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Das Glück geht nicht zu Fuß: Wie mein Leben ins Rollen kam (German Edition)

Das Glück geht nicht zu Fuß: Wie mein Leben ins Rollen kam (German Edition)

Titel: Das Glück geht nicht zu Fuß: Wie mein Leben ins Rollen kam (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Kiefer
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konnte ihn auch nicht auf einem Arm an die Schulter halten, denn zum Anschieben brauche ich wie gesagt zwei Hände. Um auf meinem Schoß zu sitzen, war er zu klein. Ihn dort abzulegen, erschien mir zu riskant.
    Da kam ich auf die Idee, mein Stillkissen so zu formen und am Rollstuhl zu befestigen, dass Tim beschützt in der Mulde zwischen Bauch und Kissen in meinem Schoß liegen konnte. Er würde nicht rauskugeln oder -fallen, und ich war mobil. Gehende Mütter tragen ihre schreienden Babys, ich fuhr meinen kleinen Schatz spazieren, rechts und links um die Couch herum. Wehe, ich hielt mal an! Müde werden durfte ich nicht in der nervenaufreibenden Zeit der Dreimonatskoliken, sonst ging der Alarm los.

    Mein Auto war zu klein für den Familienzuwachs. Da der Rollstuhl auf dem Beifahrersitz verstaut wurde, konnte ich Tim nicht vorne mitfahren lassen, er hätte hinten sitzen müssen. Doch der Honda hatte nur zwei Türen. Wie sollte ich da an ihn rankommen? Ich hätte ihn in seiner Babyschale weder einladen noch anschnallen können. Ich brauchte dringend ein anderes Auto, endlich mit einem elektrischen Rollstuhleinzug. Das Arbeitsamt interessierte sich nicht für meine veränderten Familienverhältnisse. Ob ich zehn Kinder habe oder zwei ist denen schnuppe. Die sind dafür zuständig, mir die mobile Möglichkeit zu bieten, an meinen Arbeitsplatz zu gelangen.
    Klar wollte ich wieder arbeiten, ich wusste sogar schon, wann. Es gab eine Menge Formulare und Anträge auszufüllen, bis ich alles in die Wege geleitet hatte für mein neues Auto mit Ladeboy. Der Honda Jazz wurde nach einer gefühlten Trabi-Wartezeit geliefert, und Markus brachte ihn zum Umbau. Ich konnte es kaum erwarten, dieses neue Fahrzeug in Besitz zu nehmen, mit dem ich noch mal einen großen Schritt in die Selbständigkeit tat. Denn nun würde ich keinen Rollstuhl mehr über mich hieven müssen, das erledigte ab sofort der diensteifrige Ladeboy.
    Der funktioniert übrigens nur mit einem Faltrollstuhl – also einem Modell, das ich eigentlich nicht haben wollte, weil ich es zu wuchtig und klobig finde. Doch zu meiner großen Freude entdeckte ich ein Faltrollstuhlmodell ohne die unschöne Kreuzkonstruktion unter dem Sitz. Natürlich von meiner Lieblingsfirma. So stand dem Ladeboy nichts mehr im Weg. Ich brauche den Rollstuhl nur einzuhängen und ein Knöpfchen zu drücken. Ein Segen der Technik. Danke!

Der Rasen, der Müll, der Mann
    Der Rasen wuchs. Nichts passierte. Markus schien es nicht wahrzunehmen. Ich versuchte, geduldig zu sein. Irgendwann konnte ich mich nicht mehr zurückhalten.
    »Willst du nicht mal den Rasen mähen?«, fragte ich und achtete darauf, dass meine Stimme freundlich und harmlos klang.
    »Hm?«, machte Markus wenig begeistert.
    »Je höher das Gras wird, desto mehr Mühe kostet es«, wollte ich ihn motivieren.
    »Ja, ja. Ich mach schon.«
    Er machte aber nicht, und ich konnte dem Rasen beim Wachsen zusehen. So gern hätte ich das selbst übernommen, doch wie hätte ich es schaffen sollen! Es stimmte mich ungehalten und manchmal wütend, dass ich um alles bitten musste. Und das nicht einmal, sondern zwanzig Mal.
    »Markus, der Rasen!«
    »Ja, ja«, murrte er.
    »Kannst du das bitte an diesem Wochenende erledigen?«
    »Ja, mach ich.«
    Am Montag war der Rasen noch immer nicht gemäht, und wenn ich das bemängelte, hieß es womöglich, ich würde Markus daran hindern, die Dinge in seinem Rhythmus zu erledigen. Das mochte schon sein, doch wenn der Müll stank, dann war mir der Rhythmus meines Göttergatten schnurzegal.
    Ich beklagte dieselben Baufehler an Männern wie Fußgängerinnen. Rasen mähen, Müll wegbringen – das konnte doch nicht wahr sein! Wir lebten in einem Traumhaus, unser Traumkind war gesund und munter … und ich regte mich über einen vollen Mülleimer auf! Ich wollte das nicht. Ich freute mich nicht darüber, dass ich im Alltag feststeckte, was ich mir nach der Notoperation im Krankenhaus ja sogar gewünscht hatte: stinknormalen Alltag leben zu dürfen. Stinknormal.
    O ja, der Müll stank. Warum merkte Markus das nicht? Er machte den Eimer auf, der am Überquellen war, und ließ trotzdem noch was auf den Berg fallen. Irgendwann rutschte es dann daneben auf den Boden – so ein Pech aber auch, da konnte man nichts machen. Schicksal. Dabei war es für ihn viel einfacher als für mich, den Eimer zu leeren, und es war sein Job, so hatten wir das besprochen. Kochen, Rasen und Müll: Markus. Rest: Ines.
    »Markus, der

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