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Das gläserne Paradies

Das gläserne Paradies

Titel: Das gläserne Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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versuchte, zu der Verrückten aufzuschließen.
    Â»Hiergeblieben! Halt!« schrie wiederum David.
    Â»Warten Sie! So warten Sie doch, verdammt!« schrie auch Karl.
    Anna und Wanda schauten sich an. Dann nickten sie rasch, machten einen Schritt rückwärts und gaben dadurch sozusagen den Fluchtweg frei. Den Regenschirm hatte Wanda inzwischen geschlossen, hielt ihn jedoch mit beiden Händen fest umklammert.
    Â»Aufgepaßt!« flüsterte Anna.
    Die Augen der Frau namens Claire waren in panischer Angst geweitet, sie sah aus, als wäre sie zu allem bereit. Im nächsten Moment war sie an ihnen vorübergerannt.
    Â»Claire, Klara! So warte doch!« Der Aktienhändler kam näher und näher –
    Wusch! Der Regenschirm durchschnitt die Luft, bildete eine Sperre.
    Der Mann schrie auf, stolperte und stürzte schließlich zu Boden. Sein Schmerzensschrei mischte sich mit einem bösen Fluch.
    Die Frau drehte sich um, zögerte kurz, als überlege sie zurückzukehren, und rannte dann weiter.
    Im nächsten Moment waren David und Benno da. Atemlos kniete sich Benno auf den Rücken des Gestrauchelten, während David dessen Beine umklammerte.
    Â»Verdammt noch mal, was macht ihr beide denn hier?« keuchte er.
    Anna und Wanda grinsten sich an.
    Â»Ach, wir hatten plötzlich keine Lust mehr, Tee zu trinken …«, sagte Wanda mit harmloser Miene.

56. K APITEL
    Der Mann leistete bei seiner »Festnahme« keinen Widerstand, auch leugnete er nicht, derjenige zu sein, für den die Männer ihn hielten. Ja, verdammt noch mal, er sei in Lauscha gewesen! Ja, er habe ihnen die Aktien angedreht. Und nochmals ja, er kenne Friedhelm Strobel – der habe ihn schließlich angeheuert!
    Bennos Brust blähte sich auf wie bei einem Gockel, der über einen Widersacher triumphiert. Dank ihm und seinem scharfen Verstand hatten sie tatsächlich den richtigen Fisch an der Angel!
    Zur Sicherheit nahmen Karl und Benno den Mann in ihre Mitte. Seine Hose war durch den Sturz zerrissen, Blut lief an seinem Knie hinab, und er humpelte. David marschierte vorneweg, die beiden Frauen bildeten das Ende der Prozession. So kamen sie bald im Hotel an und nahmen unter den mißbilligenden Blicken der Empfangsdame die Sitzgruppe in Beschlag. Natürlich wollten siespäter die Polizei rufen, doch zuerst drängte es sie zu erfahren, wie es dazu gekommen war, daß der Garderobier eines Berliner Nachtclubs zum falschen Aktienhändler geworden war.

    Â»Ich kann alles erklären, aber bitte, bitte …« Der Mann fiel vor David auf die Knie, Rotz und Tränen liefen über sein Gesicht. »Ich muß zuerst Claire finden! Ohne mich ist sie doch verloren …«, schluchzte er.
    Â»Nichts da!« erwiderte David. »Jetzt wird geredet!«
    Â»Jawohl!« rief auch Karl und gab dem Mann einen kleinen Tritt.
    Â»Karl …« Tadelnd schüttelte Wanda den Kopf.
    Schwerfällig rappelte sich der Mann auf und wischte sich mit einer Hand übers nasse Gesicht. »Aber –«
    Â»Hinsetzen!« David deutete auf einen der Stühle, auf denen zuvor Anna und Wanda gesessen und Tee getrunken hatten. Die Kanne und die halbleeren Tassen standen immer noch auf dem kleinen Tischchen in der Mitte.

    Wie so oft im Leben ging es um eine Frau. Ihr Name war Klara Borowsky – in Künstlerkreisen nannte sie sich Claire –, und sie war diejenige, die wie eine Verrückte aus der »Blauen Eule« gerannt war. Dort trat sie allabendlich als Tänzerin auf.
    An diesem Abend hatte wohl ein Gast eine abfällige Bemerkung über sie gemacht, die Claire aufschnappte. Nachdem sie von der Bühne gesprungen war und dem Gast beinahe die Augen ausgekratzt hatte, war sie losgerannt. Nie mehr werde sie in diesem Schuppen, wo ihr als Künstlerin nicht die geringste Wertschätzung widerfuhr, auftreten, hatte sie geschrieen. Als Bernhard Borowsky, Klaras Ehemann und Garderobier des Etablissements, sietoben hörte, wollte er in den Saal laufen, um sie zu beschwichtigen. Doch bevor er dazu kam, rannte sie an ihm vorbei und auf die Straße. Im selben Moment waren Benno und David aufgetaucht.
    Klara war kokainsüchtig. Bernhard war es auch, glaubte aber, seine Sucht besser kontrollieren zu können als seine Frau. Sie schnupfte tagtäglich das weiße Pulver, ihre Nase war ständig entzündet, die Schleimhäute bluteten manchmal

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