Das Glück eines Sommers
sie sich wieder fassen kann.«
Richter Grubbs wandte sich Mikki zu. »Alles in Ordnung mit Ihnen, oder möchten Sie eine Pause?«
Mikki atmete tief durch und wischte sich über die Augen. »Nein. Es geht schon.«
»Bitte machen Sie weiter, Mr. Paterson.«
Paterson fuhr fort: »Haben Sie Ihrer Großmutter nicht auch gesagt, Ihr Vater habe nicht die geringste Ahnung vom Elternsein und dass er sich nicht um Sie und Ihre Brüder kümmert?«
Jack senkte den Blick.
Wieder rannen Mikki Tränen über die Wangen. »Das war, bevor er sich geändert hat.«
»Geändert?«
In offensichtlicher Erregung sprach Mikki viel zu schnell. »Ja … Ich meine, früher war er anders … Das heißt, er war nicht schlecht oder so, er hat uns geliebt … Und er liebt uns natürlich immer noch … Er kümmert sich ganz toll um uns …«
»Aber haben Sie Ihrer Großmutter nicht auch gesagt, dass Sie sich um den geistigen Zustand Ihres Vaters sorgen?«
Mit gedämpfter Stimme antwortete Mikki: »Nein. Daran kann ich mich nicht erinnern.«
»Dann haben Sie also nie gesehen, wie Ihr Vater sich irrational verhalten oder einen Wutanfall bekommen hat?«
»Nein. Nie.«
Paterson drehte sich zu dem Mann im Anzug um, der neben Bonnie saß. »Mr. Drake, darf ich Sie bitten?«
Der Mann stand auf, ging zu dem Fernseher neben der Richterbank und legte eine DVD in den Player.
Paterson wandte sich an den Richter. »Euer Ehren, Mr. Drake ist ein zugelassener Privatdetektiv, dessen Dienste Mrs. O’Toole in Anspruch genommen hat, um die Armstrong-Kinder im Auge zu behalten. Dabei ist das Video entstanden, das Sie jetzt sehen werden.«
Der Fernseher erwachte zum Leben. Alle schauten zu, wie Jack mit einer Kiste aus dem Leuchtturm gerannt kam. Er zerschmetterte sie auf den Felsen, stürmte dann über den Strand und wirbelte auf eine Art und Weise herum, die man durchaus als einen Anflug wahnsinniger Wut betrachten konnte. Schließlich ließ er sich in den Sand fallen und weinte. Als Nächstes war Mikki zu sehen, wie sie zu ihrem Vater kroch.
Auf Patersons Zeichen hin stoppte Drake die DVD. Der Anwalt wandte sich wieder Mikki zu.
»Sie haben Ihren Vater in jener Nacht also gesehen, nicht wahr?«
Mikki nickte.
»Und Sie würden sein Verhalten nicht als seltsam oder gar als Wutanfall bezeichnen?«
»Er hat sich aufgeregt. Aber es ist besser geworden.«
»Besser? Dann war er Ihrer Meinung nach also krank?«
»Das habe ich nicht gesagt! Und das habe ich auch nicht gemeint!« Mikki sprang auf und rief: »Sie drehen mir die Worte im Mund um!«
»Junge Dame«, sagte Richter Grubbs, »ich verstehe ja, dass Sie unter gewaltigem Stress stehen, aber halten Sie bitte Ihre Gefühle im Zaum. Das hier ist ein Gericht.«
Mikki schniefte und setzte sich wieder.
»Fahren Sie fort, Herr Anwalt«, sagte Richter Grubbs zu Paterson.
»Falls Ihr Vater wieder krank wird, während Sie noch bei ihm wohnen, wer würde sich dann um die Familie kümmern?«
»Ich.«
Paterson lächelte. »Sie mögen ja kein Kind mehr sein, aber Sie sind noch nicht alt genug, um allein mit Ihren jüngeren Brüdern zu leben.«
Mikki funkelte ihn wütend an. »Sammy ist auch noch da. Er ist der beste Freund von meinem Dad.«
»Ah, Mr. Duvall. Jaja.« Paterson schaute auf seine Notizen. »Wussten Sie, dass Mr. Duvall nach seiner Rückkehr aus Vietnam psychiatrisch behandelt wurde und zweimal wegen Trunkenheit im Straßenverkehr gerichtlich vorgeladen wurde?«
Sammy sprang auf. »Meine ganze verdammte Einheit ist zu dieser Behandlung zwangsverdonnert worden, weil wir zwei Einsätze in Vietnam hatten und Grausamkeiten gesehen haben, die Sie sich nicht einmal vorstellen können, Sie schleimiger Bastard! Und die beiden Anzeigen liegen dreißig Jahre zurück!«
Der Richter schlug mit dem Hammer auf den Tisch. »Noch so ein Ausbruch, Sir, und ich lasse Sie aus dem Saal entfernen.«
Paterson wandte sich wieder Mikki zu. »Mr. Duvall würde sich also um Sie kümmern, ja?«
»Ja«, antwortete Mikki stur.
Paterson wandte sich wieder Drake zu und nickte. Erneut erwachte der Fernseher zum Leben. Sie sahen zuerst, wie Sammy viel zu schnell und ohne Helm auf der Harley fuhr. Die zweite Szene zeigte ihn dösend am Strand. Neben ihm lagen mehrere leere Bierdosen, während Jackie und Cory gefährlich nah am Wasser spielten.
»Was für ein verantwortungsvoller Aufpasser«, bemerkte Paterson zynisch. »Miss Armstrong, können Sie uns berichten, was der Tod Ihrer Mutter mit Ihrem Vater angestellt
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