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Das gläserne Paradies

Das gläserne Paradies

Titel: Das gläserne Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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in dem Bankangestellten einen willigeren Komplizen als in ihrem zukünftigen Ehemann!
    Wütend biß Wanda in ein weiteres dick geschmiertes Butterbrot und betrachtete dann das Muster, das ihre Zähne in der Butter hinterlassen hatten. Wenigstens der Appetit war ihr nicht verlorengegangen …
    Â»Du sitzt da und ißt, als ob nichts wäre! Du … Du bist wahnsinnig geworden.«

28. K APITEL
    Wenn Benno geglaubt hatte, sein »Schwarzer Adler« wäre zum Debattierklub verkommen, dann hatte er sich getäuscht.
    Ein Tollhaus war daraus geworden!
    Zumindest an diesem Abend war er davon überzeugt, nur noch Irre um sich zu haben. Irre, die nach Bier und Schnaps schrieen, als gäbe es kein Morgen. Irre, die von ihren Tischen aufsprangen, sich abrupt wieder setzten, erneut aufsprangen – Irre mit hochroten Gesichtern, stierem Blick und geifernder Stimme.
    Frische Luft zur Abkühlung hat noch keinem erhitzten Gemüt geschadet, dachte Benno und riß sowohl die Vorder- als auch die Hintertür auf. Der Geruch von gemähtem Öhmd wehte herein und erinnerte Benno daran, wieeinfach und schön das Leben sein konnte. Wenn da nicht die Irren wären, die mit den Fäusten auf die Tische knallten!
    Nach Karls Eröffnung, das Geld der Genossenschaft werde von diesem Tag an sechs Wochen lang in Börsengeschäfte investiert, war der Wahnsinn ausgebrochen. Was Benno sogar verstehen konnte. Allein die Vorstellung, jemand käme auf die Idee, sein schwerverdientes Geld auf diese Weise zu verwenden – oder sollte er nicht gleich sagen: zu verschwenden? –, brachte ihn in Aufruhr.
    Insofern war die Reaktion von Hansens Sohn verständlich. Zugegeben, der Kerl hätte Karl nicht sofort an die Kehle gehen müssen, aber bei einem Hänfling wie Hansens Sohn wirkte eine solche Geste sowieso eher lächerlich als einschüchternd.
    Benno hatte weniger Verständnis für Jockel, der nicht Karl angegriffen hatte, sondern die Amerikanerin. Und dies nicht tätlich, sondern mit Worten, die vielleicht noch schmerzhafter waren.
    Â»Das kommt davon, wenn man eine Dahergelaufene in die eigenen Reihen aufnimmt!« hatte er getönt und dabei so offensichtlich zu Wanda hinübergestarrt, daß auch der letzte kapierte, wen er meinte. »Und noch dazu eine, die mit einem goldenen Löffel im Maul geboren wurde. Für so eine ist unser gutes Geld nicht mehr als Spielzeug! Spielzeug, das man wegwirft, wenn man keinen Gefallen mehr dran hat!«
    Wanda, die sich daraufhin verteidigen wollte, fand kein Gehör. Denn natürlich hatte es niemandem gefallen, daß sein Geld mit Spielzeug verglichen wurde.
    Der Lärmpegel stieg.
    Thomas Heimer wehrte sich dagegen, daß seine Tochter eine Dahergelaufene genannt wurde. Sein Geschrei ließ den Lärmpegel noch weiter anschwellen.
    Benno, der genug Erfahrungen mit Streithähnen hatte und wußte, wann eine Sache zu einer handfesten Prügelei ausarten würde, sah sich zu einem Machtwort gezwungen. Er drohte jedem, der es wagte, von seinem Platz aufzustehen, einen Rauswurf und Hausverbot an, was zwar die verbalen Attacken nicht minderte, sondern sogar noch zusätzliche Schimpftiraden auf seine Person auslöste, sein Inventar jedoch vor größerem Schaden bewahrte.
    Es war Thomas Heimer, dem es schließlich gelang, die Gemüter halbwegs zu besänftigen.
    Â»Eigentlich sind doch die Banken an allem schuld«, sagte er, und schon bei diesen Worten nickte der eine oder andere zustimmend. »Statt mutig genug zu sein, Männer mit einer guten Idee zu unterstützen, lassen sie die Leute im Regen stehen! Hätte die Genossenschaft ein Darlehen erhalten, wäre doch kein Mensch auf die Idee mit den Börsengeschäften gekommen! Ein rechtschaffener Kredit hätte es getan, oder?« Karl, Gustav und Martin Ehrenpreis nickten an dieser Stelle heftig.
    Als sämtliche Streitmichel zu Bennos Erleichterung schließlich vereint dem gemeinsamen Bankenfeind gegenüberstanden, ergriff Thomas Heimer erneut das Wort.
    Â»Aber so ist das Leben nun einmal. Geschenkt bekommt keiner was, alles hat seinen Preis, das weiß niemand besser als ich!«
    Â»Glaubst du, das wissen wir anderen nicht? Sehen wir etwa aus, als hätten wir im Leben schon mal was geschenkt bekommen?« fuhr Jockel ihn an.
    Â»Eben!« pflichtete Heimer dem Mann bei, der daraufhin etwas konsterniert dreinschaute.

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