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Das Glück geht nicht zu Fuß: Wie mein Leben ins Rollen kam (German Edition)

Das Glück geht nicht zu Fuß: Wie mein Leben ins Rollen kam (German Edition)

Titel: Das Glück geht nicht zu Fuß: Wie mein Leben ins Rollen kam (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Kiefer
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verschiedene Modelle. Meines ist ein relativ hartes Bienenwabenkissen. Die Bienenwaben verteilen den Druck großflächig; denn Rollstuhlfahrer sind prädestiniert für Druckstellen. Die sind nicht nur lästig, sondern zudem gefährlich. Auch wenn sie klein sind, reichen sie oft sehr tief.
    Der Schauspieler Christopher Reeve soll an einer durch eine Druckstelle entstandenen Infektion gestorben sein. Ich erinnere mich gut an einen Patienten im Krankenhaus, der wegen einer Druckstelle wochenlang auf dem Bauch liegen musste. Ich bin sehr glücklich, dass ich diesbezüglich nie Probleme habe. Das Schlimme ist, dass man praktisch nichts dagegen tun kann. Die Muskulatur, die das Sitzen abpolstern würde, fehlt. Meine Poknochen bohren sich in die Unterlage. Das ist sehr unangenehm. Ich bin doch ein klein wenig die Prinzessin geblieben, die ich damals im Kindergarten war – auch ganz ohne Erbse!

    Mein erster Küschall, genannt K4, war ein Starrrahmenstuhl. Bei dieser Konstruktion können die Räder abgenommen werden, und die Rückenlehne ist umklappbar – übrig bleibt ein rechter Winkel, der unkompliziert, aber nicht ohne Anstrengung ins Auto eingeladen wird. Eine für mich indiskutable Alternative wäre ein Faltrollstuhl gewesen. Bei diesen Modellen befindet sich in der Mitte unter dem Po ein Kreuz zur Stabilisierung. Dort können sie zusammengefaltet und dann verstaut werden. Das ist einerseits sehr praktisch, andererseits wirken sie dadurch sperrig.
    Zu meiner großen Freude bekam ich einen angepassten Rollstuhl. Breite, Rückenhöhe, Ober- und Unterschenkellänge – alles muss sitzen wie ein Maßanzug. Ältere Menschen erhalten oft keinen angepassten Rollstuhl, sondern einen vom Lager. Nachdem ich komplett vermessen worden war, durfte ich mir auch eine Farbe wünschen. Schwarz, was sonst! Das fällt am wenigsten auf. Ich möchte nicht, dass Leute sich auf der Straße nach mir umdrehen und raunen: »Ui, guck mal, ein türkisfarbener Rollstuhl!« Ich will, dass es heißt: »Guck, da kommt die Ines.« Schwarz passt auch zu allen Klamotten und sieht immer gut aus.
    Die Wartezeit nach der Bestellung betrug drei oder vier Wochen. Nach gefühlten zehn Jahren saß ich dann zum ersten Mal in meinem Schweizer Cabrio – und erlebte eine Riesenenttäuschung. Da passte ja gar nichts, hinten nicht und vorne nicht, obwohl die Techniker eifrig am Feintuning arbeiteten. Die kluge Jasmin hatte mich vorgewarnt. Meine Reaktion war völlig normal, denn ich war an das Postgefährt gewöhnt, das mir zwar nicht auf den Leib geschneidert, aber vertraut war. Es ist, als hätte man wochenlang Winterstiefel getragen und würde plötzlich in Sandalen schlüpfen – oder umgekehrt.
    Ich kam dann allerdings sehr schnell in die Gänge mit meinem sportlichen Gefährt und seiner tiefen Rückenlehne, die mir herrliche Bewegungsfreiheit verschaffte, nachdem ich mich an die neue Instabilität gewöhnt hatte. Hier musste ich aktiv das Gleichgewicht halten, anstatt gehalten zu werden wie in dem gelben Vorgänger.
    Ich habe noch nie zwei identische Rollstühle gefahren. Selbst wenn ich Techniker bat, einen neuen Rollstuhl genauso anzupassen wie den alten – er war immer anders. Heute habe ich zwei Stück. Einen für zu Hause und einen für unterwegs – ach ja, und den zum Duschen. Rollstühle sind teuer. Mein erster Küschall kostete damals rund 6000 Mark und wurde wie seine Nachfolger von meiner Krankenkasse finanziert. Deshalb bleibt ein Rollstuhl auch Eigentum der Kasse, und wenn sein Besitzer ihn nicht mehr benötigt, kommt er in ein Lager und wird von dort weiter verliehen. Oder man ist eben privilegiert, weil man beispielsweise jung ist, und bekommt eine Maßanfertigung.
    So wie man ein Abendkleid nicht zum Einkaufen trägt, gibt es auch für meine beiden Rollstühle verschiedene Einsatzorte. Wenn ich da etwas durcheinanderbringen würde, wäre das ein ziemlich komisches Gefühl. Es ist ungefähr so, wie dass man zu Hause am liebsten mit den bequemen Schlappen rumläuft. Bei einem öffentlichen Abendevent hingegen sind Pumps oder High Heels die bessere Wahl.

Startpunkt
    Mitten in Bayreuth unterhielt das Krankenhaus einen sogenannten Startpunkt. Diese rollstuhlgerechte Wohnung diente frischen Rollstuhlfahrern und Rollstuhlfahrerinnen wie mir als erste Station in einem selbständigen Leben. Hier lernten wir, worauf es im Alltag ankommt – wenn keine Krankenschwestern und Zivis rund um die Uhr zur Verfügung stehen. Vor der Wohnung befand

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