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Das gläserne Paradies

Das gläserne Paradies

Titel: Das gläserne Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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nicht vorstellen, daß ich gern ein paar Minuten mit Ihnen allein verbringe, bevor wir zu den anderen stoßen?« Er blieb stehen und schaute Wanda verschmitzt an. Nach den hastigen Hüpfern blieb ihr Herz bei seinem Blick nun fast stehen.
    Â»Ã„hm, tja …« Wanda schluckte. »Oh, schauen Sie nur: Da kommt Johannes, mein Cousin!« Fast erleichtert zeigte sie die Straße hinab.
    Was hätte sie David antworten sollen? Daß auch sie am liebsten den ganzen Abend mit ihm allein verbracht hätte? Einfach so? Daß es noch so vieles gab, was sie sich zu erzählen hatten? Daß sich seine Hand auf ihrem Arm so gut anfühlte und daß er sie doch bitte nicht mehr so schnell wegnehmen möge? Daß sie in den letzten Tagen stundenlang nach einem Grund gesucht hatte, ihn in Sonneberg zu besuchen? Und daß ihr keiner eingefallen war? Es war Johanna gewesen, die ihr einen solchen Grund auf einem silbernen Tablett geliefert hatte: David und Wanda, Anna und sie und Peter, der inzwischen ebenfalls in den Plan eingeweiht worden war, sollten sich am kommenden Samstag abend treffen, um gemeinsam über weitere Schritte nachzudenken. Nur allzu willig hatte sich Wanda bereit erklärt, David eine entsprechende Nachricht zukommen zu lassen. Am liebsten wäre sie ja nach Sonneberg gefahren, um die Nachricht mündlich zu überbringen, aber das war ihr dann doch ein wenig aufdringlich erschienen. David Wagner war ein Geschäftspartner, mehr nicht. Und wenn man es genauer betrachtete, war er nicht einmal mehr das – daran änderte auch die Tatsache, daß sie sich gut verstanden, nichts. Geschäftspartner … Warum kribbelte es dann in ihrem Bauch so sehr, wenn sie an ihn dachte?
    Dank Johannes’ Erscheinen mußte sie über all diese Dinge nicht nachdenken. Nicht jetzt. Vielleicht später.
    Doch statt für einen Plausch innezuhalten, wollte Johannes mit stur gesenktem Kopf an ihnen vorbeimarschieren.
    Â»Sag mal, redest du nicht mehr mit mir?« Lachend stellte sich Wanda ihm in den Weg.
    Johannes musterte sie unfreundlich. »Und wennschon! Mit mir redet doch auch niemand!«
    Â»Was …«
    Â»Ach, tu doch nicht so!« fauchte Johannes. »Ich weiß doch genau, daß ihr zu meinen Eltern geht. Wo ich ja offenbar nicht mehr gefragt bin, im Gegensatz zu gewissen anderen Leuten …« Er warf David einen nicht gerade freundlichen Blick zu. »Möchte mal wissen, was ihr so heimlich miteinander zu tun habt. Und was Mutter damit zu schaffen hat. Ich soll zu Magnus in die Werkstatt gehen und beim Verpacken helfen, hat sie gesagt. In der Küche hätten sie etwas Wichtiges zu besprechen. Auf meine Frage, warum Anna nicht beim Verpacken helfen muß, sondern mit am Tisch sitzen darf, hat sie mir nicht einmal geantwortet.« Bei den letzten Worten zitterte seine Unterlippe so heftig, daß Wanda befürchtete, der junge Bursche würde trotz seiner Wut in Tränen ausbrechen.
    Â»Sollen sie doch schauen, wer ihre blöden Christbaumkugeln verpackt, ich tu’s jedenfalls nicht! Da gehe ich lieber auf einen Schluck zu Benno!«
    Â»Ach, Johannes …« Spontan umarmte Wanda ihren Cousin. »Deine Mutter hat es ganz bestimmt nicht böse gemeint. Sie will dich nur aus der unseligen Sache raushalten!«
    Â»Raushalten? Welche unselige Sache? Ich verstehe überhaupt nichts mehr …«
    Â»Na, die Sache mit der Glashütte, du weißt schon …« Noch während sie sprach, wurde Wanda schlagartig klar, daß Johannes ja tatsächlich nichts von den neueren Entwicklungen wußte! Fragend drehte sie sich zu David um, der mit verschränkten Armen daneben stand. Er zuckte mit den Schultern, als wolle er sagen: Das mußt du selbst entscheiden.
    Â»Die Glashütte?« Unwillkürlich blickte Johannes hinunter ins Tal. Dort, wo die Gründler-Hütte lag, war es dunkel, aber in den Häusern ringsum leuchteten durch alle Fenster die Flammen der Glasbläser.
    Der Anblick ließ Wanda wehmütig lächeln. Sie konnte sich noch gut daran erinnern, wie romantisch sie diese Stimmung zu ihrer Anfangszeit in Lauscha empfunden hatte. Heute wußte sie, was die vielen Glühwürmchenlichter in den Häusern bedeuteten: kein Feierabend für die Hausbewohner, sondern Arbeiten bis zum Umfallen.
    Johannes’ ungeduldiges »Ja?« riß Wanda aus ihren Erinnerungen. Warum sollte er

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