Das gläserne Paradies
nun von »einer besseren Zukunft«!
»Das Bankhaus Grosse wird sein Bestes tun«, versicherte David Wagner, und es kam Wanda so vor, als zittere seine Stimme ein wenig. War er womöglich von Karls eindringlichen Worten berührt? Spürte er ebenfalls, welch fabelhaftes Unterfangen im Gange war? Empfand er es gar als Ehre, am Gelingen mitwirken zu dürfen?
Der Gedanke gefiel Wanda. Sie lächelte. David Wagner tat zwar ein biÃchen naseweis und altklug, aber davon abgesehen war auch er Teil dieser groÃartigen Sache.
Ich vertraue ihm! dachte sie plötzlich.
David Wagner schaute auf den Stapel Geld vor sich auf dem Schreibtisch. In seinem Blick lag etwas Sehnsüchtiges, fast Andächtiges, so als liebkosten seine Augen nicht ein Bündel Papier, sondern ein wertvolles Kunstobjekt.Mit einem Seufzer sah er von dem Geld zu Karl und räusperte sich.
»Mein verehrter Kollege Siegbert Breuer ist ein sehr fähiger Mann mit groÃer Erfahrung im Börsengeschäft. Er wird â«
»Siegbert wer ?« unterbrach Karl ihn knapp. »Wir wollen keinen Siegbert irgendwas! Du, äh, Sie sind der Sohn vom Wagner-Wirt! Ihren Vater kennen wir seit Jahrzehnten! Und bei einem Geschäft wie diesem ist Vertrauen das Wichtigste, oder?« Wieder schaute er sich zu seinen Begleitern um.
Die beiden Männer nickten. Wanda zuckte mit den Schultern. Worauf wollte Karl hinaus? fragte sie sich. Was hatte er gegen diesen Herrn Siegbert? Wo er ihn doch gar nicht kannte! Und warum um Himmels willen fing er schon wieder mit dem Wagner-Wirt an, der mit jedem Glas Bier, das er ausschenkte, mithalten muÃte? Dafür war der Wagner-Wirt bekannt, hatte Wanda inzwischen mitbekommen. Auf dem Heimweg am Tag zuvor hatte sie die Männer gerade noch davon abhalten können, dem Wagner-Wirt in Steinach einen Besuch abzustatten. Statt dessen hatten sie sie mit einer Geschichte nach der anderen unterhalten.
Karl der Schweizer Flein holte tief Luft. »Ihr Vater ist eine ehrliche Haut. Und deshalb â«
»Ja?« krächzte David Wagner.
»Deshalb wollen wir, daà Sie sich unseres Geldes annehmen!«
»Du hast wirklich zugestimmt, daà die Männer � Du hast sie nicht davon abgehalten?«
Wanda ersparte sich die Antwort.
Lang und breit hatte sie Richard vom Ergebnis ihresBankbesuches erzählt. Ihm und ihrem Vater und Michel und Eva. Alle hatten ihr zugehört. Sie hatte in skeptische Gesichter geblickt. Und trotzdem hatte sie alles berichtet.
Von den Börsengeschäften, in die sie nun einstiegen.
Von dem Vertrauen, das Karl und die anderen in den jungen David Wagner setzten.
Von der Aufregung, die sie danach in einem Glas Bier ertränken muÃten. Diesmal ging natürlich kein Weg an der Wirtschaft vom Wagner-Wirt in Steinach vorbei, das hatte selbst Wanda einsehen müssen.
Zum Schluà sagte sie, daà dies der Grund für ihre späte Rückkehr sei und dafür, daà sie fast verhungere. Nicht, daà sich Richard bis zu diesem Punkt sonderlich für ihre Ausführungen interessiert hätte! Dazu war er viel zu vertieft gewesen in irgendwelche Zeichnungen, die er ihrem Vater gezeigt hatte und die immer noch vor ihm auf dem Küchentisch lagen.
Wandas Stimme hatte gezittert, nur der Name David Wagner war ihr stets flüssig von den Lippen gekommen. Vielleicht war ihr der Name sogar ein biÃchen oft über die Lippen gekommen ⦠Die freudige Erregung, die sie dabei verspürte, schob sie auf die allgemeine Erregung, die dem ganzen Unternehmen innewohnte.
Inzwischen waren alle bis auf Richard wieder ihrer Wege gegangen. Michel und der Vater waren im »Schwarzen Adler«, wohin Wanda später auch noch wollte. Eva war oben bei Sylvie, die heute ein wenig weinerlich war.
Arme Sylvie. Eine dicke Wolke schlechten Gewissens breitete sich über Wanda aus. Viel zuwenig hatte sie sich in den letzten Tagen um das Kind gekümmert â wenn Marie das wüÃte! Andererseits: Marie hätte verstanden, wie wichtig die Sache mit der Gründler-Hütte war. Sie hätte sie sogar ermuntert, ihren Part dabei zu übernehmen.
Im Gegensatz zu Richard. Gegen ein biÃchen Ermunterung seinerseits hätte Wanda weià Gott nichts einzuwenden gehabt. Statt dessen sah er sie an, als ob ⦠Vor lauter Ãrger fiel Wanda kein passender Vergleich ein. Freundlich waren seine Blicke jedenfalls nicht zu nennen. Da hatte sie
Weitere Kostenlose Bücher