DAS GLÜCK IM AUGENWINKEL: Roman (German Edition)
Begeisterung für einen Autor näheren Kontakt zu Janine aufzunehmen, und auch Nita selbst hatte hin und wieder einige lästige Anmachversuche abwehren müssen. Trotzdem ahnte sie, dass es sich hierbei nicht um einen gewöhnlichen Kunden handelte.
"Ich hätte ihm nicht sagen dürfen, in welchem Buchladen ich arbeite", murmelte sie, während sie ihr Handy aus der Tasche holte.
"Aber wenn er es ohnehin weiß, warum fragt er dann, ob du hier arbeitest?"
"Keine Ahnung", antwortete Nita und öffnete die letzten Kurznachrichten, die sie mit Detlef ausgetauscht hatte.
Hallo Nita. Auch wenn der Ausgang unseres ersten Treffens relativ überraschend kam, kann ich es kaum erwarten, dich wiederzusehen. Was auch immer du gerne tun möchtest, ich bin dabei. Schlag einen Ort und eine Zeit vor, und ich werde da sein.
Lieber Detlef. Der Abend mit dir (und auch der Ausgang) war sehr schön, aber ich befinde mich momentan in einer recht schwierigen Situation. Claudia hat dir sicher davon erzählt. Emotionen wühlen mich noch zu sehr auf, und ich merke einfach, dass ich noch nicht bereit für eine neue Beziehung bin, so unkompliziert diese auch aussehen mag. Es wäre mir lieb, wenn wir den Kontakt zunächst auf Eis legen. Bitte sei mir nicht böse. Alles Gute für dich, Nita.
Liebe Nita. Deine Situation verstehe ich vollkommen, und ich kann sehr gut nachempfinden, wie sehr dir dein Verlust noch immer an die Nieren gehen muss. Gerade deshalb denke ich, dass dir ein wenig Ablenkung guttun wird, zumal diese Ablenkung nicht automatisch in einer Beziehung enden muss. Heute Abend, dasselbe Restaurant? Dieselbe Uhrzeit wie neulich?
Tut mir leid, Detlef. Aber heute Abend habe ich keine Zeit. Und generell glaube ich wirklich, dass Abstand, von wem und was auch immer, im Moment für mich das Beste ist. Ich danke dir trotzdem. Liebe Grüße, Nita.
So schnell werde ich nicht aufgeben. ;-)
Plötzlich bekam dieser letzte Satz, den sie am Abend zuvor zunächst ignoriert hatte, eine völlig neue Bedeutung. Dass er sie sogar im Buchladen aufsuchte, irritierte sie jedoch. Glaubte er wirklich, Hartnäckigkeit und Einfallsreichtum würden ihren Entschluss ins Wanken bringen?
"Vielleicht warst du einfach nicht deutlich genug", sagte Janine und steckte den Schlüssel in die gläserne Schiebetür des Ladens. Vor dem Eingang hatten sich bereits ein halbes Dutzend Kunden versammelt.
"Sicher war ich deutlich genug", antwortete Nita. "Scheinbar lässt es ihn aber eher unbeeindruckt."
Die ersten Kunden betraten den Laden, eine ältere Dame ging direkt auf Janine zu, um sich nach einem Bildband zu erkundigen.
"Ich werde Claudia bitten, ihm diesen Unfug auszureden", sagte Nita, nun mehr zu sich selbst. Dann begann sie, falsch plazierte Bücher vom Tisch für Neuerscheinungen zu räumen.
Kapitel 8
Ich müsste mich schämen, weil ich mich auf einen anderen Mann eingelassen habe. Und doch gelingt es mir nicht, weil ich einfach spüre, wie unbedeutend die Begegnung und die, zumindest körperliche, Annäherung zu ihm ist. Es hat keinerlei Bedeutung. Verstehst du? Nichts und niemand hat die Macht, auch nur den Ansatz einer Bedeutung für mein Leben zu haben. Es scheint, als hätte sich mein Körper für einen Moment losgelöst, um nach Ablenkung zu suchen, die meine Seele doch niemals erreichen wird. Ein aussichtsloses Unterfangen und ein Versuch, der mir jetzt geradezu lächerlich erscheint. So lächerlich, dass ich dir gegenüber nicht mal ein schlechtes Gewissen habe.
Detlef heißt er. Er ist der Cousin von Claudia. Das macht das Ganze etwas anstrengend, weil sie mich immer wieder davon zu überzeugen versucht, dass mir die Ablenkung guttut, dass der Kontakt zu ihm genau das ist, was ich im Moment brauche. Aber so sehr sie sich auch bemüht, mich zu verstehen, sie wird niemals nachempfinden können, wie absurd jeder Versuch ist, dich auszublenden. Ich weiß, es muss weitergehen. ICH muss weitergehen. Und das tue ich auch. Irgendwie. Trotzdem weigere ich mich dagegen, dich zurückzulassen. Du bist noch immer da. In jedem Gedanken. In jeder Faser meines Körpers. Selbst als ich neben diesem Typen aufgewacht bin, warst du da. Für einen Moment hatte ich den Eindruck, dich auf der Bettkante sitzen zu sehen, während du dich über das Unterhemd dieses Typen amüsiertest.
Ich habe übrigens wieder angefangen, das Café Platinkirsche aufzusuchen. Entgegen aller Erwartungen hat es mich nicht trauriger gemacht, sondern mir ein seltsam vertrautes Gefühl
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