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Das gläserne Paradies

Das gläserne Paradies

Titel: Das gläserne Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Johanna schuldig! Und den Glasbläsern«, fügte sie eilig hinzu – David sollte nicht den Eindruck gewinnen, es handele sich einzig um eine persönliche Fehde.
    Â»Aber eines müssen Sie mir versprechen!« David ergriff Wandas Arm so fest, daß sie zusammenzuckte.
    Â»Was?«
    Â»Daß ich dabeisein werde, wenn jemand diesem Schwein die Hütte wegnimmt!«
    Â»Abgemacht!« Freudestrahlend reichte Wanda David die Hand.
    Und während sie ihre Abmachung besiegelten, begannen sie übermütig zu lachen.

51. K APITEL
    Eine Teetasse in der Hand, schritt Sawatzky in seiner Buchhandlung auf und ab. Jedesmal, wenn er sich nach fünf Schritten umdrehte, machte er eine kleine Sprechpause,die Wanda auf ihre Art nutzte: Sie drehte ihren Bleistift zwischen Daumen und Zeigefinger, damit sich die weiche Spitze gleichmäßig abrieb und sie nicht einmal mit dicker und dann wieder mit dünner Schrift schrieb. Was eigentlich vergebliche Liebesmüh war, denn mehr als eine halbe Seite ihres Notizblocks hatte sie bisher noch nicht gefüllt …
    Â»Druckerei Säubel, Goethestraße vierzehn – haben Sie das?«
    Wanda nickte. Sehr viele Namen hatte Sawatzky ihnen bisher nicht nennen können, genauer gesagt waren es nur ganze drei Adressen. Dazu Einzelheiten wie den Namen des Druckereibesitzers, des fähigsten Arbeiters – den, den sie ansprechen sollten, wenn der Besitzer selbst nicht greifbar war.
    Solche guten Fälschungen könne nicht jede beliebige Druckerei liefern, hatte der Buchhändler Anna, David und ihr erklärt. Unter den ihm bekannten Betrieben sei höchstens eine Handvoll, der er solch eine Qualität zutraute. Zwei davon lohne es nicht aufzusuchen, sie seien viel zu ehrenhaft. Nie und nimmer würden sie sich auf eine solche Gaunerei einlassen – Wertpapierfälschung sei ein schlimmes Vergehen, das streng geahndet würde.
    Drei Adressen, und alle lagen im Umkreis von Sonneberg – Wanda wußte nicht, ob sie enttäuscht oder erleichtert sein sollte. Je weniger Adressen, desto weniger Arbeit lag vor ihnen, das stand fest. Aber minderte das nicht auch ihre Chancen?
    Gedankenverloren griff sie nach einer der gefälschten Aktien, die auf einem Bücherstapel lagen.
    Es war das erste Mal seit dem Tag in Davids Büro, daß sie die Papiere in den Händen hielt. Ihre Finger zitterten ein wenig, gerade so, als ströme das Papier ein Nervengift aus. Oder das Böse selbst.
    Wie schön die Farben glänzten! Wie kunstvoll die einzelnen Abbildungen miteinander verbunden waren. Angewidert legte sie die Papiere wieder zur Seite.
    David räusperte sich. »Ich würde wirklich gern mit Ihnen fahren! Dabeisein, wenn ihr, äh, ich meine Sie etwas herausfinden. Aber wenn ich jetzt nicht allmählich in der Bank auftauche, bekomme ich Ärger.« Mit einem entschuldigenden Schulterzucken nickte er in Richtung Sawatzkys alter Wanduhr.
    Â»Schon kurz nach zehn? Du meine Güte, wir sollten längst unterwegs sein!« rief Wanda. Und zu David sagte sie: »Gehen Sie nur, wir kommen schon zurecht!«
    David warf einen letzten Blick auf die Aktien. Den Türgriff schon in der Hand, sagte er: »Denken Sie daran, was Sie mir gestern versprochen haben? Daß ich dabeisein will, wenn –«
    Â»Ja, ja, ja!« Lachend winkte Wanda ab. »Jetzt gehen Sie schon!« David schien fest daran zu glauben, daß sie heute etwas Bedeutendes in Erfahrung bringen würden! Wie schön wäre es gewesen, anstelle von Anna ihn an ihrer Seite zu wissen … Vielleicht hätte sie dann selbst auch mehr Zuversicht verspürt. Vielleicht hätten ihre Knie dann nicht wie Espenlaub gezittert. Noch war ihre vermeintliche Sicherheit so dünn wie eine Eisschicht nach der ersten Frostnacht. Und sie konnte sich ebensoschnell auflösen …
    Â»Ich könnte meinen Laden schließen und mitfahren …« Noch während er sprach, heftete sich Sawatzkys Blick so sehnsuchtsvoll an seine langen Bücherregale, als werde er sie nie wiedersehen. Bevor er die Buchhandlung erneut durchqueren konnte, hielt Wanda ihn am Jackenärmel fest.
    Â»Tausend Dank für – alles!« sagte sie, und ihre Stimme klang ein wenig heiser. Er nickte stumm.
    Anna, die bisher geschwiegen hatte, raffte ihren Rock, stand auf und sagte: »Wanda und ich schaffen das auch allein. Draußen steht ein Wagen.

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