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Das gläserne Paradies

Das gläserne Paradies

Titel: Das gläserne Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Fast hab ich’s selbst geglaubt.«
    Â»Ja, und?« Wanda drückte beide Hände auf ihre Brust, als hätte sie Angst, ihr Herz würde vor lauter Aufregung herausspringen. David zupfte an ihrem Ärmel, um sie wieder zum Setzen zu bewegen. Ihren zerrissenen Rock ignorierte er geflissentlich.
    Benno schob seine Unterlippe vor und zurück, schaute von einem zum anderen.
    Â»Jetzt endlich weiß ich wieder, wo ich den Mann schon einmal gesehen habe. Sein Schniefen und wie er die Nase hochzog – das hat mich auf die richtige Spur gebracht! In Berlin war das, aber –«
    Â»Berlin!« »Die Oberguriger Papierfabrik!« »David, hören Sie das?!« »Das bedeutet ja –« »Benno, so rede doch!«
    Ein tumultartiges Durcheinander brach aus.
    Benno räusperte sich. »Die ganze Angelegenheit ist etwas pikant … Mir wäre es lieber, ich könnte allein mit Peter und der Chefin sprechen.« Seine eh schon rotgeäderten Wangen verfärbten sich bei diesen Worten noch röter.
    Â»Pikant – du lieber Himmel! Als ob das jetzt noch etwas ausmachen würde!« rief Johanna und klang dabei leicht hysterisch. »Jetzt rede schon!«

53. K APITEL
    Es war eine seltsame Gruppe, die sich wenige Tage später auf dem Lauschaer Bahnhof einfand: Wanda und Anna, Karl der Schweizer Flein, Christoph Stanzer, der Wirt Benno. Nicht, daß ein Außenstehender auf den Gedanken gekommen wäre, daß es sich überhaupt um eine Gruppe handelte. Und genauso sollte es auch sein.
    Die beiden Frauen standen für sich, jede hatte einen kleinen Koffer dabei. Anna hatte ihre Mutter so lange angebettelt, bis diese schließlich ihre Einwilligung zu der Reise gab. Anna war zwar noch sehr jung für eine solche Fahrt, doch andererseits war sie ja nicht allein unterwegs. Am liebsten wäre auch Johanna mit nach Berlin gefahren – die Aussicht auf Informationen, anhand derer sie Strobel das Handwerk legen könnten, machte sie ganz nervös und aufgeregt. Doch das Geschäft ließ es einfach nicht zu. So sollte wenigstens Anna mitfahren, beschloß sie. Ihre Tochter würde nicht nur etwas Abwechslung genießen können, sondern wäre für Wanda sozusagen eineAnstandsdame. Der Gedanke, daß Wanda nicht allein mit den Männern unterwegs war, beruhigte Johanna angesichts der Blicke, die ihre Nichte dem jungen Bankangestellten immer dann zuwarf, wenn sie sich unbeobachtet fühlte. Und auch David Wagner, der sich der Gruppe in Sonneberg anschließen wollte, schien von Wanda mehr als angetan zu sein …
    Anna ahnte etwas von Johannas Beweggründen, sie mitreisen zu lassen, und mußte deswegen schmunzeln. Falls Wanda wirklich ein Auge auf David Wagner geworfen hatte, wäre sie, Anna, die letzte, die sich ihr in den Weg stellen würde. Solange Wanda sich nicht erneut mit Richard einließ, sollte Anna alles recht sein. Für sie stellte die Fahrt nach Berlin ein großes Abenteuer dar. Alles andere interessierte sie nicht.
    Daß ihre Cousine überhaupt einen Sinn für Abenteuer hatte, überraschte Wanda. Von dieser Seite hatte sie Anna bisher noch nicht kennengelernt. Doch seit Bennos Besuch hatte Anna kein anderes Thema mehr als die bevorstehende Reise nach Berlin. Würde die Zeit reichen, um eines der zahlreichen Berliner Museen zu besuchen? Sollte sie zu Alois Sawatzky gehen, um einen Stadtplan von Berlin zu besorgen? Oder wollte Wanda dies selbst erledigen? Welche Kleidungsstücke müßten sie mitnehmen? Und wieviel Geld würden sie benötigen? Ob sich wohl die Möglichkeit bot, einige Weihnachtsgeschenke zu kaufen?
    Lachend hatte Wanda geantwortet, daß sie selbst auch noch nie in ihrem Leben in Berlin gewesen sei und sie somit keine Antwort auf all diese Fragen geben könne. Ein Stadtplan würde gewiß nicht schaden, andererseits kannten sich sowohl Benno als auch David, der während seiner Lehrjahre drei Monate in Berlin gearbeitet hatte, ein wenig in der Stadt aus.
    Ein paar Meter neben den beiden jungen Frauen standen Karl der Schweizer Flein und Christoph Stanzer. Beide nickten den Frauen kurz zu, taten dann aber so, als hätten sie nichts weiter miteinander zu schaffen. Ein bißchen Heimlichtuerei könne nicht schaden, war die einhellige Meinung der Männer gewesen. Es tat nicht not, in Lauscha unnötiges Gerede in Gang zu bringen.
    Der Zug war schon mit viel

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