Das Glueck Beginnt in Dir
könnten die Rituale ablehnen oder gar lächerlich machen. Daher ist es gut, schon vor Beginn der Adventszeit in der Familie anzusprechen, wie Sie gerne Advent und Weihnachten feiern möchten. Das Gespräch über die Rituale würde dann sehr schnell zu einem Gespräch über die Beziehungen in der Familie werden. Wollen wir überhaupt noch miteinander etwas feiern? Oder geht jeder seiner Wege? Trägt uns das noch, worauf Advent und Weihnachten hinweisen? – Sagen Sie, warum Ihnen die Rituale wichtig sind und was sie für Sie bedeuten. Dazu ist allerdings Mut nötig. Denn damit drücken Sie Gefühle aus und machen sich verwundbar. Doch es ist zugleich die Einladung an die Familie, sich über den Grund Gedanken zu machen, der sie trägt.
4. DEZEMBER :
Barbarazweige
Schon in vorchristlicher Zeit gab es den Brauch, vor der Sonnenwende Kirschzweige in eine Vase zu stellen, damit sie am 24. Dezember, dem dunkelsten Tag des Jahres, aufblühen. Die Kirschzweige galten als Liebeszweige. Wenn die Sonne sich verdunkelt und es draußen kalt wird, soll die Liebe die Herzen erleuchten und erwärmen. Die Christen haben diesen Brauch übernommen und mit dem Fest der heiligen Barbara verbunden. Barbara gehört zu den vierzehn Nothelfern. Ihr Name bedeutet ungefähr so viel wie «Ausländerin». Wir können sie also verstehen als die, die aus einer anderen Welt, aus der göttlichen Welt, zu uns kommt. Sie wird mit dem Turm dargestellt, einem Bild für Ganzheit.
5. DEZEMBER :
Nicht gezählte Stunden
«Die Stunden, die zählen, sind die Stunden, die nicht gezählt werden» (Karlheinz A. Geißler). Was wirklich zählt, das lässt sich nicht quantifizieren, nicht zählen und nicht messen. Glück ist immer zeitlos. Wer seine Stunden zählt, der lebt nicht in der Gegenwart. Als Kinder haben wir die Tage bis Weihnachten gezählt. Das hat der Adventszeit durchaus eine eigene Qualität gegeben. Dieses Zählen meint Karlheinz A. Geißler nicht. Denn ein solches Warten macht ja gerade sensibel für das Geheimnis der Zeit. Die Zeit hat etwas zu bieten. Sie hält etwas in ihrem Schoß für uns bereit, das uns beglückt.
6. DEZEMBER :
Nikolaus – ein Mensch der Liebe
In meiner Klosterzelle habe ich eine Ikone des heiligen Nikolaus. Wenn ich sein Gesicht betrachte, habe ich den Eindruck: Dieser Mann liebt nicht nur die Menschen, er ist Liebe. Alles in ihm strahlt diese Liebe aus. Sie hat Bischof Nikolaus dazu geführt, überall dort einzugreifen, wo Lieblosigkeit, Kälte und Ungerechtigkeit herrschten. Als ein Vater aus Armut seine drei Töchter zur Prostitution drängte, warf Nikolaus dreimal Gold in die Kammer der drei Töchter, so dass sie frei wurden von dem Zwang, ihren Körper anzubieten. Die Güte des väterlichen Nikolaus hat die Kälte des leiblichen Vaters erwärmt. Als eine Mutter unachtsam mit ihrer kleinen Tochter umging und diese auf dem Herd verbrannte, da glich der mütterliche Mensch Nikolaus aus, was die Mutter vernachlässigt hatte. Er sorgte für die Tochter und weckte sie wieder zum Leben.
7. DEZEMBER :
Bis die Weihnachtsglocke läutet
Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie wir als Kinder am Heiligabend gewartet haben auf das Christkind, auf die Bescherung. Wir gingen mit dem Vater durch die Dunkelheit spazieren, sahen in den Häusern Lichter brennen. Und dann mussten wir oben in den Schlafzimmern warten, bis die Weihnachtsglocke läutete. Es war ein geheimnisvolles Erleben, in das nur mit Kerzen beleuchtete Wohnzimmer zu gehen. Kindliche Situationen prägen sich tief in die Seele ein.
8. DEZEMBER :
Advent – ankommen in uns selbst
Warum rühren uns viele Lieder und Texte, die im Advent gesungen werden, so tief an? Advent ist die Zeit, in der ein starkes Verlangen nach dem, was unser Herz zutiefst erfüllen und befriedigen kann, im Rhythmus des Kirchenjahres seinen Ausdruck findet. Diese Sehnsucht, die sich in den Liedern dieser Zeit ausdrückt, hat immer mit Liebe zu tun. – Unser Verlangen danach ist eine Grundbefindlichkeit. Sie weist über das Alltägliche und Banale hinaus und zielt auf Heimat und Geborgenheit, auf das verlorene Paradies. Das ist weder ungesund noch ein Ausdruck von Unreife oder Regression. Es zeigt vielmehr, dass wir uns nur dann dem Leben stellen können, wenn wir in uns selbst daheim sind und wenn wir wahrnehmen, dass Gott als das Geheimnis der Liebe in uns wohnt.
9. DEZEMBER :
Dann wird Gott in uns geboren
Der Mensch ist Königssohn und Königstochter. Er ist Sohn und Tochter Gottes.
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