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Das gläserne Paradies

Das gläserne Paradies

Titel: Das gläserne Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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frag ich mich, wo ich da nur wieder hineingerutscht bin.« Kopfschüttelnd ging sie durch den Raum, wechselte ein paar Worte mit Magnus, begrüßte Griseldis am Versilberungsbad. Johannes’ Blick folgte ihr sehnsüchtig, so als hoffe er darauf, schnellstmöglich selbst wieder im Mittelpunkt von Wandas Interesse zu stehen.
    Anna starrte stur auf ihre Arbeit.
    Hineingerutscht – ha! Wanda hatte doch wieder einmal alles an sich gerissen!
    Welchen Narren Johannes an der amerikanischen Cousine gefressen hatte, war Anna immer noch nicht klar. Warum erkannte er Wandas wahren Charakter nicht? Weil er ein Mann war und sich von ihrem Auftreten bezirzen ließ?
    Daß sie beeindruckend auftrat, mußte Anna ihrer Cousine zugestehen. Und sich selbst gestand sie ein, daß sie Wanda glühend darum beneidete. Kaum betrat sie einen Raum, war es, als würden Funken in der Luft sprühen!
    Â»Ist es zu glauben«, sagte Wanda, nachdem sie sich abermals geschneuzt hatte, »heute morgen war noch alles in Ordnung, erst auf der Zugfahrt von Sonneberg nach Lauscha begann es in meiner Nase zu kitzeln. Hoffentlich werde ich nicht krank, das könnte ich wirklich nicht gebrauchen.«
    Â»Zwei von unseren Bemalerinnen sind auch krank«, erwiderte Johannes.
    Â»Was willst du hier?« fragte Anna kühl, als Wanda vor ihrem Bolg angekommen war. »Wenn du Richard suchst, der ist nicht mehr hier!« Hatte er ihr also gesagt, daß er zu Anna ging – so sehr stand er wohl schon unter ihrerFuchtel! Anna schluckte mühsam den Klumpen Enttäuschung hinunter.
    Â»Richard?« Wanda runzelte die Stirn. »Wieso war er hier?« Sie nieste erneut und fuchtelte mit dem Taschentuch vor ihrer Nase herum. »Oje – es ist immer dasselbe: Kaum betritt man eure Werkstatt, sieht man aus, als wäre man mit Glitzerpuder paniert!« Lachend zeigte sie auf ihre Hände, die golden glänzten.
    Anna verzog keine Miene, nahm statt dessen einen weiteren Rohling und hielt ihn ins Feuer.
    Richard hat ihr nichts gesagt … Wanda hatte keine Ahnung von seinem Besuch hier … Anna durchfuhr ein freudiger Schauer. Nun ärgerte sie sich, überhaupt etwas gesagt zu haben.
    Auch Johannes hatte sich wieder seinem Bolg zugewandt, wenn auch mit einem bedauernden Gesichtsausdruck. Ihm war anzusehen, daß er die Arbeit nur allzugern gegen einen Plausch mit seiner Cousine eingetauscht hätte.
    Wanda räusperte sich. »Ich will auch nicht weiter stören. Darf ich nur kurz euren Telefonapparat benutzen? Ich möchte gern meine Eltern anrufen.«
    Â»Mutter hat doch erst vor ein paar Tagen angerufen«, sagte Anna, ohne von der Flamme aufzuschauen. »Alles ist in Ordnung. Ich glaube kaum, daß sie begeistert wäre, wenn du unnötig telefonierst.« Für eine wie Wanda spielte Geld halt keine Rolle!
    Â»Ich rufe ja auch nicht wegen eurer Eltern an – denen geht es blendend, davon bin ich überzeugt!« Wanda lachte. »Wenn ich an das Besichtigungsprogramm denke, das Mutter für sie geplant hat … Nein, heute brauche ich einen Rat von Steven. Dieser Anruf ist sehr wichtig, versteht ihr? Und ein wenig … vertraulich. Jedenfalls würde ich nur ungern auf dem Postamt telefonieren.«
    Â»Klar kannst du anrufen!« sagte Johannes rasch. »Du weißt ja, wo der Apparat steht.« Er nickte in Richtung des Hausflures.
    Auch wenn sich Anna bemühte, teilnahmslos zu tun und nicht hinzuhören, drangen doch immer wieder Wortfetzen von Wandas Gespräch zur Werkstatt herüber.
    Â»Ach, Mutter … Du fehlst mir so! Niemanden zum Plaudern … Eine Tasse Kaffee mit dir …«
    Kaffee trinken! Mehr als ihr Vergnügen hatte eine wie Wanda eben nicht im Kopf. Kein Wunder, daß Richard nicht glücklich mit ihr war.
    Allerdings mußte Anna im stillen zugeben, daß es nicht Wandas Vergnügungssucht war, über die sich Richard beschwert hatte. Ganz im Gegenteil: »Wanda hat nur noch diese blöde Genossenschaftsgeschichte im Kopf«, hatte er gemurrt. »Daß es für mich bei dieser Ausstellung um alles oder nichts geht, interessiert sie überhaupt nicht!« Seltsamerweise hatte er aber im selben Atemzug erklärt, er habe kein Interesse daran, daß sich Wanda in seine Arbeit »einmische«. Anna konnte sich auf all das keinen richtigen Reim machen. Es hatte Richard doch noch nie gestört, daß

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