wir unseren Stolz, und das soll auch so bleiben. Sagt Ruth«, wiederholte sie. Ganz konnte Johanna die Meinung ihrer Schwester nicht teilen. Wanda und die Glasbläser waren reingelegt worden – was hatte das mit Stolz und Ehre zu tun? Genau diese Frage hatte sie Ruth auch gestellt.
    Â»So sieht Mutter das also …«
    Â»Du kennst sie doch!« Johanna winkte ab. »Sie hat manchmal eben etwas eigenwillige Ansichten!« Warum mußte sie diese jetzt haarklein an Wanda übermitteln? Sie hätte sich ohrfeigen können!
    Auf einmal war alles zuviel für Johanna. Wie weggeblasen war ihr zur Schau gestellter Gleichmut, ihre betonte Ruppigkeit, mit der sie jeder Gefühlsduselei hatte vorbeugen wollen. Sie fühlte sich, als wäre in ihrem Innern eine Saite gerissen. Genau das hatte sie vermeiden wollen! Sie hatte sich nicht von ihren eigenen Gefühlen überwältigen lassen wollen!
    Â»Ach, Kind, was hat er dir nur angetan?« Johanna schlug beide Hände vors Gesicht und heulte los. »Dieses Schwein! Dieses … verdammte Schwein!« Ihre Stimme war plötzlich rauh und heiser.
    Â»Tante Johanna …« Vergeblich rüttelte Wanda an ihrem Arm. »Wein doch nicht! Richard hat es nicht böse gemeint, und ob du’s glaubst oder nicht – ich bin ihm auch nicht böse. Er –«
    Â»Richard?« Johanna schaute mit tränennassen Augen auf. »Ich rede doch nicht von Richard. Ich meine –« Sie zuckte zusammen, als es neben ihr am Küchenfenster plötzlich klopfte.

    Â»Was ich euch jetzt erzählen werde, habe ich bisher für mich behalten – all die Jahre! Ich wollte einfach nicht mehr daran denken …« Johanna schaute von Wanda zu Anna. Beide nickten, wenn auch etwas zögerlich.
    Eigentlich hatte Anna nur kurz vorbeischauen wollen, um zu sagen, daß »der Franzose«, wie sie einen ihrer wichtigsten Kunden nannten, bei ihnen in der Werkstatt aufgetaucht war – ohne Vorankündigung. Er legte stets großen Wert darauf, von der Chefin persönlich beraten zu werden, und hinterließ jedesmal auch einen großen Auftrag, daher war Anna losgelaufen, um Johanna zu holen.
    Es war Johanna nicht leichtgefallen zu sagen: »Ich habe keine Zeit, der Franzose muß heute mit Petervorliebnehmen!« Ihr erster Impuls war gewesen, Anna zu bitten, sich um den Kunden zu kümmern, doch dann hatte sie sich dagegen entschieden. Vielleicht sollte es sein, daß auch ihre Tochter erfuhr, was sich damals, vor so vielen Jahren, zugetragen hatte.
    Mit zusammengekniffenem Mund hatte sich Anna zu ihnen gesetzt und eine Tasse lauwarmen Kaffee akzeptiert. Doch sie warf Wanda immer wieder unfreundliche Blicke zu.
    Johanna seufzte. Die beiden schienen sich immer noch nicht zu mögen – daran hatte sich während ihrer Abwesenheit wohl nichts

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