Das gläserne Paradies
über deren Erfolg viele Männer bewundernd sprachen. Aber das lieà er sich natürlich nicht anmerken! Laut sagte er:
»Wandas und Annas Bericht über das gestohlene Papier aus der abgebrannten Mühle scheint mir immerhin ein weiteres Steinchen in dem Mosaik zu sein, das Strobel als Schuldigen zeigt.«
Wanda räusperte sich. »Und nun? Vielleicht sollten wir doch einen Privatdetektiv einschalten? Solch ein Herr hat doch ganz andere Möglichkeiten als wir und â« Sie brach abrupt ab, als ein Schatten im Türrahmen erschien. David hörte, wie sie schluckte und dann zu husten begann.
»Richard â¦Â«, sagten Anna und Wanda gleichzeitig.
Davids Blick wanderte zur Tür.
»Einen guten Abend zusammen.« Verwirrt schaute Richard von einem zum anderen. Sein Lächeln erstarb, der Papierfächer, mit dem er beim Eintreten herumgewedelt hatte, sank nach unten.
Mit hochgezogenen Augenbrauen und verschränkten Armen lehnte sich David zurück. Er kam sich vor wie jemand, der eine Hauptrolle in einem Schauspiel innegehabt hatte und nun zum Komparsen abgestempelt worden war. Er konnte nicht behaupten, daà er dieses Gefühl sehr schätzte.
»Tja, also ⦠Eigentlich wollte ich zu Anna. Ich hab eine Handvoll meiner Ausstellungskataloge gerettet. Alle anderen sind ja weggegangen wie warme Semmeln, genau wie die Ausstellungsstücke. Wahrscheinlich werden sogar die Kataloge zu Sammelobjekten!« Er lachte.
Eingebildeter Affe, ging es David durch den Sinn.
Richard schaute Anna an. »Ich dachte, als kleines Dankeschön für deine Hilfe am vergangenen Sonntag?« Miteinem auffordernden Nicken hielt er ihr die Kataloge entgegen.
»Richard«, sagte Anna, »das ist eine sehr nette Idee. Aber im Augenblick paÃt es mir leider gar nicht.« Sie wies in die Runde. »Wie du siehst, haben wir gerade eine geschäftliche Besprechung.«
Mit neuem Interesse schaute David Wandas junge Cousine an. Der spitze Ton in Annas Stimme war nicht zu überhören, auch Richard hatte ihn sehr wohl wahrgenommen. Mit einem Stirnrunzeln rollte er seine Kataloge zusammen und trat von einem Bein aufs andere.
»Ja dann â¦Â« Er zupfte an seinem linken Ohr.
»Leg die Kataloge doch einfach hier hin, ich schau sie mir später an, ja? Vielleicht komme ich morgen auch auf einen Sprung bei dir vorbei, falls ich Zeit habe â¦Â« Annas wohlwollendes Nicken änderte nichts an der Tatsache, daà es sich bei ihren Worten fast schon um einen Rauswurf handelte.
Wanda starrte ihre Cousine erstaunt an.
»Das wäre geschafft!« sagte Johanna, kaum daà Richard gegangen war. »Wenigstens bist du so vernünftig gewesen und hast ihm gegenüber deinen Mund gehalten«, fuhr sie an Anna gewandt fort. »Solange wir nichts Näheres wissen ⦠Ja, was ist denn nun? Das gibtâs doch nicht!« rief sie, als es erneut klopfte und im nächsten Moment ein Schatten, diesmal ein gröÃerer, im Türrahmen auftauchte.
»Benno?« kam es kurz darauf aus mehreren Mündern gleichzeitig.
»Was willst denn du hier?«
Seinen Hut in beiden Händen knetend, trat der Adler-Wirt von einem Bein aufs andere.
»Ist etwas mit Johannes?« Wanda sprang so abrupt auf, daà David keine Zeit hatte, zur Seite zu rutschen. Einlautes »Ratsch« ertönte, als Wandas Rock, der in der Enge unter seine Schenkel gerutscht war, zerriÃ.
»Johannes? Nein, mit dem ist alles in Ordnung«, beruhigte Benno sie. »Das heiÃt, der Junge ist schon schuld daran, daà ich hier stehe. Er hat mir gerade von gewissen Nachforschungen erzählt, die ihr betreibt.«
»Nachforschungen â und woher weià mein Herr Sohn davon?« Johannas Augen funkelten wütend.
»Wir haben Johannes vorhin auf der StraÃe getroffen«, ertönte es leise neben David. »Und da â¦Â«
MiÃbilligend schüttelte Johanna den Kopf.
Benno räusperte sich. »Es ist so ⦠Ich hätte eventuell Informationen, die euch weiterbringen könnten.«
»Was?« kam es erneut wie aus einem Mund.
Benno nickte eifrig. »Ich hatte von Anfang an das Gefühl, diesen Aktienhändler irgendwoher zu kennen. Aber mir wollte ums Verrecken nicht einfallen, wo ich den Mann schon einmal gesehen hatte. Immer wieder habe ich darüber nachgegrübelt. Monika hat mich nur ausgelacht und gemeint, ich würde spinnen.
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