Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das gläserne Paradies

Das gläserne Paradies

Titel: Das gläserne Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
Vom Netzwerk:
war?
    Der Restaurator setzte sich auf die freie Kante eines ansonsten hochbeladenen Tisches. Von oben herab schaute er die beiden jungen Frauen an.
    Â»Meine Vermutung geht dahin, daß Ihre Aktien irgendwo in der Nähe von Berlin gedruckt worden sind.«
    Â»Berlin?« Mehr brachte Wanda nicht heraus.
    Â»Das Papier selbst läßt dies vermuten«, sagte Blumeau und griff nach einer der Aktien, die Wanda auf ihrem Schoß liegen hatte. »Das Wasserzeichen hier – sehen Sie?« Er hielt das Papier so gegen das Licht, daß sowohl Wanda als auch Anna das besagte Zeichen sehen konnten.
    Â»Ja, und?« hauchte Wanda, deren Mund vor Aufregung plötzlich ganz trocken war. Ein Königreich für ein Glas Wasser!
    Â»Es ist schon ein paar Jährchen her, daß ich solches Papier in Händen halten durfte, daher hat es ein wenig gedauert, bis ich mich daran erinnerte, zu welcher Papierfabrik dieses Wasserzeichen paßt. Es ist die Oberguriger Papierfabrik, sie liegt im Spreetal, also in der Nähe von Berlin. Dort wurde dieses Papier hergestellt, daher meine Vermutung, daß auch der Druck in der Nähe von Berlin stattgefunden hat.«
    Sprachlos schauten sich Wanda und Anna an. »Und das alles sehen Sie dem Papier an?«
    Jean Blumeau nickte. »Das ist keine Schwierigkeit, solch exquisites Papier kommt einem selten unter. Es hat Weltmarktqualität und ist einst bis nach Brasilien verkauft worden.« Zärtlich strich er über die Aktie. »Diese Qualität wird einzig für den Druck von Wertpapieren oder hochwertigen Dokumenten hergestellt. Für alles andere wäre es auch viel zu teuer.«
    Wanda nagte an ihrer Unterlippe. Berlin … Was hatte Strobel mit Berlin zu tun? Sie wußte nicht, ob sie sich über diese Neuigkeit freuen sollte.
    Â»Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll …«
    Â»Ich auch nicht!« Der Restaurator lachte. »Es gibt nämlich ein Problem, das Ihre Recherche nicht gerade leichter machen wird … Besagte Papierfabrik im Spreetal ist leider vor zwei Jahren völlig ausgebrannt.«
    Â»Ausgebrannt? Aber –« Wie ein Fisch schnappte Wanda nach Luft.
    Â»Eine Schande, gewiß!« unterbrach Blumeau seinen Gast. »Man munkelte damals etwas von Brandstiftung, manch einer behauptete, der Besitzer wollte wohl von der Versicherung Gelder bekommen, um die Fabrik noch moderner zu machen. Keine Ahnung, was daraus geworden ist!« Der Restaurator hob die Schultern. »Ich weiß nur so viel: In den letzten zwei Jahren wurde in Obergurig kein Papier mehr hergestellt!«
    Â»Dann hat irgend jemand während des Brandes eine Kiste Papier retten können«, sagte Anna, und ihre Wangen waren vor Aufregung rot.
    Â»Oder mehrere«, ergänzte der Restaurator und warf ihr einen anerkennenden Blick zu. »Und kann nun mit den Bögen tun und lassen, was er möchte, weil niemand sievermißt. Falls Sie im Rahmen Ihrer Nachforschungen auf weitere Restbestände dieses Papiers stoßen, lassen Sie es mich wissen. Ich bin bereit, einen guten Preis dafür zu zahlen. Und ich habe ganz sicher nichts Unredliches damit vor.«
    Anna nickte dem Mann eifrig zu.
    Wanda stieß aus dicken Backen die Luft aus. »Und nun? Jetzt wissen wir zwar, woher das Papier stammt und daß die Aktien höchstwahrscheinlich in Berlin oder in der Nähe Berlins gedruckt wurden. Aber wie um alles in der Welt soll uns dieses Wissen weiterhelfen?«

52. K APITEL
    Â»Es wäre wirklich nicht nötig gewesen, daß Sie mich abholen. Ich hätte den Weg zum Haus meiner Tante auch allein gefunden!« Trotz ihrer tadelnden Worte machte Wandas Herz ein paar Hüpfer mehr als sonst. Den ganzen Weg vom Bahnhof bis hier oben hatte David zurückgelegt – für sie. Wo er es viel leichter hätte haben und direkt zu Johanna hätte gehen können.
    Aus dem Augenwinkel registrierte sie, daß sich der Vorhang am Küchenfenster bewegte. Eva! Oder war es Vater, der hinter ihr herspionierte?
    Natürlich hatten alle von ihr wissen wollen, wohin es diesmal ging. Und mit wem. Sie sei auf dem Weg zu Johanna – mehr hatte Wanda nicht gesagt. Demonstrativ hakte sie sich nun bei David unter. Sollten sie doch gucken!
    Â»Glauben Sie, das weiß ich nicht?« erwiderte David inleichtem Ton. »Es gibt fast nichts auf dieser Welt, was ich Ihnen nicht zutrauen würde … Aber können Sie sich

Weitere Kostenlose Bücher