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Das Glück geht nicht zu Fuß: Wie mein Leben ins Rollen kam (German Edition)

Das Glück geht nicht zu Fuß: Wie mein Leben ins Rollen kam (German Edition)

Titel: Das Glück geht nicht zu Fuß: Wie mein Leben ins Rollen kam (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Kiefer
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hatte ebenfalls eine Schwäche für Jasmin und kümmerte sich liebevoll um sie und ziemlich nett um mich. Wann immer er es sich zeitlich erlauben konnte, kam er bei uns vorbei. Manchmal saßen wir zu acht im Zimmer und schauten fern oder spielten irgendwas. Eines Tages sagte Jasmin zu mir: »Siehst du, die Zeit vergeht doch ganz schön schnell.«
    Sie hatte recht: von Langeweile oder tristem Krankenhausalltag keine Spur. Ganz im Gegenteil, meine Tage waren ausgefüllt mit Training und Programm. So entstand etwas wie Alltag. Das gab mir Sicherheit und Halt in diesem neuen Leben. Und schließlich auch eine Perspektive, denn die Reha hatte ja ein Ziel: die Entlassung in die Selbständigkeit. Allmählich leuchtete sie am Horizont auf.
    Der soziale Dienst des Krankenhauses stand mir mit Rat und Tat zur Seite. Eine Mitarbeiterin telefonierte mit meiner Chefin und fragte, ob ich meine Ausbildung fortsetzen dürfe.
    »Als Hotelfachfrau wird Frau Korb wohl nicht arbeiten können«, meinte meine Chefin, »doch sie könnte umsatteln auf Hotelkauffrau, das kann sie gut im Rollstuhl bewältigen. Natürlich muss sie in der Berufsschule, was das Kaufmännische betrifft, einiges aufholen. Sie steigt ja mit einem Jahr Verspätung ein, doch ich bin sicher, das schafft sie. Also von unserer Seite steht einer Weiterbeschäftigung nichts im Wege.«
    Einmal besuchte mich der Restaurantleiter im Krankenhaus. Das war sehr nett, auch wenn wir beide nicht wussten, was wir reden sollten. Ich war nun schon daran gewöhnt, dass mir manche Menschen unsicher begegneten, und machte nicht mehr den Fehler, das als Ablehnung zu werten. Trotzdem war es traurig, dass mich einige mieden, als hätte ich eine ansteckende Krankheit. Ich war doch noch immer Ines. Das Einzige, was sich verändert hatte, war meine Wirbelsäule. Dies machte mich zur Außenseiterin, und eines Tages fiel mir auf, dass ich mich im Kreis meiner Freunde und Bekanntschaften im Krankenhaus wohler fühlte als unter Fußgängern.
    Die Menschen, die ich jetzt kennenlernte, kannten mich nur als Ines mit Rollstuhl. Die hatten überhaupt kein Problem damit. Andere, die mich vorher gekannt hatten, kamen oft nicht darüber hinweg, dass nun alles anders war, und benahmen sich sperrig, gehemmt, komisch. Und so geschah etwas Seltsames: Im Umgang waren sie die Behinderten. Obwohl ich wusste, dass sie das gar nicht wollten, war das je nach Tagesform manchmal wirklich anstrengend für mich. Angesprochen wurde das Thema von keinem. Was sollten sie auch sagen – »Du, ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll, dass du im Rollstuhl sitzt«?
    Stattdessen sagten sie »Wird schon wieder« und wurden dann rot. Weil eben nichts wieder wurde oder ganz anders, als sie sich das vorstellten. Manchmal fragte ich mich, wie ich mich bei einer plötzlich gelähmten Freundin verhalten hätte. Ehrlich gesagt weiß ich es nicht.
    Da ich in Bayreuth noch nicht so viele Kontakte hatte – ich wohnte erst ein Dreivierteljahr dort – schloss ich mich gerne Jasmins lustiger Clique an. Sie war ohnehin mein Hauptgewinn. Im Kreis von Jasmin und ihren Freunden erlebte ich auch die Sonnenfinsternis im August 1999. Wir saßen oder standen im Garten, alle mit diesen abgefahrenen Brillen, starrten nach oben und hatten das Glück, tatsächlich die ganze Verdunklung mitzubekommen, obwohl es zuvor länger geregnet hatte. Als der Mond sich langsam vor die Sonne schob und es zuerst dämmrig, dann grün-gräulich, fast unheimlich wurde und alle Vögel schlagartig verstummten, dachte ich: So ist es auch bei mir. Etwas Dunkles hat sich über mein Leben geschoben. Bevor ich den Gedanken weiterspinnen konnte, wurde es schon wieder heller. Die Sonne kehrte zurück.

Das schwarze Cabrio
    Der große Tag nahte. Mein erster eigener Rollstuhl würde bald geliefert. Wie würde er aussehen, wie würde er sich anfühlen, wie würde er sich fahren? Die Therapeuten im Krankenhaus hatten ein Modell für mich ausgesucht – ich vertraute ihrer Erfahrung, denn Rollstuhl ist nicht gleich Rollstuhl. Es gibt drei große Rollstuhlfirmen, die wiederum verschiedene Modelle anbieten. Manche kommen daher wie schwerfällige Lieferwagen, andere sind klein und sportlich. In der Klinik fuhren fast alle auf Küschall ab, eine Schweizer Firma, deren Design angenehm reduziert ist. Ich fand diese Dinger cool, und genauso ein Gefährt sollte ich bekommen.
    Sehr wichtig ist das individuell angepasste Sitzkissen, es wird separat bestellt. Auch hier gibt es

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