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Das gläserne Paradies

Das gläserne Paradies

Titel: Das gläserne Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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verlieben wirst, nicht auf. Und wenn ich darüber alt und grau werde – ich werde warten!«
    Für einen Moment hatte Wanda das Gefühl, als stehe die Zeit still, als gebe es nichts und niemanden auf der Welt außer ihr und diesem Mann, der vor ihr kniete.
    Â»Nun sagen Sie schon was, Kindchen!« ertönte plötzlich eine Stimme neben ihr. »Und halten Sie hier nicht den ganzen Betrieb auf!«
    Wanda blinzelte erst das Serviermädchen, dann David an.
    Â»Kommt Zeit, kommt Rat – oder welchen Spruch hätte deine Großmutter in diesem Falle wohl geäußert?« Sie lachte auf.
    Ausgerechnet ein Bankangestellter! Was würde Mutter wohl dazu sagen?

55. K APITEL
    Â»Karl …?«
    Â»Wanda, was ist denn noch?« Fast unwirsch drehte sich Karl der Schweizer Flein um. Er knotete seinen Schal so fest um den Hals, daß Wanda befürchtete, er würde sich selbst strangulieren.
    Sie biß sich auf die Lippen. »Ach, nichts … Ich wollte nur wissen –« Vor lauter Aufregung versagte ihr die Stimme.
    Mit einer ärgerlichen Geste winkte Karl ab. Die Wanduhr, die hinter dem Hoteltresen hing, begann im selben Moment zu schlagen.
    Neun Uhr.
    Anna, die neben Wanda saß, kicherte nervös. Die Spannung in der kleinen Vorhalle des Hotels war fast mit den Händen zu greifen. Selbst die ältliche Dame an der Rezeption, die nur nach viel gutem Zureden bereit gewesen war, Anna und Wanda eine Kanne Tee zu kochen, schien zu spüren, daß etwas in der Luft lag – immer wieder blicktesie von ihren Unterlagen auf und zu der kleinen Gruppe hinüber.
    David Wagner, der ebenfalls schon in Mantel und Hut dastand, warf erst ihr, dann Wanda ein Lächeln zu.
    Â»Ihr könnt beruhigt sein, wir haben alles im Griff. Während ihr hier gemütlich euren Tee trinkt, kümmern wir uns um alles Nötige, nicht wahr?« Er legte je einen Arm um Karls und Bennos Schulter.
    Die beiden Männer nickten grimmig. Und ob! Wie drei Rächer standen sie im Türrahmen des Hotels.
    Christoph konnte sie wegen seiner weiter andauernden Migräne leider nicht begleiten. Er lag leidend im Bett, was ihm einige abschätzige Bemerkungen eingebracht hatte. Wahrscheinlich hatte Christoph die Hosen voll – so sah es aus!
    Â»Und Sie vergessen auch nicht, die Hintertür des Lokals zu sichern?« fragte Anna.
    Wanda warf ihr einen erstaunten Blick zu. So, wie Anna das sagte, hätte man glauben können, daß sie allwöchentlich auf Ganovenjagd ging.
    David Wagner verdrehte die Augen. Lang und breit hatten sie ihren Plan beim gemeinsamen Abendessen durchgekaut: Er und die anderen Männer wollten die »Blaue Eule« aufsuchen, während Wanda und Anna im Hotel warten sollten – schließlich ziemte sich für Frauen der Besuch eines solchen Etablissements nicht, konnte vielleicht sogar gefährlich werden.
    Er holte tief Luft. »Karl wird für den Fall, daß der Kerl abhauen will, an der Hintertür stehen, Benno und ich gehen ganz normal durch die Vordertür. Jetzt heißt es nur noch Daumen drücken, daß wir den Richtigen auch finden!«
    Â»Na dann …« Mit leicht gespreiztem kleinen Fingerhob Wanda ihre Teetasse, als wolle sie den Männern zuprosten. »Auf gutes Gelingen!«

    Kaum waren die drei durch die Tür verschwunden, sprang Anna auf. Wanda stellte ihre Tasse so abrupt ab, daß diese klirrte.
    Â»Tee trinken – von wegen! Wenn die glauben, wir lassen uns so einfach abschieben …« Behende schlüpfte Wanda in ihren Mantel, den sie zuvor hinter ihrem Sessel versteckt hatte.
    Â»Mannsbilder! Glauben immer, alles besser zu können und besser zu wissen!« brummelte Anna und band sich ihren Schal so um den Kopf, daß nur noch die Augen zu sehen waren. Im Gehen schnappte Wanda noch Davids Schirm, dann liefen sie schnellen Schrittes den Männern nach.
    Die Frau hinter der Rezeption schüttelte verständnislos den Kopf.
    Das Lokal liege nicht weit vom Hotel entfernt in einer unscheinbaren Seitenstraße, hatte Benno gemeint. Auch der Eingang selbst sei eher unscheinbar und gleiche mehr der Kellertür eines Wohnhauses als dem Portal eines Nachtclubs.
    Nachdem sie unzählige Male nach links und rechts abgebogen waren, stets bemüht, nicht von den Männern bemerkt zu werden, stellte Wanda fest, daß Bennos Definition von »nicht weit entfernt« eine

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