Das gläserne Paradies
eigentlich nicht wissen, was vor sich ging? Sie holte tief Luft.
»Wir haben Grund zur Annahme, daà Friedhelm Strobel irgendwie in das miÃglückte Aktiengeschäft verwickelt ist, daà er die Glasbläser übers Ohr gehauen hat.« So knapp wie möglich schilderte sie ihre bisherigen Ãberlegungen. »Bisher können wir ihm allerdings leider noch nichts nachweisen!« endete sie.
»Aber behalte das bitte für dich!« sagte David zu Johannes. »Es wäre niemandem geholfen, wenn sich das halbe Dorf zu Rachegelüsten gegen Strobel aufschwingt, solange wir nichts gegen ihn in der Hand haben. Der Kerl scheint seine Spuren extrem gut verwischt zu haben ⦠Die Chance, etwas herauszufinden, ist jedoch gröÃer, solange Strobel nichts von unseren Umtrieben ahnt!«
Johannes schaute von einem zum anderen, seine Augen waren kullerrund. »Ein Racheplan! Na, da helfe ich euch doch â«
»Um Himmels willen, nein!« unterbrach Wanda ihn. »Ehrlich gesagt weià ich gar nicht, was wir heute abend besprechen wollen â bisher haben unsere Nachforschungen ja noch nichts ergeben. Geh ruhig zu Benno, du verpaÃt wirklich nichts!« Jetzt ärgerte sie sich, überhaupt davon angefangen zu haben. Es war ihr zwar nicht ganz klar, warum Johanna ihren Sohn nicht eingeweiht hatte, aber bestimmt hatte die Tante ihre Gründe. Die sie, Wanda, nicht respektiert hatte. Oje, warum hatte sie schon wieder so eigenmächtig handeln müssen? Und warum hatte David sie nicht davon abgehalten? Ein Seitenblick auf ihren Begleiter verriet ihr, daà er von ihren Offenbarungen auch nicht sonderlich begeistert war.
»Wenn du meinst â¦Â« Schon wieder trug Johannes eine beleidigte Miene zur Schau.
»Ja, ich meine!« sagte Wanda mit fester Stimme und stolperte hinter David her, der den Berg hinunterhastete, bevor Johannes erneute Einwände hervorbringen konnte.
»Tut mir leid, daà ich es euch nicht etwas bequemer machen kann«, sagte Johanna und nickte in Richtung der vielen Schachteln und Kisten, die in der ganzen Küche gestapelt waren. »Die letzten Wochen vor der Adventszeit sind jedes Jahr die Hölle! Kein Platz, keine Zeit ⦠Ich bin nicht einmal dazu gekommen, eine Kanne Tee für euch zu kochen!« Hektisch sammelte sie ein ganzes Arsenal von kleinen Farbtöpfchen ein, die auf dem Küchentisch standen, stellte sie auf ein Tablett und übergab dieses an ihren Mann, der das Tablett wiederum einfach auf dem Spülstein abstellte.
»Trinken wir halt ein Bier!« sagte Peter und nickte Anna zu, die daraufhin hinter die Küchenbank langte und ein paar Flaschen hochholte.
David nahm einen Stapel Pappschachteln von Wanda entgegen und reichte sie ebenfalls an Peter weiter, woraufhin der Berg auf dem Spülstein weiter anwuchs. David muÃte sich ein Schmunzeln verkneifen â was für ein Durcheinander! Aus manchen Kisten lugten Nikoläuse mit roten Mützen hervor, in anderen glänzten silberne Engel, deren Flügel mit einem glitzernden Pulver bestäubt worden waren. GroÃe und kleine Kugeln, Tannenzapfen, Glocken ⦠Die Vielfalt der Lauschaer Glaskunst war wirklich einzigartig, schoà es ihm durch den Kopf. Er öffnete gerade den Mund, um etwas in dieser Art zu sagen, als er es sich anders überlegte â am Ende glaubten die Leute noch, er wolle sich anbiedern! Aus dem Augenwinkel warf er Wandas Tante einen Blick zu.
Johanna Steinmann â die groÃe Geschäftsfrau. Trotz ihrer entschuldigenden Worte machte sie eigentlich nicht den Eindruck, als täte ihr das Chaos leid. Vielmehr hatte er das Gefühl, sie würde sich im geschäftlichen Trubel aalen wie eine Forelle im sprudelnden Wildbach. Um so erstaunlicher war, daà sie sich die Zeit für dieses Treffen nahm!
Wanda schien den gleichen Gedanken zu haben, denn sie machte eine ähnliche Bemerkung.
»Ach, weiÃt du, ich will einfach, daà wir mit unseren Nachforschungen ein Stück weiterkommen«, erwiderte Johanna, nachdem sich alle um den Küchentisch gequetscht hatten. »Ich will einfach noch nicht aufgeben! Oder was meinen Sie, Herr Wagner?« Gedankenverloren spielte sie mit ein paar Pinseln. Der scharfe Geruch von Reinigungsmitteln und Farbe hing in der Luft.
David setzte sich aufrechter hin. »Die Chefin« â ein wenig war er schon eingeschüchtert von dieser Frau,
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