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Das gläserne Paradies

Das gläserne Paradies

Titel: Das gläserne Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Energisches.
    Â»Bestimmt!« pflichtete Wanda Anna bei, und eines der Pferde wieherte, als habe es die ganze Zeit gelauscht.
    Die beiden Frauen lachten.

    Der Mann rieb eine der Aktien zwischen Daumen und Zeigefinger hin und her. Strich mit der glatten Hand darüber. Roch daran. Hielt den Bogen gegen eines der Fenster. Entzündete eine Kerze, hielt den Bogen auch noch gegen das Kerzenlicht. Dabei gab er leise Geräusche von sich, die mal einem Knurren, mal einem Seufzen, dann wieder einem Flüstern glichen.
    Peinlich berührt verfolgte Wanda das Treiben, sie hatte das Gefühl, einem geradezu intimen Akt beizuwohnen, der nicht für fremde Augen bestimmt war.
    Auch Anna schien sich nicht sehr wohl in ihrer Haut zu fühlen. Wie ein Schulkind tappte sie von einem Fuß auf den anderen.
    Endlich schaute der Mann wieder auf. »Dort, wo eine rechtmäßige Wertpapierdruckerei ihr Zeichen hinterläßt, befindet sich hier nur ein verwischtes Karo. Bei dem Druck selbst handelt es sich um einen sehr hochwertigen Buchdruck, doch fehlen Feinheiten, aufgrund derer ich Ihnen die Druckerei benennen könnte. Die Feinheiten der hier in der Gegend ansässigen Druckereien kenne ich nur zu gut, sie sind auf diesen Papieren nicht zu finden. Eines weiß ich daher ganz gewiß …« Jean Blumeau reichte Wanda die Aktien zurück. »Diese Papiere sind nicht hier in der Gegend gedruckt worden!«
    Â»Oh«, sagte Wanda.
    Jean Blumeau nickte. »Wären Sie gleich zu mir gekommen, hätte ich Ihnen einige Wege ersparen können.«
    Wanda spürte, daß ihre Knie weich wurden. Hastig hielt sie sich an einem Fensterbrett fest. Sie tauschte einen Blick mit Anna, die blaß und mitgenommen aussah.
    Und nun? Sollte auch ihr letzter Besuch an diesem Tag umsonst gewesen sein?
    Im Laufe des Tages hatten sie alle drei Druckereien, die ihnen von Sawatzky genannt worden waren, aufgesucht – doch ohne Erfolg. Bei den ersten beiden waren sie einigermaßen freundlich empfangen worden, der Besitzer der letzten Druckerei jedoch war böse geworden und hatte sie vom Hof gejagt. Er würde sie wegen Rufmord verklagen! hatte er der Kutsche nachgeschrieen. Und was ihnen einfiele, mit solch einer Beschuldigung bei ihmaufzutauchen. Wanda war nicht einmal dazu gekommen, zu erklären, daß niemand ihn beschuldigte und sie lediglich auf der Suche nach Informationen waren. Zeit, um wie geplant irgendwo ein Mittagessen einzunehmen, hatten sie gar nicht gehabt.
    Inzwischen war es fünf Uhr nachmittags, und nicht nur die beiden Kutschpferde draußen vor der Tür waren hungrig und müde. »Noch ein Umweg? Muß das sein?« hatte der Kutscher gemurrt, als Wanda ihm Jean Blumeaus Adresse nannte. Er wollte bei Tageslicht nach Hause und stimmte nur ungern zu, nochmals in die Sonneberger Innenstadt zu fahren.
    Fast wäre Wanda schwach geworden – der Gedanke, auf direktem Weg nach Hause zu fahren, war zu verführerisch. Auf eine weitere unfreundliche Begegnung konnte sie gut verzichten. Außerdem sehnte sie sich nach Sylvie. Und nach einem warmen Fußbad. Nach etwas zu essen und –
    Anna versetzte Wanda einen kleinen Stoß in die Rippen. »Jetzt sag doch was!«
    Wanda nickte. Die Cousine hatte recht. Vielleicht war ja doch etwas aus dem Restaurator herauszubekommen.
    Â»Nun, es ist doch so …«, hob sie an, ohne zu wissen, wie sie ihren Satz enden lassen wollte. Unter niedergeschlagenen Lidern ließ sie erneut ihren Blick durch den vollgestopften Raum wandern.
    Papiere, Papiere, Papiere! Auf jeder Oberfläche, in jedem Regal, in Kisten auf dem Boden, in vergilbten Umschlägen aus Pappe – überall stapelten sich Papiere. Dazu Farben aller Art, Pinsel, Griffel jeglicher Länge und Stärke quollen aus Bechern, gläserne Flaschen mit grauschwarzen Pulvern standen ebenfalls herum. Auf einem Holzklotzbefand sich ein Gerät, das aussah wie eine überdimensionale Blumenpresse, auf einem zweiten Holzklotz lag ein Bügeleisen. Was um alles in der Welt machte der Mann mit einem Bügeleisen? In einem Kübel auf dem Boden daneben befand sich eine dickflüssige, weißliche Brühe, in der etwas Ähnliches wie Lumpenfetzen schwammen.
    Wenn Wanda ehrlich war, mußte sie zugeben, daß sie sich genau so eine Fälscherwerkstatt vorgestellt hatte! Wer sagte ihnen denn, daß nicht Blumeau selbst der große Fälscher

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