Das Glueck einer einzigen Nacht
Besitzer der Bergwerke, und da die meisten von euch ihre Gehälter von mir beziehen, habe ich ein berechtigtes Interesse an dieser Diskussion.“
„Ja, aber… da die Bergwerke den Besitzer gewechselt haben, dachten wir…“
„Sie haben nicht den Besitzer gewechselt, Arley. Die FarrettBergwerke gehören mir, und sie werden auch immer im Besitz der Farretts bleiben.“ Im Raum wurden überraschte Stimmen laut. Alles blickte zu Mason Hershell hin, der gelassen auf seinem Stuhl saß und starr geradeaus blickte.
„Ich habe die nötigen Dokumente bei mir, um denjenigen von euch, die meine Worte anzweifeln, die Richtigkeit zu beweisen. Es erstaunt mich allerdings, wie leichtgläubig ihr den Lügen eines Aufschneiders aufgesessen seid. Ich würde euch vorschlagen, statt euch an der Nase herumführen zu lassen, lieber eure Konten bei seiner Bank zu überprüfen.“
Erregt sprang Hershell auf. „Was wollen Sie damit andeuten?“ fragte er drohend.
In Marvins Augen war ein gefährliches Glitzern getreten. „Wie wäre es, wenn Sie den Leuten sagten, was Sie getan haben?“
Die Atmosphäre im Raum wurde immer gespannter, bis ein ängstlicher Zuruf aus der ersten Reihe die gefährliche Stimmung entschärfte. „Wir behalten also unsere Arbeitsplätze, Marvin?“
„Natürlich behaltet ihr eure Arbeitsplätze“, erwiderte Marvin, dessen Stimme jetzt ein wenig ruhiger geworden war.
„Na, das ist doch unerhört. Willst du damit sagen, daß all diese Aufregung umsonst war?“ fragte Arley.
„Vielleicht nicht“, erwiderte Marvin. „Denn ich hoffe, ihr habt etwas daraus gelernt.
In
dieser
Stadt
war
man
schon
immer
sehr
schnell
mit
ungerechtfertigten Vorurteilen bei der Hand. Und ich weiß, daß das auch für mich gilt. Was ihr nicht versteht und nicht beeinflussen könnt, das verdammt ihr – wie zum Beispiel Barbara Hayden.“
Rachel Prentiss sprang auf. „Das darf doch nicht wahr sein!“ rief sie.
„Ausgerechnet du machst dich für Barbara Hayden stark?“
„Jawohl, Rachel. Weil ich nicht glaube, daß jemand mehr Grund dafür hätte als ich.“
„Ach, tatsächlich!“ Rachel ignorierte die Versuche ihres Mannes, sie auf ihren Stuhl zurückzuziehen.
„Weißt du, Rachel, ich habe erst vor sehr kurzer Zeit entdeckt, wie blind und gefühllos ich gewesen bin. Weil ich nichts als Vorurteile gegen Barbara hatte, habe ich sie völlig falsch eingeschätzt und schlecht behandelt. Ich habe einen großen Fehler gemacht. Aber ihr ebenfalls. Niemandem von uns hat sie etwas zuleide getan. Zu allem nur geschwiegen, und das aus Stolz. Ich habe ihr einmal den Rücken gekehrt, aus gutem Grund, wie ich glaubte. Jetzt mußte ich erkennen, daß ich mich damals geirrt hatte. Weil ich vorschnell geurteilt hatte, habe ich zehn Jahre mit meinem Sohn verschenkt.“
Den Damen blieb vor Schreck der Mund offenstehen, die Männer blickten betreten zu Boden, und Rachel Prentiss sank wie betäubt auf ihren Stuhl.
„Es fällt mir nicht leicht, euch das zu sagen. Aber die Wahrheit muß endlich ans Licht kommen. Ich werde Barbara um Verzeihung bitten und versuchen, das Unrecht an ihr und meinem Sohn wiedergutzumachen. Und ich bete, daß es nicht bereits zu spät dazu ist.“ Marvins Stimme war so leise, als hätte er nur zu sich selbst gesprochen. Doch dann schien er sich wieder darauf zu besinnen, wo er sich befand. Er blickte auf und in die erstaunten Gesichter seiner Zuhörer. „Aber ungeachtet der Antwort, die Barbara mir geben wird, möchte ich euch allen mitteilen: ich bewundere sie sehr, und ihr Sohn ist ein Farrett. Ich kann euch nur bitten, sie endlich zu akzeptieren. Eins jedoch verlange ich von euch, daß ihr Barbara und ihrem Sohn Respekt entgegenbringt.“
Nachdem er diese Worte ausgesprochen hatte, straffte Marvin stolz die Schultern und verließ den Saal, ohne sich noch einmal umzuschauen.
„Das ist ja absolut unglaublich!“ Fassungslos schüttelte Rachel den Kopf.
„Am liebsten würde ich dir eine kräftige Tracht Prügel verpassen!“ Unsanft riß Lloyd seine Frau von ihrem Stuhl hoch und zog sie zur Tür.
Bevor er heftig die Tür von draußen zuschlug, konnte man im Saal noch ihre weinerliche Stimme verstehen: „Ich verstehe gar nicht, warum du so böse auf mich bist, Lloyd.“
Barbara und Jim brachen ihre Unterhaltung jäh ab, als sie Marvins Jeep vor dem Haus vorfahren hörten. Zögernd sahen sie sich an.
„Du mußt es ihm sagen“, drängte Jim sie.
Stur schüttelte Barbara den Kopf. Dann
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