Das Glueck Beginnt in Dir
verleugnen und zu besänftigen». Ein anderer Patient, der viele selbstdestruktive Symptome zeigte, erkannte schließlich in der Therapie: «Ich habe meine Todesfurcht durch Unterwerfung gelöst.»
17. NOVEMBER :
«Ja, ich werde sterben»
Oft ist die Todesangst irrational. Sie taucht aus der Tiefe des Unbewussten auf, ohne dass uns der Glaube davon befreien könnte. Und in diesem Augenblick hilft auch der Glaube nicht weiter. Eine Frau, die, zwölfjährig, mit dem Fahrrad unter einen Lastwagen geriet, hatte in ihrer Jugend diesen Unfall und das damit zusammenhängende Trauma gut verarbeitet. Doch mit 40 Jahren bekam sie auf einmal Angst, eine Straße zu überqueren. Ja, sie konnte kaum mehr aus dem Haus gehen. Sie war von der Vorstellung besetzt, sie könne tot umfallen. Für diese Frau war ihr Glaube sehr wichtig, sie betete und meditierte regelmäßig. Doch der Glaube konnte sie nicht von ihrer Todesangst befreien. Die Angst stieg einfach in ihr auf und sie war ihr ohnmächtig ausgeliefert. Ich riet ihr, sie solle sich von ihrer Todesangst immer wieder an Gott erinnern lassen. Sie solle sich vorsagen: «Ja, ich werde sterben, ob jetzt oder später, das weiß ich nicht. Mein Leben ist begrenzt. Ich werde im Tod zu Gott kommen. Aber jetzt in diesem Augenblick lebe ich. Und diesen einen Augenblick will ich bewusst leben, vor Gott und in Gott.» Sie hörte auf, gegen die Todesangst zu kämpfen, sondern ließ sich von ihr immer wieder auf Gott verweisen. Ihre Todesangst wurde für sie zur Begleiterin auf ihrem Weg zu Gott. Sie war nach wie vor manchmal sehr bedrohlich für sie. Aber je mehr sie sie als Freundin annahm, desto mehr konnte sie die Angst entmachten.
18. NOVEMBER :
Unser wahrer Glanz
Die Todesangst gehört wesentlich zu uns Sterblichen. Wir können ihr nicht ausweichen. Wir sollen uns mit ihr anfreunden, mit ihr sprechen und uns von ihr immer wieder auf Gott verweisen lassen. Dann wird sie uns daran erinnern, dass wir Menschen sind und nicht Gott, dass wir sterblich sind und nicht unsterblich. Doch in unserer Sterblichkeit begeben wir uns zu Gott. In ihm wird unsere Sehnsucht nach ewigem Leben erfüllt. Wenn wir Gott begegnen, werden wir nicht aufgelöst, sondern da wird unser innerster Kern, unsere Person, für immer gerettet.
19. NOVEMBER :
Abschied tut weh
Sich von einem Menschen verabschieden zu müssen, den man liebgewonnen hat, kann einem das Herz zerreißen. Wir können den andern nicht festhalten. Er möchte seinen Weg gehen, und er muss ihn gehen, damit sein Leben gelingt. Unser Leben kennt tausend Abschiede. Wir müssen uns von einer vertrauten Umgebung verabschieden, weil wir an einem andern Ort studieren möchten, weil wir anderswo eine Arbeit gefunden haben. Jede Veränderung verlangt einen Abschied. Und nur wenn der Abschied gelingt, können wir uns auf das Neue wirklich einlassen, kann Neues in uns wachsen. Viele möchten am liebsten alle Menschen festhalten, mit denen sie vertraut geworden sind. Aber es gibt auch Freundschaften, die nur eine Zeit lang gut sind. Da wäre es Zeit, wirklich Abschied zu nehmen.
20. NOVEMBER :
Abschied von der Kindheit
Abschied gilt es nicht nur von Menschen zu nehmen. Wir müssen uns auch verabschieden von Gewohnheiten, von Lebensabschnitten, von Lebensmustern. Viele können nicht gut leben, weil sie noch an den Verletzungen ihrer Kindheit hängen. Sie machen immer noch ihren Eltern einen Vorwurf, dass sie sie so eng erzogen haben, dass sie ihren Bedürfnissen nicht gerecht geworden sind. Um hier und heute bewusst leben zu können, muss ich mich verabschieden von den Kränkungen meiner Kindheit. Ich bin hier und jetzt für mein Leben verantwortlich.
21. NOVEMBER :
Notwendige Abschiede
Ganz gleich, wie meine Kindheit war, ich kann jetzt etwas aus dem machen, was ich mitbekommen habe. Keiner hat nur gute und keiner nur schlechte Erfahrungen gemacht. All das Gute können wir aber nur entdecken, wenn wir uns bewusst von den Eltern verabschiedet haben. Wer nie von seiner Kindheit Abschied genommen hat, der wird immer infantile Wünsche an seine Umgebung haben. Wer sich nie von seiner Pubertät verabschiedet hat, der wird immer in seinen Illusionen gefangen sein, die er sich vom Leben ausgedacht hat. Wir müssen Abschied nehmen von unserer Jugend, wenn wir erwachsen werden wollen, von unserem Beruf, wenn wir älter werden. Vor allem aber müssen wir Abschied nehmen von den Verletzungen unserer Lebensgeschichte.
22. NOVEMBER :
Geschmack von Ewigkeit
Ewigkeit
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