Das Glueck Beginnt in Dir
Es braucht freilich den Heiligen Geist, damit ich die Worte der Bibel so verstehe, dass sie zu einem Licht für mein Leben werden.
Oft fällt mir ein Wort aus der Bibel ein, wenn ich im Gespräch mit einem Hilfesuchenden nicht weiterkomme. Es bringt Licht in das Dunkel und zeigt einen neuen Weg, auf den ich durch eigenes Nachdenken nicht gekommen wäre.
Aber es braucht eben auch die Übung, mit dem Wort der Schrift zu leben, es immer wieder zu lesen und zu meditieren, damit es tief in mich hineinfallen und mich von innen her prägen und zum Leben inspirieren kann.
21. DEZEMBER :
Ein neuer Anfang
Im Weihnachtsfest geht es um den neuen Anfang. Wir sind nicht festgelegt auf die Geschichte unserer Verletzungen und Kränkungen. Gott setzt in der Geburt Jesu einen neuen Anfang. Wenn Christus in uns geboren wird, so kommen wir in Berührung mit dem unverfälschten und unberührten Bild Gottes in uns.
22. DEZEMBER :
Bedeutung der Nacht
Die Nacht ist für uns Mönche eine heilige Zeit. Im Kloster stehen wir jeden Tag um 4.40 Uhr auf! Wir Mönche wachen, während die Welt schläft, weil wir hoffen, dass die Nachtstille zu einer Zeit der Erfahrung mit Gott wird. Er spricht mit uns während dieser Zeit der großen Stille. Aufgrund der Tiefe dieser Erfahrung ist es auch kein Wunder, dass alle Religionen die Bedeutung der Nacht sehen und unterstreichen. In der Nacht wächst die Sehnsucht. Das Christentum feiert mit Weihnachten und Ostern zwei große Nächte, in denen wir auf Christus warten.
23. DEZEMBER :
Nachsicht
Ein indisches Sprichwort sagt: «Kümmere dich nicht allzu sehr um Fehler anderer Menschen, was sie getan und nicht getan. Wie du selber handelst, was du selber unterlässt – das solltest du viel mehr im Auge behalten.» Die Menschen sind sich überall gleich. Dementsprechend finden wir ähnliche Weisungen in allen Kulturen.
Menschen können nur dann auf Dauer zusammenleben, wenn sie nachsichtig miteinander sind. Wenn einer dem anderen jeden Fehler vorwirft, wenn einer den anderen ausspioniert, um seine Schwachstellen zu entdecken, dann wir das Miteinander unmenschlich.
24. DEZEMBER :
Rituale am Heiligen Abend
In unserer Familie war es immer ein berührendes Ritual, wenn wir alle vor dem Christbaum standen, dessen brennende Kerzen das Wohnzimmer in ein warmes Licht tauchten. Der Vater las die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukasevangelium vor. Dann sangen wir gemeinsam «Stille Nacht». Es ist ein einfaches Ritual. Aber es gibt dem Heiligen Abend ein besonderes Gepräge. Wer diesen Abend ohne Rituale feiert, wird bald spüren, dass das bloße Zusammensitzen und Miteinander-Essen leer wird. Es braucht gerade an diesem Abend Rituale, damit wir wirklich Weihnachten feiern können. – Eine adlige Frau erzählte mir, dass in ihrer Familie nach Ritualen gefeiert werde, die seit Jahrhunderten üblich seien. Das ist keine Nostalgie. Die Familie drückt damit aus, dass sie teilhat an der Glaubenskraft und Lebenskraft der vergangenen Geschlechter. Sie spürt in diesen Ritualen die tiefen Wurzeln, aus denen sie lebt. Sie hat teil an dem Glauben, der die Großmutter und den Urgroßvater befähigt hat, ihr Leben in schweren Zeiten zu bewältigen. Aber die Rituale müssen immer wieder mit Sinn erfüllt werden, und sie brauchen ein behutsames Vollziehen. Nur so werden sie für uns stimmig und schenken uns Anteil an der Sehnsucht, die die Menschen seit je mit Weihnachten verbunden haben, an der Sehnsucht nach Frieden, nach Liebe, nach Geborgenheit, nach einem neuen Anfang, nach der Nähe des heilenden Gottes.
25. DEZEMBER :
Ich brauche auch die Stille
Weihnachten ist ein Familienfest. Aber es ist auch ein Fest der Mystik, ein Fest der Stille. Daher braucht es auch persönliche Rituale, die ich an Weihnachten allein für mich vollziehe. Wenn ich immer nur mit den anderen zusammen bin, fehlt mir etwas Wesentliches von Weihnachten. Ich brauche auch die Stille und die Einsamkeit, damit ich die Geburt Jesu Christi in meinem Herzen erahne.
Für mich gibt es eine Gebärde, die für die Weihnachtszeit passt und das Geheimnis dieser Zeit gut zum Ausdruck bringt. Es ist die Gebärde der Hände, die ich übereinander in die Brustmitte halte.
Es gibt die Haltung der überkreuzten Arme über der Brust. Das ist die Gebärde, die Tür zu schließen und den inneren Raum der Stille zu schützen. Davon unterschieden ist diese weihnachtliche Gebärde: Ich spüre mit beiden Händen die Wärme in der Brustmitte. Und ich spüre die
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