Das Glück eines Sommers
hat?«
Jenna sprang auf. »Inwiefern soll das relevant sein?«
»Wir versuchen, das familiäre Umfeld der Kinder zu eruieren, Euer Ehren. Der Geisteszustand des überlebenden Elternteils ist dabei durchaus relevant.«
»Fahren Sie fort«, sagte Richter Grubbs.
»Danke, Euer Ehren. Miss Armstrong, bitte beantworten Sie meine Frage.«
»Dad war am Boden zerstört. Das waren wir alle.«
»Und ist er noch immer am Boden zerstört?«
»Was meinen Sie damit?«
»Ihr Vater ist in zwei Schlägereien verwickelt gewesen und wegen Körperverletzung angeklagt, wofür er sogar ins Gefängnis wandern könnte. Sie haben auf dem Video gesehen, wie er diese Kiste zerschmettert hat und wie er sich gleich darauf am Strand … nun, sagen wir, äußerst seltsam verhalten hat. Außerdem hat er Ihre beiden jüngeren Brüder in der Obhut von Mr. Duvall gelassen, als Mr. Duvall entweder betrunken war oder geschlafen hat. Sie haben erklärt, dass Ihr Vater seine drei Kinder vernachlässigt hat, um an diesem Leuchtturm zu arbeiten, woraufhin Ihr jüngerer Bruder zu Schaden kam. Glauben Sie wirklich, so verhält sich ein Mensch, der klar bei Verstand ist?«
»Aber ich habe Ihnen doch gesagt, dass es ihm jetzt besser geht!«
»Also war es irgendwann sogar noch schlimmer?«
»Hören Sie, ich weiß, was Sie hier versuchen, aber mein Dad ist nicht verrückt, okay? Er ist nicht verrückt.«
»Sie sind wohl kaum qualifiziert, das zu beurteilen. Die Entscheidung darüber, ob Ihr Vater das Sorgerecht für seine Kinder behält oder nicht, liegt beim Gericht.«
Mikki sprang auf. Tränen rannen ihr übers Gesicht. »Mein Dad ist nicht verrückt. Er liebt uns. Er ist ein großartiger Vater.«
Paterson lächelte sie an. »Ich bin sicher, Sie lieben Ihren Dad.«
»Ja!«, rief Mikki.
»Und Sie würden alles sagen, um ihn zu beschützen.«
»Ja, das würde ich. Ich …« Zu spät erkannte Mikki ihren Fehler.
»Keine weiteren Fragen.«
Als Paterson zu seinem Tisch zurückkehrte, schaute Mikki ihren Vater an. »Tut mir leid, Dad. Es tut mir leid.«
»Ist schon okay, Baby«, sagte Jack.
Als Jenna sich erhob, um Mikki ebenfalls zu befragen, legte Jack ihr die Hand auf den Arm und schüttelte den Kopf. »Nein, Jenna. Sie hat schon genug durchgemacht.«
»Aber Jack …«
»Es reicht jetzt«, sagte er mit fester Stimme.
Jenna wandte sich an den Richter. »Keine Fragen«, sagte sie widerwillig.
Richter Grubbs schaute zu Paterson. »Haben Sie noch weitere Zeugen?«
»Nur noch einen, Euer Ehren.« Paterson drehte sich zu Jennas Tisch um. »Wir rufen Jack Armstrong in den Zeugenstand.«
KAPITEL 63
Jack wurde eingeschworen und nahm im Zeugenstand Platz. Er fühlte sich sichtlich unbehaglich.
Paterson trat an den Zeugenstand heran. »Mr. Armstrong, wussten Sie, dass Ihre Krankheit schwere Depressionen und sogar geistige Instabilität verursachen kann?«
»Ich bin nicht krank.«
»Wie bitte?«
»Ihre Frage war so formuliert, als würde ich noch unter der Krankheit leiden. So ist es aber nicht. Man hat mich für gesund erklärt. Schauen Sie mich an. Sehe ich so aus, als läge ich im Sterben?«
Paterson griff zu ein paar Dokumenten und reichte sie dem Gerichtsdiener. »Das sind die Aussagen von drei verschiedenen Ärzten, alles Koryphäen auf ihrem Gebiet, die klipp und klar erklärt haben, dass es keine Heilung für Ihre Krankheit gibt und dass sie zu hundert Prozent tödlich verläuft.«
»Dann werden sie das wohl in 99,9 Prozent ändern müssen, nicht wahr?«
»Geben Sie sich die Schuld am Tod Ihrer Frau, Mr. Armstrong?«
»Ein Mensch wird sich immer die Schuld an so etwas geben, auch wenn er nichts tun konnte. So sind wir nun mal gestrickt.«
»Das heißt also Ja?«
»Ja.«
»Das muss emotional schwer zu verkraften sein.«
»Es ist nicht leicht.«
»Erzählen Sie mir von Ihrer Besessenheit, was diesen Leuchtturm angeht.«
»Einspruch!«, rief Jenna. »Es ist eine Unterstellung, von Besessenheit zu reden.«
»Stattgegeben.«
»Dann lassen Sie es mich anders formulieren. Erzählen Sie uns, warum Sie so lange und hart an diesem Leuchtturm gearbeitet haben, Mr. Armstrong.«
Jack runzelte die Stirn und beugte sich vor. »Das ist sehr kompliziert …«
»Versuchen Sie es einfach«, sagte Paterson höflich.
»Der Leuchtturm war für Lizzie ein besonderer Ort«, sagte Jack. »Als Kind ist sie oft dorthin gegangen. Ich habe ihre Sachen dort gefunden … eine Puppe und ein Schild, auf dem ›Lizzies Leuchtturm‹ stand. Ich nehme an,
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