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Das Glueck einer einzigen Nacht

Das Glueck einer einzigen Nacht

Titel: Das Glueck einer einzigen Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Bryan
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dich nicht eine Weile zu mir in die Sonne, und wir probieren Grandmas Brathühnchen?“
    „Noch nicht, Mami!“ rief Danny und tauchte unter, um der mütterlichen Fürsorge zu entgehen.
    Seufzend lehnte sich Barbara auf die Ellenbogen zurück und folgte mit den Blicken der kleinen Gestalt, die da in dem See herumpaddelte. Danny war noch so jung, so verletzbar. Wie leicht konnte man ihm Schaden zufügen. Bei diesem Gedanken stieg erneut die Angst in ihr auf. Ohne daß sie es wollte, grübelte sie wieder über die Probleme, die seit gestern aufgetaucht waren – wie schon die ganze Nacht. Wie konnte sie Marvin nur von seinem unglückseligen Plan abbringen? Während der langen Stunden, die sie schlaflos im Bett lag, hatte sie sich den Kopf darüber zerbrochen. Du mußt es mit Vernunft versuchen, hatte sie sich gesagt, an den letzten Rest von Gefühl appellieren, den er vielleicht noch hat. Aber würde das etwas nützen? Vor allem, wo sein unsinniger Haß jedes andere Gefühl beherrschte? Die Tränen traten ihr in die Augen, das Bild ihres Sohnes verschwamm vor ihrem Blick.
    „Hallo?“ rief da plötzlich eine Stimme.
    Barbara fuhr herum und sah Jim Akins zwischen den Bäumen hervortreten.

    „Guten Tag!“ antwortete sie, um dann wieder zu Danny hinüberzublicken, der sich noch immer vergnügt im Wasser tummelte. Erst, als sie merkte, daß Jim neben ihrer Decke stand, schaute sie zu ihm auf.
    „Was für ein herrlicher Nachmittag“, meinte er lächelnd, während er sich neben ihr auf die Decke setzte und ihr einen Strauß Feldblumen überreichte. Er beobachtete den Jungen, der sich offenbar herrlich in dem nassen Element amüsierte. „Der Kleine hat recht“, meinte er. „Von einem so schönen Tag darf man keine Minute verschwenden. Er scheint auch ziemlich draufgängerisch zu sein.“
    „Ja, manchmal ist er geradezu leichtsinnig, und dann mache ich mir furchtbare Sorgen um ihn“, klagte Barbara, die mit Besorgnis beobachtet hatte, wie Dannys Kopf nur wenige Zentimeter neben einem Felsbrocken wieder aufgetaucht war.
    „Das ist der Übermut der Jugend, Barbara“, meinte Jim beruhigend, ließ aber selbst den Jungen nicht aus den Augen. „Zur Vorsicht bleibt ihm noch genug Zeit, wenn er erst einmal erwachsen ist. Übergroße Angst ist eine Unsitte der Erwachsenen.“
    „Unter anderem“, entfuhr es Barbara unwillkürlich.
    „Ja, unter anderem“, bestätigte Jim, während er sich ihr wieder zuwandte. „Und wie gefällt es Ihnen in unseren Bergen? Fühlen Sie sich hier denn ebenso wohl wie Ihr Sohn?“ fragte er forschend.
    Barbara war sein prüfender Blick etwas unbehaglich. „Natürlich“, sagte sie schließlich leichthin, wobei sie versuchte, ihre Aussage mit einem wenig überzeugenden Lächeln zu bekräftigen. „Bezweifeln Sie das etwa?“
    „Ja“, sagte er und schaute sie noch immer mit diesem Blick an, der bis auf den Grund ihrer Seele zu schauen schien. „Wenn man die Welt dieser Berge erst einmal verläßt, und sich in einer ganz anderen Umgebung einlebt, ist es bestimmt nicht einfach, sich wieder hier wohlzufühlen. Denn meistens findet man die Dinge nicht so vor, wie man sie in Erinnerung behalten hat.“
    „Das Bild, das Sie sich von meinem Lebensstil machen, ist zwar falsch, aber es schmeichelt mir trotzdem“, entgegnete Barbara ausweichend. „Ich habe nicht erwartet, hier alles unverändert vorzufinden. Im Gegenteil, in mancher Hinsicht hatte ich ja eine Veränderung sehnsüchtig erhofft.“ Jim setzte sich in den Schneidersitz und spielte gedankenverloren mit einer Butterblume aus Barbaras Strauß. „Und haben sich diese Hoffnungen erfüllt, Barbara?“ fragte er ruhig, während er ebenso wie sie den Blick auf Danny heftete, der gerade die Uferböschung hinaufkletterte.
    „Nein… aber das wissen Sie doch.“ Sie warf ihm einen schnellen Seitenblick zu, bevor sie wieder auf den See hinausschaute.
    „Ja, das weiß ich“, bestätigte er ruhig.
    „Doc Akins…“ Sie hatte die Worte kaum ausgesprochen, als er sie unterbrach.
    „Da ich galant genug war, Ihnen beim Tanzen nicht auf die Füße zu treten, bestehe ich darauf, daß Sie mich Jim nennen.“
    „Jim…“ Etwas unsicher lächelte sie ihn an. „Obwohl ich wirklich gern mit Ihnen zusammen bin, muß ich Sie warnen. Ich bin äußerst unbeliebt in Farretts Corner, und wenn man Sie in meiner Gesellschaft sieht, könnte das Ihren Ruf ruinieren.“ Ein Schatten fiel auf sein offenes Gesicht. „Vielen Dank für Ihre Warnung, Barbara.

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