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Das Glueck einer einzigen Nacht

Das Glueck einer einzigen Nacht

Titel: Das Glueck einer einzigen Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Bryan
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meinte er anerkennend.
    „Ach, ich weiß nicht. Jedenfalls hat mich die Arbeit abgelenkt. Und wie geht es dir, Jim?“ Sie lächelte ihn mit diesem unbekümmerten Lächeln an, das er so sehr vermißt hatte.
    „Außer, daß du mir sehr gefehlt hast, gut“, erwiderte er schlagfertig und brachte sie über den Parkplatz zu seinem Kombiwagen. Wenige Minuten später schon waren sie auf der Schnellstraße in die Berge.
    „Und was gibt’s Neues in Farrets Corner?“ erkundigte sich Barbara arglos, ohne zu ahnen, was für ein heikles Thema sie damit angeschnitten hatte.
    Natürlich hatte auch Jim Akins bereits von den Gerüchten gehört und war äußerst beunruhigt über die explosive Stimmung im Dorf. Er hatte gehofft, das Thema bis zum letzten Moment hinauszögern zu können. Denn eigentlich wollte er mit Barbara über etwas sehr Privates sprechen.
    Doch Barbara wurde bei seinem betretenen Schweigen aufmerksam. Als sie dann in sein ernstes Gesicht schaute, war sie sofort alarmiert: „Jim, stimmt irgend etwas nicht?“
    Er umfaßte das Lenkrad fester. „Das hängt davon ab, wessen Gerede man glaubt.“
    „Du sprichst in Rätseln, Jim. Aber ich nehme an, daß es wieder mal um mich geht. Wer kann denn jetzt etwas Schlechtes über mich berichten?“
    „Mason Hershell“, erwiderte Jim knapp.
    „Und was sagt Mason Hershell?“
    Jim schluckte. Behutsam steuerte er den Kombiwagen um eine scharfe Kurve.
    Dann holte er tief Luft und sprudelte mit den Neuigkeiten aus Farretts Corner heraus. „Er hat das Gerücht in Umlauf gesetzt, deine Ölgesellschaft habe die FarrettBergwerke geschluckt. Und weil du einen Rachefeldzug gegen die Stadt plantest, würden bald alle arbeitslos und auf die Wohlfahrt angewiesen sein.“
    „Aber das ist ja absurd!“ rief Barbara empört aus.
    „Natürlich ist es das. Aber die Leute glauben trotzdem daran. Wenn fast die ganze Stadt von einem einzelnen Unternehmen abhängt, dann kommt es leicht zur Panik, wenn dieses Unternehmen plötzlich gefährdet ist.“ Barbara stieg die Zornesröte in die Wangen. Sie wußte sehr gut, was solche aus der Luft gegriffenen Gerüchte anrichten konnten. „ Ich hätte diesen Mason Hershell, diese lächerliche Witzfigur, gleich vor aller Öffentlichkeit bloßstellen sollen“, sagte sie wütend. „Warum hat Marvin nichts gegen diese Gerüchte unternommen?“
    „Ich glaube kaum, daß sie ihm zu Ohren gekommen sind. Mason Hershell ist vielleicht ein Narr, aber er ist nicht verrückt. Hör zu, Barbara, ich mache mir ernsthaft Sorgen um Danny und dich. Heute abend soll eine Gemeinde
    Versammlung abgehalten werden, auf der wahrscheinlich jeder seinem Ärger Luft machen will. Ich würde dir raten, heute nacht nicht auf der Farm zu schlafen.
    Kannst du nicht mit Danny irgendwo unterkommen?“

    „Aber Jim! Dramatisier doch nicht so! Was können sie schon tun? Glaubst du etwa, sie ziehen geschlossen zur Farm, um mich zu lynchen?“
    „Du darfst die Angelegenheit nicht auf die leichte Schulter nehmen. Ja, ich fürchte tatsächlich, daß die Leute so aufgehetzt sind, daß sie zu allem fähig sind.
    Verstehst du denn nicht, daß du die Zielscheibe ihres Hasses bist?“ Die Besorgnis in seinen Worten erstaunte sie. Das war doch einfach lächerlich!
    Was wollten diese Leute eigentlich noch immer von ihr? Hatten sie nicht schon genug Haß auf sie abgeladen? Würden sie erst dann ruhen, wenn sie klein beigab? Trotzig hob sie das Kinn. Sie hatte sich noch nie einschüchtern lassen, und schon gar nicht von engstirnigen Kleingeistern. Zumal, wenn die Vorwürfe absolut unberechtigt waren.
    Behutsam legte Jim seine Hand auf ihre. „Es tut mir leid, dich mit so schlechten Nachrichten empfangen zu müssen, Barbara. Mir ist dieses bösartige Gerede zutiefst zuwider; und wenn es in meiner Macht gelegen hätte, es zu zerstreuen, dann hätte ich das gewiß getan. Aber die Leute sind taub gegenüber jedem vernünftigen Argument.“ Liebevoll drückte er ihre Hand. „Wir kommen gleich an den TaneycomoSee. Was hältst du davon, wenn wir eine Weile anhalten und ein wenig Spazierengehen, bevor wir weiterfahren? Ich möchte gern über etwas mit dir sprechen.“
    Zustimmend lächelte sie ihn an. „Das ist eine gute Idee, Jim. Auch ich würde gern ein wenig laufen. Frische Luft ist im Moment genau das, was ich brauche.“ Jim bog auf eine Straße ab, die entlang des Seeufers führte. Durch das bunte Herbstlaub sah Barbara die Nachmittagssonne auf dem spiegelglatten Wasser glitzern.

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