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Das Glueck einer einzigen Nacht

Das Glueck einer einzigen Nacht

Titel: Das Glueck einer einzigen Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Bryan
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bereitete sie sich bereits auf das vor, was jetzt unweigerlich kommen mußte.
    Wie angewurzelt stand Marvin unter der Tür und blickte in den Garten hinaus, wo plötzlich fröhliches Kinderlachen erklang. Danny! Unvermittelt wurde Barbara von Panik erfaßt. Nicht ihretwegen war er stehengeblieben, sondern weil Danny seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Zögernd näherte sie sich Marvin, wobei sie verzweifelt überlegte, womit sie ihn ablenken konnte.
    Langsam wandte er sich zu ihr um. Mit kaltem Blick schaute er sie an. „Dein Sohn, wenn ich mich nicht irre“, sagte er höhnisch, bevor er erneut den lebhaften, rothaarigen kleinen Jungen musterte, der hingebungsvoll seine Brombeeren unter dem Wasserhahn im Garten abspülte.
    Barbara blieb fast das Herz stehen. Hilflos, vor Angst wie gelähmt stand sie da und wartete auf seine nächsten Worte. Und tatsächlich dauerte es auch nicht lange, bis Marvin zum Schlag ausholte.
    „Ich nehme an, du hast keine Ahnung, wer sein Vater ist?“ bemerkte er zynisch.
    Diese rohe Bemerkung war zuviel für Barbara. Mit zwei Schritten stand sie vor Marvin und schlug ihm mit der unverletzten Hand heftig ins Gesicht. Sein ganzer Körper spannte sich, sekundenlang schienen seine blauen Augen Funken zu sprühen. Dann wandte er fast geistesabwesend den Kopf und blickte wieder in den Garten zu dem kleinen Jungen hinaus. Eine ganze Weile verharrte er so, bevor er sich mit gepreßter Stimme bei Barbara entschuldigte.
    „Meine Bemerkung war unfair dem Jungen gegenüber. Aber irgendwie gelingt es dir immer wieder, das Schlechte in mir zum Vorschein zu bringen, Barbara.“
    „Ich glaube, das beruht auf Gegenseitigkeit. Wir müssen einander scheinbar immer weh tun“, erwiderte Barbara nachsichtig, obwohl sie im Moment nicht daran dachte, Marvin zu verzeihen. Die Angst um ihren Jungen schnürte ihr fast die Kehle zu. Sie mußte Marvin von ihm ablenken, bevor er sich den Kleinen genau ansah.
    Doch Marvin antwortete ihr nicht. Gespannt beobachtete er Barbaras Sohn, der immer noch unter dem Wasserstrahl plantschte. Und dann wußte er plötzlich, was ihn an dem Jungen so faszinierte – sein ansteckendes Lächeln, das markante Kinn, seine Bewegungen. Alles kam ihm so vertraut vor. Es war die Familienähnlichkeit mit den Farretts, die Gesichtszüge seines Vaters, das gutmütige Lächeln seines Bruders Edward.
    Barbara zitterte am ganzen Körper. Sie spürte, daß ihn schlagartig die Erkenntnis getroffen hatte. Doch als er sich heftig nach ihr umdrehte, wich sie keinen Schritt zurück. Wenn es um ihren Sohn ging, würde sie wie eine Löwin kämpfen. Da nahm sie es mit jedem auf, der seine Sicherheit bedrohte – auch mit Marvin Farrett.
    „Ich hatte vergessen, wie gefühllos du doch bist, Barbara. Aber du hast einen entscheidenden Fehler gemacht. Du hast mich unterschätzt!“ Die Ruhe, mit der er diese Worte ausgesprochen hatte, ließ sie vor Schreck erstarren. Sie wollte etwas sagen, brachte aber vor Angst keinen Ton heraus.
    „Hast du dir wirklich eingebildet, ich würde die Ähnlichkeit nicht bemerken? Oder hast du etwa angenommen, du seist gerissen genug, hier aufzukreuzen, mit mir Geschäfte zu machen und dann die Stadt wieder zu verlassen, bevor dem alten Festus Crawford auffällt, warum der Junge ihm so bekannt vorkam? Dein Selbstvertrauen erstaunt mich, aber schließlich hast du ja Übung, Männer hinters Licht zu führen!“
    „Du täuschst dich!“ wehrte sich Barbara verzweifelt und trat näher an ihn heran.
    „Ich täusche mich! Willst du mir erzählen, daß ich mich irre? Ebenso, wie ich dich durchschaue, bin ich in der Lage, einen Farrett zu erkennen. Ich nehme an, als nächstes willst du abstreiten, daß er der Sohn meines Bruders ist – mein Neffe!“
    „Ja, ja, du siehst alles ganz falsch!“ Heftig schüttelte sie den Kopf, schaute ihn mit flehenden Augen an. Als Marvin sich anschickte, auf die Terrasse hinauszugehen, faßte Barbara ihn beim Arm und flüsterte eindringlich: „Bitte, Marvin. Hör mich doch erst einmal an.“
    Brüsk stieß er ihre Hand von seinem Arm. „Nein, Barbara. Du wirst mir zuhören.
    Mein Bruder ist tot, aber sein Sohn lebt. Und wenn es mich den letzten Pfennig meines Vermögens kosten sollte, ich werde mir das Sorgerecht für diesen Jungen erkämpfen. Nicht, um mich an dir zu rächen, sondern weil ich ihn haben will. Er ist ein Farrett!“
    Wieder streckte Barbara die Hand nach seinem Arm aus, doch mit langen Schritten ging Marvin hinaus auf die

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